Alternatives Prag: Szeneviertel Holešovice

Heute zeigen wir Euch ein alternatives Prag, das Szeneviertel Holešovice, das uns begeistert und in dem wir locker mehrere Tage verbringen könnten. Was ist Prag ohne die weltbekannte Altstadt? Zusammengefasst lautet unsere Antwort: Sehr sehenswert, hip und multikulturell!


Insgesamt verbringen wir zwei Wochen in der tschechischen Hauptstadt. Unser Hostel liegt in einem entspannten Stadtteil mit vielen jungen Leuten, abseits der Touristenmassen. Außerdem erkunden wir die weiteren Bereiche nördlich der bekanntesten Sehenswürdigkeiten von Prag.

Heute nehmen wir Euch mit in die Stadtteile Bubentsch (Bubeneč) und Holleschowitz (Holešovice):

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Alternatives Prag außerhalb der Altstadt – ein Überblick

Holešovice gilt als Industrie- und Szeneviertel von Prag und grenzt nordöstlich an die Prager Altstadt. Von dieser ist es nur durch die Moldau getrennt. Insgesamt spielt die Moldau für Holešovice eine große Rolle, da sich der gesamte Stadtteil innerhalb einer nur etwa 1,5 Kilometer breiten Schleife des Flusses befindet. Für uns wirkt der Stadtteil zweigeteilt, der westliche Teil beginnt mit dem Letná-Park und endet am großen Bahnhof von Holešovice. Der zweite Teil des Viertels liegt östlich des Bahnhofs und ist auf allen anderen Seiten durch die Moldau begrenzt.

Auf dem Weg in den östlichen Teil von Holešovice bietet sich ein Abstecher nach Bubeneč an, wo einige sehr imposante Gebäude zu finden sind. Auf dem Rückweg gehen wir entlang der Moldau bis zur Letná-Höhe, die mehr als nur ein tolles Panorama auf das Prager Stadtzentrum zu bieten hat.

Für Eure Planung: Es ist super schwierig, eine genaue Aufteilung der Stadtteile von Prag zu finden. Die durchnummerierten Verwaltungsbezirke Prag 1 bis Prag 22 sind relativ gut zu identifizieren. Danach wird es aber auch bei bekannten Kartenportalen ungenau. Wundert Euch also nicht, falls ihr eventuell andere Zuordnungen findet. Außerdem: In diesem Beitrag verwenden wir die tschechischen Namen Holešovice und Bubeneč statt Holleschowitz und Bubentsch.

Holešovice – Frühstück, Kunst und Kaffee im Westen

Wir starten ganz im Westen von Holešovice, unmittelbar hinter dem Fußballstadion von Sparta Prag, dem wohl bekanntesten Verein Tschechiens. Der Beginn unserer Tour durch Holešovice führt uns an bunten Straßenzügen mit schönen Altbauten entlang. Zwischen kleinen Läden und gemütlichen Cafés, mit Spezialitäten aus allen möglichen Ländern dieser Erde, gibt es viel zu entdecken. Die Atmosphäre ist lebhaft, das Publikum bunt gemischt.

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bunter Westen von Holešovice – im Hintergrund ist die St. Antonius Kirche zu sehen

Auf den ersten Blick sehen einige Gebäude ziemlich abgerockt und verlassen aus. Aber es lohnt sich, etwas genauer hinzuschauen. Häufig finden sich dort (künstlerische) Graffiti oder moderne Kunstgalerien in den Innenhöfen. Und sowieso lieben wir einfach den Charme dieser Häuser!

Eines der dominierenden Bauwerke ist das Hotel Mama Shelter Prag, das ein ziemlicher Kontrast zu vielen anderen Gebäuden darstellt. Es liegt direkt neben dem ehemaligen Messepalast, der heute die Prager Nationalgalerie beherbergt.

Café in Holešovice
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Mama Shelter Hotel – eines der dominierenden Gebäude in Holešovice

Wer spektakuläre Bauwerke oder berühmte Sehenswürdigkeiten sehen möchte, wird in diesem Teil von Holešovice nicht fündig. Wer wie wir allerdings eher den Fokus auf Atmosphäre, einzelne Details oder verborgene Schätzchen legt, für den ist hier ein guter Start in den Tag. Definitiv findet ihr hier einen guten Kaffee und etwas Leckeres zum Frühstück, sodass ihr gestärkt für den Erkundungstag seid.

Bubeneč – Ausstellungsgelände und Industriepalast

Ein toller kleiner Umweg bietet sich auf dem Weg in den östlichen Teil von Holešovice an: Bubeneč. Das Viertel grenzt unmittelbar an Dewitz (Dejvice), wo wir zwei Wochen gewohnt haben und das wir Euch separat vorstellen. Richtung Holešovice grenzt sich der Stadtteil durch den sehr großen Park Baumgarten (Stromovka) ab. Ganz im östlichsten Zipfel von Bubeneč, unmittelbar vor dem Bahnhof von Holešovice, befindet sich das Ausstellungsgelände (Výstaviště Praha), das definitiv einen Abstecher wert ist.

