Eine unserer ersten Sehenswürdigkeiten auf unserem Roadtrip durch den Westen von Tschechien ist Karlsbad. Rund um viele Thermen präsentiert uns einer der bekanntesten Kurorte Europas und vielleicht sogar der Welt ein eigenes Flair mit prunkvollen Gebäuden. Selbstverständlich testen wir auch die berühmten Karlsbader Oblaten.
Vier Wochen verbringen wir in dem uns bisher unbekannten Tschechien, das doch so nah an unserem Heimatland liegt. Historische Bäder, eine pulsierende Metropole und einige kleine Schätze begeistern uns und wir haben uns fest vorgenommen, das Land in Zukunft weiter zu entdecken.
Unsere ersten Tage in Tschechien verbringen wir in Karlsbad mit folgenden Sehenswürdigkeiten:
- Was: Bekannter Kurort mit ~ 50.000 Einwohnern
- Highlights: verschiedene Kolonnaden und prunkvolle Architektur
- Besuchsdauer: 1- 2 Tage
- Tipp: Respekt vor den Kurgästen
- Nicht verpassen: Eine Karlsbader Oblate probieren!
- Besonderheit: Seit 2021 UNESCO-Welterbe als eine der bedeutenden Kurstädte Europas
Anfahrt und erstes Ziel in Tschechien
Was wir grundsätzlich spannend finden, ist unser erster Eindruck eines Landes. Obwohl nur wenige (Kilo-)Meter zwischen den unterschiedlichen Orten liegen, ist das Erscheinungsbild oft völlig anders. Dazu kommen eine andere Sprache und Kultur. Wir freuen uns!
Bei unserer Einreise nach Tschechien erreichen wir nach unseren ersten knapp achtzig Kilometern Schmiedeberg (Kovářská). (Wir haben uns entschieden, zur besseren Lesbarkeit die deutschen Namen zu verwenden und den tschechischen Namen in Klammern anzugeben.)
Wir nehmen uns gerne eine ruhige Unterkunft in einem neuen Land, um erst einmal anzukommen. Dort überlegen wir, was wir alles sehen möchten. Das kleine Dorf Schmiedeberg mit seinen knapp 1.000 Einwohnern liegt im Erzgebirge an der deutsch-tschechischen Grenze. Was uns auffällt, ist der permanente Wechsel aus bewohnten und verlassenen Gebäude, wobei letztere teilweise sehr verfallen sind. Es hat den Anschein, als ob der Ort seine besten Tage lange hinter sich gelassen hat. Dies hatten wir bereits vorher bei einigen Ortsdurchfahrten beobachtet. Hier passiert also nicht viel…
Sehenswürdigkeiten in Karlsbad – Heilwasser, Thermen und Oblaten
Im Vergleich zu unseren ersten Tagen in Tschechien, erwartet uns in Karlsbad (Karlovy Vary) ein ziemliches Kontrastprogramm. Auch wenn in den Randbezirken ebenfalls einige verlassene Häuser zu finden sind, fallen uns direkt die prunkvollen Gebäude ins Auge, von denen es in Karlsbad wirklich viele gibt. Diese zum Beispiel:
Karlsbad ist für uns irgendwas zwischen Kurort und Touristenhochburg. Wir sehen unheimlich viele Menschen, die durch die öffentlich zugänglichen Kureinrichtungen schlendern, Heilwasser zu sich nehmen und die Ruhe auf den zahlreichen Parkbänken genießen. Gleichzeitig sehen wir viele Souvenir- und Oblatenstände. Die Aufnahme Karlsbads als UNESCO-Welterbe fördert den Bekanntheitsgrad und den Tourismus natürlich zusätzlich.
Karlsbad liegt an den beiden Flüssen Eger und Teplá. Dabei stehen die letzten Meter der Teplá vor der Mündung in die Eger bei einem Besuch der Stadt im Fokus. Nahezu alle relevanten Kureinrichtungen und touristischen Highlights befinden sich entlang dieses kleinen Flusses, bevor es auf beiden Uferseiten schnell hügelig wird. Eine Ausnahme ist das Villenviertel Westend, das definitiv einen Abstecher wert ist.
