Bosnien-Herzegowina im 20. Jahrhundert oder Sarajevo Teil 2

Sarajevo ist mehr als ein multikultureller Ort in Bosnien und Herzegowina. Neben einer Mischung vieler osmanischer und westlicher Elemente, ist auch jede Menge Geschichte mit dieser Stadt im Herzen des Landes verbunden. Welche Orte uns diese Vergangenheit näher gebracht haben, verraten wir Euch in diesem Beitrag.


Unser Roadtrip Richtung Südosteuropa bringt uns nach Bosnien und Herzegowina, wo wir fünf Wochen den Winter genießen. In diesem Beitrag begeben wir uns in 20. Jahrhundert und nehmen die jüngere Vergangenheit Sarajevos in den Fokus. Wir berichten über:

Ein paar Gedanken vorab zu Bosnien und Herzegowina…

Ich finde es unheimlich schwierig, einen Beitrag zu schreiben, in dem das Thema Krieg eine Hauptrolle hat. Wie stelle ich solche Themen geeignet dar?

Schon der griechische Dichter Aischylos hat im sechsten Jahrhundert geschrieben: „Im Krieg ist die Wahrheit das erste Opfer.“ Ich kann mich mit diesem Zitat identifizieren und möchte mich daher zu politischen und Schuldfragen neutral positionieren. Zudem ist ein Reisebericht vielleicht nicht das geeignete Medium für solche Fragen und es steht jedem frei, sich intensiver mit den Themen zu befassen, um sich eine eigene Meinung zu bilden.

Nichtsdestotrotz ist die Geschichte Sarajevos so eng mit dem Thema Krieg verbunden und die Zeugnisse sind so allgegenwärtig, dass eine Thematisierung aus meiner Sicht notwendig ist. Mich macht es immer wieder aufs Neue traurig, dass wir Menschen so miteinander umgehen.

Traurige Erinnerungen an den Bosnien-Krieg

Der Krieg im ehemaligen Jugoslawien gehört zu den prägenden Kapiteln der europäischen Geschichte in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts. Der Bosnien-Krieg als ein Teil des Jugoslawien-Krieges verlief von 1992 bis 1995, wobei die Belagerung Sarajevos auch noch Anfang 1996 fortbestand.

In den Balkanstaaten gibt es einige Möglichkeiten, sich intensiv mit den Geschehnissen dieses Krieges zu beschäftigen. Schon während unserer Zeit in Dubrovnik haben wir einige Kriegsspuren gesehen und in Mostar haben wir von unserem Zimmer auf zahlreiche Einschusslöcher in der Fassade gegenüber geblickt. Die komplett zerstörte und mittlerweile wieder aufgebaute Stari Most in Mostar hatten wir Euch bereits vorgestellt. Außerdem haben wir bisher nirgendwo sonst so viele Friedhöfe gesehen wie in Bosnien und Herzegowina.

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Leider ein typisches Bild in Bosnien und Herzegowina: Ein Friedhof in Sarajevo

Sarajevo stellt für uns aber noch einmal eine andere Dimension dar. Ob in der Kupfergasse, eine der schönen alten Gassen in der Baščaršija, bei Spaziergängen durch unser Viertel oder bei Fahrten durch die Hauptstadt, überall sind noch immer Kriegsspuren zu sehen.

Zwei besonders prägnante Orte bzw. Dinge, die wir als hilfreich für das Verständnis dieser Zeit empfinden, sind der Tunnel und die Rosen von Sarajevo.

Der emotionalste Tunnel von Sarajevo

Einen sehr emotionalen Nachmittag verbringen wir in dem unmittelbar hinter dem Flughafen liegenden Stadtteil Butmir. Dort gibt es ein kleines Museum über den Tunnel von Sarajevo. Vor gut dreißig Jahren war es noch ein relativ unscheinbares privates Wohnhaus.

