Auf unserer Reise durch Tschechien werden wir wieder überrascht, diesmal von den hippen Altstadtgassen in Krumau – alternativ und eine schöne Ergänzung zu den klassischen Sehenswürdigkeiten. Wir sind sofort verliebt in die Stadt mit dem entspannten, gemütlichen Flair!
Nach dem Bäderdreieck im Westen Tschechiens und zwei Wochen in der Hauptstadt des Landes erkunden wir jetzt Krumau, wahlweise auch Krumau an der Moldau, Böhmisch Krumau oder in Landessprache Český Krumlov genannt.
Heute nehmen wir Euch mit zu unseren alternativen Eindrücken und klassischen Sehenswürdigkeiten:
- Krumau – Tagesausflug, Anreise und parken
- Malerische Altstadt an der Moldau
- Krumau – Burg oder Schloss?
- Tipps zum Tagesabschluss in der Altstadt
- Lohnt es sich? – Krumau alternativ und Sehenswürdigkeiten?
- Was: Ort mit historischen Stadtkern in einer Moldauschleife mit ~ 13.000 Einwohnern
- Unsere Highlights: Atmosphäre im Stadtzentrum und Mantelbrücke
- Besuchsdauer: 1-2 Tage inklusive Abend
- Tipp: Früh am Morgen und am Abend ist es viel beschaulicher und leerer
- Besonderheit: Seit 1992 ist das mittelalterliche Zentrum mit Schloss UNESCO-Welterbe
Krumau – Tagesausflug, Anreise und parken
In der fast komplett autofreien Altstadt ist es nahezu unmöglich zu parken. Aber ringsherum gibt es einige Parkmöglichkeiten, sowohl für Autos als auch für Camper. Alle Infos findet ihr hier: Parken in Krumau. Die Parkplätze sind sehr gut ausgeschildert und auch wenn es bereits relativ voll ist, finden wir etwas südlich der Altstadt einen Parkplatz unmittelbar neben dem gemütlichen Stadtpark. (Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass wir pünktlich zum Stadtfest ankommen…)
Sowohl die Anfahrt als auch die nur etwa 500 Meter zu Fuß zur historischen Altstadt reichen bereits aus, um einige Eindrücke zu sammeln. Viele alte Gebäude säumen die Straßen aus Kopfsteinpflaster. Bei unserem Besuch findet sogar eine Rallye mit zahlreichen Oldtimern statt. Das schöne Wetter macht den Start in den Tagesausflug perfekt.
Falls ihr mit dem Zug anreisen möchtet, gibt es einmal täglich von Prag aus eine Direktverbindung für etwa 15€. Die Ankunft in Krumau erfolgt gegen 12 Uhr mittags. Mit dem Fernbus seid ihr sogar noch eine Stunde früher, um 11Uhr, da und zahlt nur 10€.
Etwa um 19 Uhr fährt der letzte Zug zurück nach Prag, allerdings nur mit Umsteigen. Wenn ihr wenig Zeit habt, ist dies sicherlich eine Option für einen Tagesausflug, denn in 7 oder 8 Stunden habt ihr bereits einen sehr guten Eindruck von Krumau bekommen und könnt zwischendurch noch eine Kleinigkeit essen gehen.
Alle Infos zu den Strecken, Uhrzeiten und Verbindungen findet ihr für die Züge auf cd.cz (könnt ihr oben rechts auf der Flagge auf English umstellen) und für die Überlandbusse zum Beispiel bei checkmybus, regiojet oder Flixbus. Denn per Bus unterwegs zu sein und zu backpacken ist in Tschechien definitiv auch gut möglich!
Vom Bahnhof aus fahrt ihr mit dem Bus oder Taxi (ca. 5€) in die Altstadt oder lauft die Strecke von zwei Kilometern zu Fuß.


Malerische Altstadt an der Moldau
Voller Vorfreude erreichen wir die historische Altstadt von Krumau. Die Lage innerhalb einer engen Schleife der Moldau, die diese nahezu umschließt, ist wirklich idyllisch. Durch die natürlichen Flussgrenzen ist die Altstadt auf eine Fläche von etwa 300 x 400 Meter beschränkt und alles ist daher super fußläufig erreichbar. Gepaart mit der Architektur aus dem Mittelalter, die in weiten Teilen unverändert erhalten ist, und dem angrenzenden Schlossberg mit einem riesigen Schlossareal hat Krumau bereits 1992 den Status als UNESCO-Welterbe erhalten.