Zur besseren Orientierung unterteilen wir unseren Bericht in einen Abschnitt zur Bäderkultur in Karlsbad und einen zu allen weiteren touristischen Sehenswürdigkeiten:
Bäderkultur zwischen Heilquellen und Kolonnaden
Im Wesentlichen empfinden wir beim Besuch von Karlsbad zwei Aspekte als zentral – die Kolonnaden und die darin befindlichen Heilquellen. Zur Bäderkultur gehören zudem noch Parkanlagen und natürlich die Bäder beziehungsweise Kurhäuser an sich:
Heilquellen
In Karlsbad gibt es insgesamt 15 Heilquellen. Die berühmteste Quelle ist der Karlsbader Sprudel (Pramen Vřídlo), die neben der Eigenschaft als wärmste auch die größte und höchste Quelle der Stadt ist. Dort wird das Wasser wie bei einem Geysir in mehr als 12 Meter Höhe katapultiert. Die Wassertemperatur beträgt fast 74°C (73,4°C).
Viele der insgesamt 15 Quellen weisen Temperaturen im Bereich zwischen 48°C und 66°C auf. Die mit Abstand kälteste Quelle ist die Stephanie Quelle (Pramen Štěpánka) mit 14,2°C, die etwas südlich der anderen Quellen liegt.
Alle Quellen sind frei zugänglich und ihr könnt Euch das Wasser „abzapfen“. Bedenkt aber bitte, dass es sich nicht um normales Trinkwasser handelt. Die Wasser besitzen unterschiedliche Mineralstoffe und andere Bestandteile. Bei einem Konsum größerer Mengen können diese eine abführende Wirkung haben und wir würden definitiv einen medizinischen Rat im Vorfeld einholen. Stilecht ist übrigens die Verkostung aus den klassischen Karlsbader Trinkbechern (ein Foto findet ihr ganz unten im Beitrag).
Unsere Meinung zum Quellwasser? Wenn es nicht heilt, gibt es keinen Grund, es zu trinken. Sagen wir mal so… *grins. Uns hat das nicht immer geruchsneutrale und bräunliche Wasser eher nicht angesprochen…
Kolonnaden
Unser Highlight in Karlsbad sind die verschiedenen Kolonnaden. Verschieden trifft es wirklich gut, denn die fünf Kolonnaden sind bezüglich des Baustils sehr unterschiedlich. Aber egal ob Holz, Gusseisen, Stein oder Stahlbeton inklusive großflächiger Verglasung, schön finden wir sie alle. Da die fünf Kolonnaden innerhalb eines Kilometers entlang der Teplá liegen, könnt ihr Euch problemlos in kurzer Zeit alle fünf Bauwerke ansehen. Bis auf die Schlosskolonnade (Zámecká kolonáda) sind übrigens alle Kolonnaden frei zugänglich.
Für uns entspricht die Marktkolonnade (Tržní kolonáda) dem typischen Bild, wie wir uns solch einen Säulengang in einem Kurort vorstellen. Mit den filigranen Holzschnitzereien ist sie ein absoluter Hingucker mitten in der Karlsbader Fußgängerzone.
Die älteste noch erhaltene und gleichzeitig auch größte Kolonnade ist die Mühlbrunnenkolonnade (Mlýnská kolonáda). Diese beherbergt alleine fünf der Heilquellen von Karlsbad. Durch die Steinarchitektur und ihrem sandfarbenen Aussehen fällt sie allerdings gar nicht so sehr auf und fügt sich aus unserer Sicht dezenter ins Stadtbild ein. Sehr gut gefällt uns die gusseiserne Parkkolonnade (Sadová kolonáda), die durch ihre Lage im Dvořák-Park gut zur Geltung kommt.
Die Kolonnade zur vermutlich bekanntesten Quelle, dem Karlsbader Sprudel, ist für uns der unspektakulärste Bau. Optisch passt der gläserne Gang der Sprudelkolonnade (Vřídelní kolonáda) überhaupt nicht zum Erscheinungsbild der anderen Kolonnaden mit ihren filigranen Details. Ursprünglich stand dort die erste Kolonnade in Karlsbad, erbaut 1826. Mittlerweile ist dies der dritte Bau, von 1975, und damit zugleich auch die neueste Kolonnade in Karlsbad.
Parkanlagen
Zu Kurorten gehört in der Regel auch immer ein Kurpark. Geschuldet der speziellen Lage der Heilquellen in Karlsbad im schmalen Tal der Teplá ist allerdings wenig Platz für spezielle Parkanlagen. Relativ zentral in der Innenstadt liegt der Dvořák-Park, in der sich auch die eben bereits kurz vorgestellte Parkkolonnade befindet. Mit einer Größe von etwa 200 mal 100 Meter ist der Park zwar recht klein, aber auch diese Größe reicht vollkommen aus, um etwas Ruhe zu finden.