Um die Bedeutung dieses Hauses etwas besser zu verstehen, ist ein Blick auf die geografische Lage der Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina notwendig. Sarajevo liegt fast komplett umgeben von kleineren Bergen, an deren Hängen sich die Stadt ausdehnt. Diese Lage in einem Talkessel war im Krieg sicher nicht von Vorteil und so war die Belagerung der Stadt durch die Besetzung der Berge relativ einfach möglich.

Eigentlich gab es nur zwei Möglichkeiten, die Stadt zu verlassen: Über das unbesetzte Gebiet hinter dem Flughafen und über den Flughafen selbst. Letztere Möglichkeit war lebensgefährlich und entfiel, als der Flughafen unter die Kontrolle der Vereinten Nationen kam. Somit war auch der Zugang zum unbesetzten Gebiet außerhalb des Flughafens nicht mehr möglich und die Bewohner von Sarajevo de facto eingekesselt.

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Früher ein unscheinbares Privathaus, heute das Museum über den Tunnel von Sarajevo

Flucht und Versorgung unterhalb des Flughafens – der Tunnelbau

So wurde die Idee eines Tunnels unterhalb des Flughafens umgesetzt. Das südliche Ende des Tunnels lag auf dem Grundstück des heutigen Museums. Die Realisierung und Nutzung des 800 Meter langen Ganges, der während des Belagerungszustandes in mühevoller Handarbeit entstand, werden in dem Museum mithilfe vieler Bilder und Exponate anschaulich dargestellt.

Beeindruckend finde ich unter anderem zu sehen, wie der insgesamt nur etwa 1,50 Meter hohe und noch etwas schmalere Tunnel bei den Bauarbeiten zwischenzeitlich halb unter Wasser stand. Händisch wurde dann das Wasser mit Eimern aus dem Tunnel getragen und so der weitere Bau ermöglicht. 1993 wurden die Arbeiten am Tunnel begonnen und im selben Jahr bereits abgeschlossen.

Der City Gate-Tunnel von 1993 – 1995

Der wahlweise auch „Tunnel Of Hope“ oder „City Gate“ genannte Tunnel von Sarajevo wurde von 1993 bis 1995 intensiv genutzt. Neben militärischen Zwecken diente der Tunnel auch der Bevölkerung von Sarajevo als Versorgungs- und Transportweg. Nahrung, Medikamente und Alltagsgegenstände konnten so in die Stadt gebracht werden. Außerdem war es die einzige Fluchtmöglichkeit für die Einwohner der Hauptstadt. Ebenso bestand die Möglichkeit, Verwundete zur Behandlung abzutransportieren.

Im Zeitverlauf wurde der Tunnel um Schienen erweitert, die den Transport von Waren und Verletzten natürlich wesentlich erleichtert haben. Wenige der 800 Tunnelmeter sind rekonstruiert und für Besucher begehbar. Es fühlt sich schon bedrückend für uns an, nach den ganzen Informationen in die Tiefe zu steigen und durch das Tunnelstück zu laufen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch verschiedene Bildergalerien auf dem Gelände, die einiges über die Belagerung der Stadt und viele Fotos der Zerstörung zeigen.

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Einige Meter des Tunnels unter dem Flughafen von Sarajevo sind rekonstruiert und begehbar
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Eine der zahlreichen Bildergalerien inklusive einer „Rose von Sarajevo“

Key Facts Tunnel von Sarajevo

Key Facts Tunnel von Sarajevo
  • Was: Museum über den Tunnel von Sarajevo und die Situation der Stadt im Bosnien-Krieg
  • Besonderheit: ein Teil des Tunnels von Sarajevo ist zur Begehung freigegeben
  • Wo: unmittelbar hinter dem Flughafen von Sarajevo im Stadtteil Butmir
  • Eintritt: ~5 Euro
  • Besuchsdauer: etwa 1-2 Stunden

Wir sind froh, den Tunnel beziehungsweise das Museum relativ am Anfang unserer Zeit in Sarajevo zu besuchen. Dies vermittelt uns einen Eindruck von der Situation der Stadt zu Kriegszeiten und die Erinnerungen sind uns so beim Stadtbummel wesentlich konkreter und bewusster.