Es wurde für die Prager Jubiläumsausstellung im Jahre 1891 ausgewählt. Heutzutage ist es ein interessanter Ort, irgendwie eine Mischung aus Historie und Moderne. Teilweise hat es den Charme eines Lost Place, obwohl das Gelände weiterhin genutzt wird, für Messen, Festivals oder weitere Veranstaltungen. Und die sind oftmals hochmodern…

Der imposante Industriepalast ist sicher das Markenzeichen schlechthin. Leider ist ein Teil des Industriepalastes vor einigen Jahren komplett ausgebrannt. Sehr interessant wäre auch ein beleuchteter Springbrunnen hinter dem Industriepalast, der von einigen Pavillons und wie bei einem Amphitheater von Tribünen umgeben ist. Leider fand bei unserem Besuch kein Wasser- und Lichtspiel statt. Gerne hätten wir das gesehen und Euch ein paar Fotos gezeigt.

Mehrere Zeugnisse der Prager Jubiläumsausstellung sind nicht mehr vorhanden. Teilweise wurden sie an andere Orte verbracht. Dafür könnt ihr einige moderne Gebäude bestaunen. Am prägnantesten ist sicher die GoJa Music Hall, in der unter anderem Musicals stattfinden.

Holešovice – Hippe Kultur und Prager Markthallen

Auf den nur etwa 1 x 1,5 Kilometern zwischen den Bahngleisen an einer und der Moldau an den anderen drei Seiten befindet sich ein kleiner Hafen. Für uns ist dieser Teil von Holešovice das hippe Zentrum! Eigentlich ist der östliche Teil von Holešovice in nahezu jeder Hinsicht eine Steigerung vom westlichen Teil. Es ist hipper und mit so vielen kleinen oder großen Besonderheiten versehen, dass es uns absolut begeistert.

Kunst und Kultur

Charme haben alleine die teilweise sehr schönen, teilweise aber auch heruntergekommenen (Alt-)Bauten. Zudem sind viele dieser Gebäude mit künstlerischen Details verziert oder beherbergen alternative Läden und hippe Cafés.

Neben häufiger Straßenkunst und diversen Kunstgalerien bietet dieser Teil von Holešovice mit dem DOX, dem Zentrum für zeitgenössische Kunst, auch ein spannendes Museum. Bereits von außen ist es mehr als auffällig. Unter anderem begeistert uns ein riesiger begehbarer Zeppelin aus Holz, der zwischen zwei Gebäudeteilen installiert ist. Wechselnde Ausstellungen können für einen abwechslungsreichen Nachmittag sorgen und für etwa 11 Euro Eintritt (Stand Januar 2025) könnt ihr jede Menge Kunst bewundern.

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alternatives Holesovice
Typisches Gebäude in Holešovice: Hättet ihr den Basketballkorb gesehen?

Essen und Trinken

Außer Kunst und Kultur ist der Osten von Holešovice auch kulinarisch sehr interessant. Wobei die Grenzen zwischen diesen Kategorien für uns fließend sind. In einer stylischen Halle, die auch für Veranstaltungen genutzt wird, ist der Fabrikverkauf von lokal hergestellten, alkoholfreien Energyshots (Samurai Shot). Außerdem haben wir selten so eine individuelle Einrichtung gesehen, wie im Cross Club Prag. Allein die aufwändige Dekoration, insbesondere im Außenbereich, ist einen Besuch wert. Nahezu täglich finden dort Veranstaltungen statt, neben viel elektronischer Musik auch Lesungen, Filme und vieles mehr.

Aber auch Essen und Trinken ist dort möglich und die Auswahl an veganen Burger und Pizzen hat uns begeistert. Wir sind uns sicher, dass jeder in diesem Stadtteil fündig wird. Übrigens auch Krypto-Enthusiasten, denn es gibt sogar ein Café, in dem nur mit Bitcoin bezahlt werden kann.

Gastro-Fabrikverkauf im Szeneviertel Holešovice

Prager Markthallen – Holešovice auf kleinstem Raum

Spannende Museen, hippe Clubs, Restaurants und Cafés plus immer wieder Kunstwerke auf offener Straße – das könnte schon mehr als ausreichend für einen interessanten Tag sein. Ein Highlight fehlt jedoch noch, dafür gehen wir in einen ehemaligen Schlachthof:

Vieles, was den Prager Stadtteil Holešovice für uns so faszinierend macht, finden wir noch einmal geballt in den Prager Markthallen. Direkt an der Moldau gelegen, bietet das Gelände von etwa 200 mal 400 Meter Größe enorm viel Abwechslung. Historischer Charme wird durch die Nutzung des Geländes des ehemaligen Schlachthofes erzeugt, von dessen Architektur vieles noch erhalten ist. Kunst und Individualität findet sich unter anderem in kleinen Handwerksläden, Galerien und Boutiquen und zwei Theatern. Multikulturelles Flair entsteht durch einen eigenen Asia-Markt auf dem Gelände und einen Platz mit Foodtrucks. Nicht zuletzt gibt es natürlich auch eine große Markthalle.