Bei der zweiten kleineren Parkanlage, dem Smetana-Park vor dem Elisabethbad findet während unseres Besuches eine Veranstaltung statt. Trotzdem ist es dort nicht so trubelig wie in der Fußgängerzone Karlsbads, sondern angenehm belebt und entspannt.
Direkt angrenzend an die Uferpromenaden beginnen außerdem die bewaldeten Hügel rund um Karlsbad, die zu Spaziergängen und kleineren Wanderungen einladen.
Thermalbäder und Kurhäuser
Die Bäder (Bad = Láznê) beziehungsweise Kurhäuser sind selbstverständlich ein zentraler Aspekt einer Kurstadt. Für uns sind sie in Karlsbad allerdings nicht so prägend für das Stadtbild wie die Kolonnaden mit den Heilquellen. Vielleicht liegt es auch daran, dass es nur wenige öffentliche Kurhäuser gibt, die gleichzeitig kein Hotel sind. Umgekehrt gibt es so viele Hotels, die Kuranwendungen verschiedenster Art anbieten, so dass gefühlt jedes größere Gebäude in Karlsbad auch ein Kurhaus ist.
Einige der historischen Kurhäuser sind durchnummeriert, beispielsweise ist das auf dem nachfolgenden Foto dargestellte und sehr beeindruckende Elisabethbad das Bad V. Das erste Bad (Láznê I) ist das Kaiserbad (Císařské Láznê), welches für uns von außen fast wie ein altehrwürdiges Theater aussieht. Leider wird es während unseres Besuches gerade restauriert und Teile sind eingerüstet. Sonst hätten wir uns das Gebäude gerne näher angesehen.
Karlsbader Sehenswürdigkeiten außerhalb der Bäderkultur
An dieser Stelle nehmen wir Euch mit durch die prunkvolle Innenstadt an den Ufern der Teplá und machen Abstecher ins pompöse Villenviertel Westend sowie die umliegenden Wälder, um Euch weitere Sehenswürdigkeiten Karlsbads zu zeigen:
Prunkvolle Innenstadt
Es gibt wirklich unzählige wunderschöne Gebäude in der Innenstadt von Karlsbad. Eigentlich sind nahezu alle Häuser fotogen und die meisten sind zumindest äußerlich in gepflegtem Zustand. Viele der Gebäude sind Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet worden. Unser Tipp ist an dieser Stelle, einfach mit offenen Augen durch die Fußgängerzone und entlang der Teplá-Promenade zu laufen und das Ensemble dieser prachtvollen Gebäude auf Euch wirken zu lassen.
Aber an einigen Gebäuden führt natürlich kein Weg vorbei. Neben den bereits vorgestellten Kolonnaden ist auf jeden Fall das Grandhotel Pupp zu nennen. Dieses Luxushotel ist sicherlich einer der berühmtesten Orte in der Innenstadt von Karlsbad. Es liegt direkt an der Teplá-Promenade und ist der Ort schlechthin für eine Vielzahl berühmter Gäste, die Karlsbad jährlich im Rahmen des Internationalen Filmfestivals besuchen.
Aussichtspunkt Hirschsprung und Biergarten
Wie bereits erwähnt wird es auf beiden Seiten der Teplá schnell hügelig. Wer Lust auf ein paar Höhenmeter hat, um eine super Aussicht zu genießen, dem können wir den Hirschensprung (Jelení skok) empfehlen. Dieser Aussichtspunkt ist keine 500 Meter von der berühmten Marktkolonnade entfernt und liegt etwa 70 Meter über der Stadt. Uns gefällt der kurze Spaziergang zwischen viel Grün und verschiedenen Felsformationen sehr gut und wir gelangen immer wieder zu Aussichtspunkten auf Karlsbad, die einen Abstecher wert sind.
Zudem gibt es etwa zehn Minuten und 50 Höhenmeter weiter ein gleichnamiges Restaurant mit Biergarten, wo ihr das Panorama bei einer längeren Pause genießen könnt. Bei uns ist es leider geschlossen, daher können wir nur die Aussicht empfehlen. Falls ihr dort eine Pause macht, lasst uns gerne wissen, ob es einen Besuch wert ist.