Wir blicken in die sehr belebten Gassen des Zentrums und entscheiden uns, zunächst die äußeren Winkel der Altstadt zu erkunden. Auch wenn Krumau klein ist, beobachten wir auch hier das Phänomen, dass es mit jedem Meter Entfernung vom Zentrum ruhiger (und weniger touristisch) wird.
Hipper Treffpunkt zwischen Kunst und Kultur
Am westlichen Rand der Altstadt, rund um das Egon Schiele Art Centrum, tauchen wir in eine andere Welt ein. Plötzlich sind wir mitten in einem Szene-Treff mit Kunstgalerien, Second-Hand-Läden und abwechslungsreicher Streetart. Hippe Stadtteile in Tschechien kennen wir bereits aus Prag (wir haben Euch schon Prag-Holešovice und Prag-Dejvice vorgestellt), aber in Krumau hat es uns zugegebenermaßen überrascht. Wir fühlen uns jedenfalls wohl und genießen die lebhafte, aber gleichzeitig auch sehr entspannte Atmosphäre.
Ein Paradebeispiel für das hippe Krumau ist die Prádelna, übersetzt die Wäscherei. Dabei handelt es sich um eine ehemalige Industriewäscherei, die jetzt ein kulturelles Zentrum abseits des (Massen-)Tourismus in tollem Ambiente beherbergt. Es gibt Ausstellungen und Veranstaltungen und bietet einen Treffpunkt für Einheimische oder interessierte Besucher. (Wo sind die Hamburger und Hamburg-Liebhaber: Wer hat auch gleich an den Einrichtungspalast gedacht!? *grins)




OK, du hast gewonnen Krumau. Wir sind bereits jetzt verliebt in dich! Unser nächstes Ziel ist der Marktplatz…
Krumau kulinarisch – Kaffeekultur und Straßenfest
Auf dem Weg in das Zentrum der Altstadt, haben wir das Gefühl, dass das Leben von Krumau draußen stattfindet. Uns gefällt es super gut, so kennen wir es auch aus Spanien, Italien und anderen Ländern.
Wir laufen weiter zur Nordseite der Altstadt, um den Blick auf die riesige Schlossanlage mit dem markanten Schlossturm und der beeindruckenden Mantelbrücke zu genießen. Von dieser Seite der Altstadt zweigen auch die beiden Brücken auf die Seite der Moldau mit der Schlossanlage und der historischen Latrán-Siedlung ab. Zudem befindet sich dort noch eine kleine, durch einen Kanal abgetrennte, Mini-Insel. Zahlreiche Cafés am Ufer erinnern uns ein wenig an Straßburg und Colmar.


Für eine (kulinarische) Pause gibt es diverse, beziehungsweise scheinbar unzählige Möglichkeiten zum Essen oder Trinken in der Altstadt von Krumau. Gerade in der Nähe der kleinen Moldau-Insel ist es sehr touristisch. So wird auch in Krumau wieder das Trdelník als lokale Spezialität angeboten… Gleichzeitig wirken viele Läden noch sehr individuell wie beispielsweise das Drunken Coffee oder das Coffee Leaf.



Auf unserem weiteren Spaziergang durch die Gassen taucht immer wieder der Kirchturm der St.-Veit-Kirche aus dem 14. Jahrhundert auf. Die direkt am Moldau-Ufer gelegene Kirche ist das höchste Bauwerk der Altstadt.
Sehr schön ist der Marktplatz mit dem historischen Rathaus. Dass hier gerade ein Fest stattfindet, ist natürlich ein besonderes Highlight für uns. Es gibt Live-Musik, Tanz und viele lokale Spezialitäten. Jetzt wissen wir auch, wieso es so voll in der Stadt ist. Wir freuen uns über die Stimmung und vielfältigen Eindrücke und gönnen uns mehrere Folklore-Stücke vor der großen Bühne.