Bei unserem Besuch ist leider weder der Markt geöffnet noch findet gerade eine Veranstaltung auf dem Außengelände statt. Trotzdem finden wir das Gelände sehenswert. Bei unserem nächsten Besuch in Prag würden wir definitiv wiederkommen.

Schöne Altbauten auf dem Weg zu den Prager Markthallen
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der Eingang zum Areal der Prager Markthallen, dem ehemaligen Schlachthof

Stalin und Viewpoint auf der Letná-Höhe

Etwa 1,5 Kilometer westlich der Prager Markthallen beginnt die Letná-Höhe, manchmal auch einfach Letná oder Letná-Park genannt. Es handelt sich um ein Naherholungsgebiet oberhalb der Moldau mit viel Grün und Sportanlagen. Zudem hat und hatte die Letná-Höhe einige Highlights zu bieten.

Geschichte und Kunst

Zur Errichtung des Ausstellungsgeländes für die Prager Jubiläumsausstellung 1891 wurden auf der Letná-Höhe eine schwerkraftbetriebene Standseilbahn und eine elektrische Straßenbahn gebaut und einige Jahre betrieben. Heute finden sich jedoch nur noch wenige Zeugnisse davon. Eines davon ist der sehr schöne Hanau-Pavillon, der nach der Ausstellung auf die Letná-Höhe verfrachtet wurde und heute als Restaurant genutzt wird.

Gigantisch war das weltweit größte Stalin-Denkmal, das von seiner Einweihung 1955 bis zu seiner Sprengung 1962 hoch über der Prager Altstadt gethront hat. Übriggeblieben ist der riesige Sockel, auf dem ein großes und weithin sichtbares Kunstwerk installiert. Die „Time Machine“ von Vratislav Karel Novák ist besser bekannt als Prager Metronom und ragt bis zu 25 Meter nach oben. Sehr beliebt ist der Sockel zudem bei Skatern, die die große Fläche ausgiebig nutzen. So ganz hat sich Stalin allerdings doch nicht verabschiedet – das Kulturzentrum Stalin befindet sich direkt am Sockel und wirkt für uns wie ein Treffpunkt für das junge und hippe Prag.

Etwas historischer wird es dann wieder mit dem Letná-Karussell, welches sich bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts auf der Letná-Höhe befindet. 2004 wurde es nach mehr als 100 Jahren Nutzung geschlossen. Mittlerweile wurde es umfangreich restauriert und 2022 wiedereröffnet. Es ist ein schöner Blickfang bei einem Spaziergang durch den Park.

Im Kontrast dazu entdecken wir in unmittelbarer Nähe vier unterschiedliche viereckige Betonsäulen. Sie wirken allein durch ihre Höhe sehr dominant, durch die komplett mit schwarz-weißen Mosaiken übersäten Flächen wecken sie unser Interesse. Später erfahren wir, dass ihre Bedeutung ganz simpel ist. Sie dienen zur Lüftung des darunter befindlichen Verkehrstunnels. Durch die künstlerische Dekoration haben sie es allerdings mittlerweile ganz offiziell zu einem Kulturdenkmal des Landes geschafft.

Aussicht auf das Stadtzentrum

Unser persönliches Highlight und ein toller Abschluss unserer Tour durch Holešovice und Bubeneč ist allerdings keines der Bauwerke. Es ist die wunderbare Aussicht auf das Stadtzentrum von Prag. Die Dächer werden von der untergehenden Sonne golden angeleuchtet und alles wirkt total ruhig und friedlich. Es ist ein krasser Kontrast zum trubeligen Stadtzentrum von Prag und ein toller Ort, um die Eindrücke der Stadt auf uns wirken zu lassen. Ob im Biergarten oder an einem der verschiedenen Aussichtspunkte – ihr habt die freie Wahl!

Tagesabschluss auf der Letná-Höhe mit tollem Ausblick auf das Stadtzentrum von Prag

Lohnt es sich? – Alternatives Prag in Holešovice und Bubeneč

Ist unser Wohnviertel Dejvice schon wirklich cool und multikulturell, so ist Holešovice noch einmal eine Steigerung. Es ist für uns DAS Szeneviertel von Prag schlechthin. Und es ist ein großer Kontrast zum historischen und häufig auch überfüllten Stadtzentrum mit seinen zahlreichen Sehenswürdigkeiten.

Ihr könnt wählen zwischen alternativen Läden, Konzerten, hippen Cafés und internationalen Köstlichkeiten. Wir empfehlen Euch eine Erkundungstour durch Holešovice sehr.


Seid ihr schon einmal in Prag gewesen und kanntet ihr etwas anderes als das „klassische“ Prag mit der Karlsbrücke, der astronomischen Uhr oder der Prager Burg? Wir freuen uns, wenn wir Euch eine neue Seite von der Hauptstadt Tschechiens zeigen konnten. Würdet ihr einen Abstecher nach Holešovice machen? Viele Grüße, Thomas

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