Wir kehren anschließend zur Teplá-Promenade zurück. Es gibt allerdings zahlreiche Wanderwege und ihr könnt auch mehrere Stunden in den Wäldern verbringen. Ebenso ist das Villenviertel nicht weit entfernt und fußläufig erreichbar. Dort stehen viele prunkvolle Gebäude. Alternativ gibt es auch eine Standseilbahn, die in der Nähe des Grandhotel Pupp abfährt und Euch über den Hirschsprung noch weiter nach oben bringt.
Villenviertel Westend mit prunkvoller Kirche
Neben der Innenstadt rund um die Uferpromenade der Teplá gibt es noch einen weiteren Stadtteil mit prunkvollen Gebäuden en masse. Das Villenviertel Westend liegt zwar nur wenige Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt, aber das Erscheinungsbild ist deutlich unterschiedlich. Während rund um die Teplá alles dicht an dicht steht, finden wir im Westend fast nur freistehende Gebäude. Ihr könnt das Villenviertel zu Fuß entweder von der Parkkolonnade oder über einen Spaziergang durch die Wälder rund um den Hirschsprung erreichen. Mit dem Auto zweigt ihr in der Nähe des Karlsbader Bahnhofs unweit des Eger-Ufers in Richtung des Villenviertels ab.
Überragt werden die teilweise sehr aufwändig errichteten und verzierten Villen von der russisch-orthodoxen Kirche St. Peter und Paul (Chrám sv. apoštolů Petra a Pavla). Wir fühlen uns schlagartig an Russland erinnert, wo wir zum Beispiel in Wladiwostok viele dieser Kirchen gesehen haben. Mit ihren fünf goldenen, in der Sonne funkelnden Kuppeln ist sie bereits von außen ein echter Blickfang. Ein Besuch des Inneren der Kirche ist ebenfalls möglich. Wie auch zahlreiche der anderen Villen stammt sie ebenfalls aus den Zeiten rund um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert.
Einige der mondänen Villen sind mittlerweile zu gehobenen (Kur-) Hotels geworden, bei unserer Unterkunftssuche haben wir aber auch ein, zwei Schnäppchen dort entdeckt. So ist es fast für jeden Geldbeutel möglich, in diesem prunkvollen Viertel zu übernachten.
Ähnlich wie in der Innenstadt empfehlen wir, Euch durch die wenigen Straßen des Westends treiben zu lassen und die Bauwerke zu bewundern. Wer richtig tief in die Geschichte der einzelnen Villen einsteigen will, kann sich auch eine Führung durch dieses Stadtviertel buchen.
Zum Abschluss: Karlsbader Oblate – ein Muss?
Kurz und knapp: Ja, definitiv! Und sie hat viel besser geschmeckt, als gedacht *grins.
Meine (Thomas) Vorstellung ging eher in Richtung geschmackloses Esspapier, aber da lag ich wirklich völlig falsch. Beziehungsweise ganz falsch auch nicht, eine klassische Oblate besteht nur aus Wasser, Mehl und Stärke. In Karlsbad ist die Besonderheit aber, dass zwei dünne Oblaten aufeinander geklebt werden und dazwischen einen Geschmack enthalten. Die klassische Variante besteht aus Zucker und Mandeln, aber es werden zahlreiche andere Optionen, wie Schokolade, Vanille, und vieles mehr angeboten. Allerdings sind die dünnen Oblaten wirklich sehr süß, das muss man schon mögen (fand ich, Jenny, gar nicht so sehr…*grins).
Da die Oblaten überall angeboten werden, sind sie auch ein hervorragendes Mitbringsel für Freunde oder Familie.
Wo wir beim Thema Mitbringsel sind… Der bereits erwähnte Karlsbader Trinkbecher, mit dem man sich stilecht das Heilwasser abzapft und direkt daraus trinkt, ist natürlich ebenfalls eine schöne Erinnerung – und etwas langlebiger als eine Packung Oblaten…
Das war unser ausgiebiger Spaziergang mit allen Sehenswürdigkeiten durch den weltbekannten Kurort Karlsbad. Nicht nur für Heilanwendungen sind längere Aufenthalte möglich, zahlreiche Museen laden ebenfalls zu einem Verbleib ein. Für uns hat sich dieser Besuch super angefühlt und wir freuen uns schon auf die nächsten beiden Bäder, die nur wenige Kilometer von Karlsbad entfernt sind. Sehen wir uns in Marienbad und Franzensbad? Viele Grüße, Thomas