Das gilt ebenso für die nächste Besonderheit, die wir Euch vorstellen:

Die traurig-wichtigen Rosen von Sarajevo

Während der Belagerung Sarajevos kam es sehr häufig zu Einschlägen und Detonationen in der Stadt. Dabei fielen auch zahlreiche Zivilisten den Angriffen zum Opfer. Insgesamt starben weit über 10.000 Menschen innerhalb Sarajevos, darunter auch zahlreiche Kinder. Richtig erschreckend fanden wir ein Foto einer Szene, bei der für jedes getötete Kind ein Stuhl in der Fußgängerzone aufgestellt wurde. Es waren viel zu viele! Grausam und unendlich traurig!

Die Rosen von Sarajevo stellen eine Erinnerung an die vielen tödlichen Angriffe dar. Die Straßenschäden durch die Einschläge wurden mit rotem Harz aufgefüllt und symbolisieren so einen Gedenkort für die gefallenen Menschen. Mit etwas Fantasie ist dabei die Form einer Blume zu erkennen und so etablierte sich der Begriff. Eine erste Rose haben wir auf dem Gelände des Ausgangs des Tunnels von Sarajevo in Butmir gesehen. In Deutschland sind vielleicht die Stolpersteine vergleichbar mit den Rosen von Sarajevo.

Rosen als Gedenken und Mahnmal

Eine sehr prominent platzierte Rose haben wir bereits in unserem fotografischen Jahresrückblick gezeigt. Bei diesem Bild ist ein Einschlag mitten in der Fußgängerzone zu sehen. Es berührt uns sehr, wenn wir an das Geschehene denken und sehen, wie die Rose heutzutage Teil des Innenstadtbummels ist. Wer weiß, wie tief verletzt das Innere der Menschen heute noch ist. Schließlich hat vermutlich jeder Einwohner der Hauptstadt seine persönlichen Erinnerungen an den Bosnien-Krieg und die jahrelange Belagerung Sarajevos.

Zwei Rosen von Sarajevo möchten wir zusätzlich explizit erwähnen:

Auf dem belebten Markale-Markt nahe der Fußgängerzone im Stadtzentrum detonierten 1994 und 1995 zwei Granaten und rissen einmal 68 und einmal 37 Menschen in den Tod. Uns wird richtig flau im Magen, als wir auf dem Marktgelände stehen und vor uns die Rose als Symbol für dieses Massaker sehen. Eine weitere Rose von Sarajevo entdecken wir, als wir etwas außerhalb des Stadtzentrums an einem Supermarkt stoppen. Unmittelbar vor dem Eingang fällt uns der rote Harz ins Auge. Ein Angriff auf strategische Ziele in Kriegszeiten kann eine Granate vor einem Supermarkteingang jedenfalls nicht sein!

Weltreise 2021 Bosnien Herzegowina Hauptstadt Rose von Sarajevo
Eine Rose entdecken wir unmittelbar neben dem Eingang in einen Supermarkt

Diese von uns vorgestellten Rosen stehen nur exemplarisch für die vielen Rosen im Stadtgebiet.Bei aller Trauer und Fassungslosigkeit, finde ich es trotzdem auch schön, dass es diese Erinnerungen gibt. Sie rufen uns ins Gedächtnis, dass wir friedlich miteinander umgehen und solche Ereignisse nicht wieder vorkommen.

Wenn ihr in Sarajevo sein solltet und Euch intensiver mit der Thematik auseinandersetzen wollt, könnt ihr das Museum der Verbrechen gegen Menschlichkeit und Genozid in der Altstadt besuchen.

Kriegsgeschichten am Fluss Miljacka?