Den wirklichen Charme der malerischen Altstadt von Krumau fühlen wir allerdings nicht auf dem Marktplatz, sondern in den Gassen und dank der traumhaften Lage am Wasser. Da die Altstadt fast komplett von der Moldau umschlossen und zudem sehr klein ist, ist das Wasser nahezu ständig präsent. Wie geht es Euch mit Städten am Wasser? Uns gibt das immer ein besonderes Gefühl.
Kleine Gassen und historisches Flair
Innerhalb der Moldauschleife fühlen wir uns teilweise ins Mittelalter zurückversetzt. Enge Gassen aus Kopfsteinpflaster und die bunten Fassaden der aufwendig verzierten oder bemalten Häuser wirken sehr idyllisch. Es gibt definitiv viel zu entdecken und die zahlreichen Cafés und Restaurants laden zu einer Pause ein. Immer wieder machen wir einen Abstecher in einen der schönen Innenhöfe, die ihr nicht verpassen solltet. Natürlich gibt es in einer beliebten Stadt für Touristen auch so einige Souvenirgeschäfte, aber dies konzentriert sich in Krumau nur auf wenige Stellen.




Und jetzt? Das berühmteste Highlight immer noch nicht gesehen…? Tatsächlich nutzen wir den späten Nachmittag, wo es schon deutlich leerer ist, um Richtung Schloss zu laufen.
Krumau – Burg oder Schloss?
In Krumau wurde im 13. Jahrhundert eine Burg mit Burgturm errichtet, die direkt gegenüber von der Altstadt auf der anderen Seite der Moldau liegt. Diese thront auf einem Felsen hoch über der Stadt.
Im Laufe der Jahrhunderte erfolgten diverse Um- und Anbauten, so wurde beispielsweise eine Brücke zwischen der Burg und der weiteren, westlich gelegenen Burganlage errichtet, die heutige Mantelbrücke. Die gesamte Anlage entwickelte sich von einer Verteidigungsanlage mehr und mehr zu einem Herrschersitz mit überwiegend repräsentativem Charakter. Daher wurde aus der Burg Krumau das Schloss Krumau. Auch der Burgturm erreichte Ende des 16. Jahrhunderts seine aktuelle Form und eine Höhe von fast 55 Metern und ist somit zum Schlossturm geworden.
Da jedoch einige der ursprünglichen Burgelemente erhalten geblieben sind, sind auf die Frage „Burg oder Schloss“ beide Antworten irgendwie richtig.
- Dank der zahlreichen Erweiterungen finden sich auch diverse Stilrichtungen auf dem gesamten Areal. Ursprünglich dominierten gotische Elemente, mittlerweile finden sich aber auch Stilrichtungen der Renaissance und des Barock.
- Von der Moldau hoch zur Burg ist bereits seit dem 15. Jahrhundert die Burgsiedlung Latrán zu finden, deren gleichnamige Hauptstraße heute zu den beliebtesten Straßen der Stadt gehört.
- In der Geschichte hatte das Schloss Krumau zahlreiche Eigentümer. Im 19. Jahrhundert entschied sich der damalige Besitzer für einen Umzug von Krumau auf das Schloss Frauenberg, welches nur etwa 30 Kilometer entfernt ist.
Berühmtes Highlight – Mantelbrücke
Ein Highlight auf dem gesamten Schlossareal ist für uns definitiv die Mantelbrücke. Zunächst sehen wir sie nur von unten, als wir durch die Altstadt spazieren und einen kurzen Abstecher über die Moldau machen. Später gehen wir auch hoch auf die Brücke und es lohnt sich alleine schon wegen der tollen Aussicht über Krumau!
Die Mantelbrücke ist architektonisch interessant mit den steinernen Bögen, einem offenen Verbindungsgang und mehreren geschlossenen Stockwerke darüber. Sie überspannt einen Teil des Burggrabens und verbindet die Hauptresidenz inklusive der fünf Schlosshöfen mit dem barocken Schlosstheater und dem Schlossgarten. In diesem Aussehen ist die Mantelbrücke bereits seit dem 18. Jahrhundert, eine Brücke über den Burggraben existiert an dieser Stelle schon seit dem 15. Jahrhundert.