Der Fluss Miljacka fließt entlang des Stadtzentrums von Sarajevo und ist an sich eher unspektakulär. Entlang des Ufers reihen sich aber zahlreiche beeindruckende Gebäude aneinander, weshalb wir einen Spaziergang am Flussufer empfehlen können.

Von den vielen Bildungseinrichtungen gefällt uns das Gebäude der Akademie der bildenden Künste sehr gut. Es gibt auch einige politische Gebäude, wie Ministerien und Botschaften, die teilweise sehr alt sind. Moscheen, eine Synagoge und kleinere Grünanlagen sorgen für ein abwechslungsreiches Schlendern entlang der Miljacka. Immer wieder sehen wir Gebäude, die bislang nicht restauriert wurden und noch deutliche Kriegsspuren aufweisen.

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Akademie der bildenden Künste an der Miljacka

Prunkvolle Gebäude mit dunkler Vergangenheit

Es gibt ein einzigartiges und für uns auch sehr beeindruckendes Gebäude auf unserem Spaziergang entlang des Ufers der Miljacka. Das Ende des 19. Jahrhunderts als Rathaus von Sarajevo errichtete Gebäude mit seinem dreieckigen Grundriss und seiner markanten Fassade bildet den östlichen Abschluss der Altstadt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde das Gebäude mit einer nennenswerten Sammlung von etwa zwei Millionen Büchern als Nationalbibliothek genutzt. Leider haben die meisten Bücher die Belagerung Sarajevos nicht überstanden. 1992 brannte das Gebäude nach einem Angriff fast vollständig ab. Der Großteil der Bücher und somit des historischen Erbes von Bosnien und Herzegowina fiel den Flammen zum Opfer.

Im Anschluss an die Belagerung wurde das Gebäude wieder errichtet und anhand der originalen Pläne aufwendig restauriert. 2014 erfolgte die feierliche Wiedereröffnung und die prachtvolle einstige Nationalbibliothek wird heute für offizielle Empfänge, für Teile der Stadtverwaltung und touristische Zwecke genutzt.

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Im prunkvollen Rathaus der Stadt war früher die Nationalbibliothek untergebracht

Die Lateinerbrücke als Auslöser für den ersten Weltkrieg

Wusstet ihr um die Bedeutung von Sarajevo für den ersten Weltkrieg? Während unseres Spaziergangs entlang der Miljacka stehen wir plötzlich auf der Lateinerbrücke. Die schöne und alte, aber insgesamt auch recht kleine Bogenbrücke aus dem 16. Jahrhundert ist ein geschichtsträchtiger Ort.

Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Ungarn war im Juni 1914 zu Besuch in Sarajevo und fuhr mit seiner Kolonne entlang der Miljacka. Zuvor gab es verschiedene Pläne für ein Attentat auf den Thronfolger des Großreiches. Die Kolonne von Franz Ferdinand kam auf ihrem Weg vom Rathaus kurzfristig an der Lateinerbrücke zum Stillstand. Diesen Zeitpunkt nutzte der Attentäter und erschoss die beiden aus kurzer Distanz.

Das Attentat hatte schlussendlich eine Kriegserklärung von Österreich-Ungarn an Serbien zur Folge, was als Beginn des ersten Weltkrieges angesehen wird. Die historische und politische Bedeutung des Anschlages wurde auch in zwei weiteren Kriegen deutlich. So wurde die erste Gedenktafel zu Ehren des Attentäters im zweiten Weltkrieg von deutscher Seite entfernt. Die zweite, ebenfalls mit positiver Bewertung des Attentats, wurde im Bosnien-Krieg zerstört und erst die aktuell vorhandene Gedenktafel ist neutral formuliert. Zwischenzeitlich wurde die Lateinerbrücke sogar umbenannt und trug den Namen des Attentäters, bevor sie nach dem Bosnien-Krieg wieder ihren alten Namen bekam.

Heute zeigt ein kleines Museum direkt an der Brücke Zeugnisse der Vergangenheit unter der Herrschaft Sarajevos durch Österreich-Ungarn mit einem Schwerpunkt auf dem Attentat im Juni 1914.