Zweitgrößte Schlossanlage Tschechiens
Heute ist das gesamte Areal die zweitgrößte Burg- beziehungsweise Schlossanlage Tschechiens. Übertroffen wird sie nur von der weltberühmten Prager Burg. So ein großes Schloss haben wir noch nie in so einer kleinen Stadt gesehen. Die gesamte Anlage ist riesig! Es gibt alleine fünf Schlosshöfe, einen prägnanten Schlossturm, zahlreiche Gebäude sowie einen sehenswerten Schlossgarten. Neben dem Schlossturm zählen das Barocktheater sowie die Mantelbrücke zu den auffälligsten und berühmtesten Bauwerken auf dem Schlossgelände.
Im Burggraben (ja, hier ist auf einmal wieder von einer Burg die Rede…) gibt es seit dem 16. Jahrhundert, und leider noch immer, lebende Bären. Über artgerechte Haltung möchten wir an dieser Stelle nicht diskutieren… auf uns haben die Tiere allerdings einen verstörten und traurigen Eindruck gemacht. Wer wilde Bären in Europa sehen möchte, dem können wir eine Reise nach Rumänien ans Herz legen. Dort leben noch super viele Braunbären in Freiheit und einige durften wir an der berühmten Hochstraße Transfagarasan aus nächster Nähe beobachten.
Das gesamte Schlossareal ist frei zugänglich und neben den vielen verschiedenen Bereichen des Schlosses bieten sich uns auch immer wieder schöne Aussichten auf die Altstadt von Krumau. Lediglich einzelne Teile wie beispielsweise der Schlossturm kosten Eintritt. Zudem sind auch Führungen über das Schlossgelände buchbar. Im ebenfalls kostenpflichtigen Schlossmuseum gibt es diverse Ausstellungen zu sehen. Sowohl im Barocktheater als auch in den Sommermonaten in einem Freilichtheater im Schlossgarten besteht die Möglichkeit, Aufführungen in einem tollen Ambiente zu erleben. Der Schlossgarten beginnt etwa 150 Meter hinter der Mantelbrücke. Uns gefällt die alte Reithalle darin sehr gut und ein großer Pluspunkt ist die Ruhe nach der trubeligen und super vollen Altstadt.



Das Schlossbergviertel Latrán
Wer von der Altstadt zu Fuß zum Schloss gelangen will, hat zwei Möglichkeiten. Eine Option ist die Durchquerung der Mantelbrücke mit anschließendem Aufstieg zum riesigen Schlossareal. Die andere Möglichkeit führt durch das Viertel Latrán mit der gleichnamigen Straße.
Das Viertel ist über die Baderbrücke mit der Altstadt verbunden. Vom dortigen Moldau-Ufer bieten sich schöne Blicke auf die Altstadt von Krumau. Neben dem Kloster und der historischen Brauerei befindet sich auch das Budweiser Tor aus dem 17. Jahrhundert in Latrán. Von den ehemalig neun Stadttoren Krumaus ist dies das letzte verbliebene.
Insgesamt ist es ein schöner Spaziergang mit viel Stadtgeschichte – das Viertel Latrán ist schließlich schon seit dem 14. Jahrhundert existent. Uns ist es allerdings etwas zu trubelig und touristisch mit den vielen kleinen Souvenirgeschäften und Restaurants.
Tipps zum Tagesabschluss in der Altstadt
Als wir abends zum wiederholten Mal durch die wenigen Gassen der Altstadt laufen, genießen wir noch einmal die Aussicht von der kleinen Moldau-Insel auf die imposante Schlossanlage auf der anderen Seite des Flusses. Wir können wirklich sehr empfehlen, einen Besuchstag mit warmen Temperaturen auszuwählen, so dass ihr einen lauen Sommerabend in der historischen Altstadt verbringen könnt.


Lohnt es sich? – Krumau alternativ und Sehenswürdigkeiten
Kurz gesagt: Ja, definitiv!
Manchmal haben wir das Gefühl, dass gehypte Städte oder Orte einfach nur überfüllt sind und ihren Ruf von einigen wenigen fotogenen Spots erhalten. Oft gehen wir dann lieber in etwas unbekanntere Orte, die Ähnlichkeiten aufweisen, aber auf uns authentischer und entspannter wirken. Und ja, Krumau ist schon sehr touristisch an einigen Stellen und – auch aufgrund des Stadtfestes und des tollen Wetters – bei unserem Besuch sehr voll.
Trotzdem überwiegt bei uns die Freude über den Mix aus Kultur, Kunst und historischer Architektur in einer tollen Lage direkt am Fluss. Für uns ist Krumau ein absolutes Highlight auf unserem Roadtrip durch den Westen Tschechiens.

Na, wie hat Euch unser Tagesausflug gefallen? Schreibt uns in die Kommentare, ob ihr schon in Krumau wart oder (jetzt) Lust habt, die kleine alternative Stadt mit ihren Sehenswürdigkeiten zu erkunden! Viele Grüße, Jenny und Thomas
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