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Blick auf die Lateinerbrücke von Sarajevo am Miljacka-Ufer

Nach all dieser Kriegsgeschichte springen wir in das Jahr 1984, denn in Sarajevo ist im 20. Jahrhundert natürlich noch mehr passiert. Damals fand ein wichtiges Event in Sarajevo statt, dass primär wenig mit Krieg zu tun hat – die olympischen Winterspiele.

Olympische Bobbahn und Aussichtsberg Trebević

Knapp 600 Meter oberhalb der Innenstadt liegt die olympische Bob- und Rodelbahn auf einem der Hausberge Sarajevos, dem Trebević. Im Februar 1984 fanden dort die 14. olympischen Winterspiele im ehemaligen Jugoslawien statt.

Olympische Bob- und Rodelbahn
  • Was: Überreste der Bob- und Rodelbahn von Olympia 1984 in Sarajevo
  • Besonderheit: Lost Place mit zahlreichen Graffitis
  • Wo: auf dem Berg Trebević, erreichbar von Sarajevo unter anderem per Seilbahn
  • Eintritt: frei, die Hin- und Rückfahrt mit der Seilbahn kostet etwa 10€
  • Besuchsdauer: etwa 2 Stunden

Durch den mehrjährigen Bosnien-Krieg erlitt die Bob- und Rodelbahn schwere Schäden und wird seit nun mehr als dreißig Jahren nicht mehr in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt. Die Natur hat sich einiges der Anlage zurückgeholt und es hat sich ein spannender Lost Place entwickelt. Nur manchmal wird die Bahn noch von wagemutigen Radfahrern genutzt…

Willkommen in der Republik Srpska

Die Anfahrt auf den Trebević ist per Seilbahn von der Innenstadt aus möglich, aber es stehen auch einige Parkplätze in der Nähe der Bob- und Rodelbahn zur Verfügung. Natürlich könnt ihr auch durch den Wald hochlaufen. Der Aufstieg der gut 500 Höhenmeter dauert mindestens zwei Stunden, soll aber sehr lohnenswert sein.

Bei unserer Anreise mit dem Auto werden wir zunächst von einem großen Schild mit „Welcome to Republic of Srpska“ begrüßt. Obwohl Sarajevo kein Teil der Republik Srpska ist, ist es trotzdem die offizielle Hauptstadt dieser Entität. Die olympische Bob- und Rodelbahn liegt wieder im Sarajevoer Stadtgebiet.

Aussichtsberg und Wandergebiet Trebević

Der Trebević mit seiner Höhe von mehr als 1.600 Metern überragt das Zentrum von Sarajevo um mehr als tausend Meter und bietet immer wieder fantastische Aussichten auf die Stadt. Wir sind zwar „nur“ auf halber Höhe des Berges unterwegs, aber schon von dort ist die Perspektive hervorragend und definitiv einen Besuch wert. Die sehr nahe Lage zum Stadtzentrum und der freie Blick auf die Stadt ist auch einer der Gründe dafür, weshalb der Trebević einer der Orte rund um Sarajevo war, der für die Belagerer der Stadt als strategisch wichtiger Punkt galt. Überreste ehemaliger militärischer Stellungen sind weiterhin vorhanden und können besucht werden.

Wir beschränken uns darauf, die olmpische Bob- und Rodelbahn anzugucken und die Aussicht über die Stadt zu genießen. Ein weiterer Lost Place in der Nähe des Zielbereichs der Bahn ist übrigens ein verlassenes Observatorium, das frei zugänglich ist und auf eigene Faust entdeckt werden kann. Auf zahlreichen Wanderwegen bietet der Trebević auch genug Möglichkeiten für einen ganzen Besuchstag außerhalb der trubeligen Altstadt Sarajevos.

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fantastischer Ausblick auf das abendliche Sarajevo vom Trebević

Ein olympischer Lost Place

1.300 Meter ist die olympische Bob- und Rodelbahn von 1984 insgesamt lang, wobei die Rodler erst später von separaten Startrampen ins Rennen gegangen sind und sich die Strecke für diese Sportler entsprechend verkürzt hat.

Schon das Entdecken des Startbereiches für die Bobfahrer ist aufregend. Zwischen einigen Bäumen, die den höchsten Punkt der Konstruktion mittlerweile deutlich überragen, lässt sich eine steile Betonrampe erkennen. Die angrenzende Strecke verliert sich im dunklen Wald. Später sehen wir direkt unter der steilen Rampe noch eine verlassene Ruine, die vermutlich ein Teil des Gebäudes für die Startvorbereitungen war. Es ist schon etwas spooky, so ganz allein in einer kleinen Ruine zu stehen, nur umgeben von Wald und einer Betonrennstrecke.

Graffiti-Kunstwerke prägen die vergessene Sportstätte

Wer noch nie eine Bob- oder Rodelbahn gesehen hat, für den ist dieser Lost Place ein perfekter Ort. Nicht nur sind die 1,3 Kilometer Rennstrecke frei begehbar, aufgrund der Beschädigungen sind teilweise auch Blicke auf die Unterkonstruktion und einen Querschnitt der Bahn möglich. Sehr spannend finde ich es auch, durch die Steilkurven zu laufen. Die Geschwindigkeit der Sportler muss schon sehr hoch sein, wenn solche hohen Wände in diesen Kurven benötigt werden.

Neben diesen sportlichen Aspekten hat sich die ehemalige Rennstrecke auch zu einer Spielwiese für Graffiti-Künstler entwickelt. Einige Kunstwerke gefallen uns richtig gut. Teilweise wirken sie aber auch eher trostlos und unspektakulär. Bei nasskaltem und grauem Winterwetter überzeugen sie uns nicht so sehr, dass wir die gesamte Bob- und Rodelbahn ablaufen. So drehen wir nach etwas mehr als der Hälfte um und wandern durch die Betonröhre zurück. Ihr könnt natürlich auch mit der Seilbahn hochfahren, die gesamte Strecke ablaufen und dann weiter zurück in die Stadt wandern.

Weltreise 2021 Bosnien Herzegowina Sarajevo olympische Bobbahn
erster Hinweis auf die Bob- und Rodelbahn am Parkplatz
Weltreise 2021 Sarajevo Bobbahn Olympia
Kurvenpassage der olympischen Bob- und Rodelbahn von Sarajevo
Weltreise 2021 Bosnien Herzegowina Sarajevo olympische Bobbahn
Die Überdachung der Steilkurve fehlt, dafür sind zahlreiche Graffitis vorhanden

Olympische Winterspiele benötigen natürlich mehr als nur eine Bobbahn. So habt ihr die Gelegenheit, weitere Sportstätten zu besuchen. Die nicht mehr genutzten Skisprungschanzen auf einem der weiteren Berge rund um Sarajevo können zum Beispiel ebenfalls besichtigt werden.

Eher unbewusst kommen wir noch einmal mit den olympischen Spielen in Kontakt, als wir auf einem schönen kleinen Wintermarkt mit angrenzender Freilufteisbahn sind. Direkt an der Miljacka und unweit des Stadtzentrums gelegen, ist der Wintermarkt am Oympiazentrum Skenderija. Dort fanden 1984 einige Eishockeyspiele statt und die Anlage wird heutzutage immer noch beziehungsweise nach der Zerstörung im Krieg wieder als Sportstätte genutzt.


Das 20. Jahrhundert hatte viele prägende Ereignisse in Sarajevo. Um das Land, die Stadt und die Menschen besser zu verstehen, ist die Kenntnis dieser Geschichte für uns sehr von Vorteil. Interessiert ihr Euch auch für die Geschichte einer Stadt oder reicht Euch eine Momentaufnahme? Viele Grüße, Thomas

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