Wir freuen uns so sehr endlich nach Bagdarin zu kommen! Schon die Anreise ist ein Abenteuer und die Begegnungen und Erlebnisse in dem kleinen Dorf werden wir so schnell nicht vergessen.
Vorgestern sind wir nachts mit der Transsib in Tschita angekommen. Die letzten zwei Tage haben wir in Tschita verbracht und unseren Ausflug in das etwa 350 km entfernte Bagdarin geplant. Das war gar nicht so einfach. Warum? Das könnt ihr hier lesen. Jetzt freuen wir uns einfach nur, dass es endlich los geht!
Um 4:00 Uhr morgens holt uns Ivan vor unserem Hostel mit seinem alten Honda Fit ab. Beim Einladen unserer Rucksäcke in den Kofferraum stellen wir fest, dass wir immerhin einen Ersatzreifen dabei haben, wenngleich dieser schon ziemlich porös ist. Wir hatten schon gehört, dass die Straße nach Bagdarin in keinem guten Zustand sein soll. Ein Gast aus unserem Hostel, der aus der Nähe von Tschita stammt, hatte uns geraten lieber in einen anderen Ort zu fahren, der besser zu erreichen sei. Aber wir wollen nach Bagdarin – aus einem ganz bestimmten Grund…
Die Straße verwandelt sich schon wenige Kilometer hinter der Stadtgrenze in eine Schotterpiste. Dank Schnee und Eis sind die Schlaglöcher nicht so tief wie sie wohl im Sommer sein werden, aber wir merken die Bodenwellen deutlich und werden ganz schon durchgeschüttelt. Wir fahren im Dunklen durch das sibirische Nirgendwo. Es fühlt sich komisch an, mitten im riesigen Waldgebiet der russischen Taiga zu sein, ohne etwas zu sehen und ohne zu wissen wo wir sind. Die Stimmung ist seltsam, es ist still und laut zugleich in Ivans Auto. Still, weil keiner etwas sagt und laut, weil das Auto unter den schlechten Straßenbedingungen leidet und ganz schön klappert. Ivan scheint sehr müde zu sein, aber er guckt starr vor sich auf die Fahrbahn, ein bisschen wie in Trance. Ich bin auch müde und nicke immer mal wieder ein, nur um kurz darauf wieder von dem unregelmäßigen Ruckeln geweckt zu werden. Sehr häufig müssen wir wegen eingestürzter Brücken unseren Weg verlassen und diese auf einem aufgeschütteten Damm umfahren. Wenn diese Brücken alle bis zum Sommer wieder hergestellt sein sollen, ist hier noch einiges zu tun.
Als die Sonne langsam aufgeht, stoppt Ivan den Wagen. Zuerst erschrecke ich mich im Halbschlaf, weil ich befürchte, wir haben eine Panne oder etwas anderes ist passiert. Aber Ivan möchte einfach nur rauchen. OK. Trotz der bitterlichen Kälte, die draußen auf uns wartet, steigen wir auch aus. Die Luft ist beißend kalt, aber frisch und für den Moment angenehm. Wir stehen zu dritt auf der Schotterpiste und staunen über den farbenfrohen Sonnenaufgang. Zum ersten Mal seit unserer Abfahrt sehen wir uns an und versuchen uns zu unterhalten. Leider sind unsere Russischkenntnisse für ein richtiges Gespräch noch lange nicht gut genug. Trotzdem lockert sich die Stimmung, wir versuchen mit Händen und Füßen dem anderen etwas zu erklären und lachen zusammen. Auf einmal scheint alles anders – gelöst, wach und freundlich. Die Landschaft ist zudem faszinierend und wunderschön!
Fröhlich steigen wir nach einer Weile wieder ein. Erst jetzt merken wir, wie stickig die Luft im Auto ist. Ivan hat die Heizung so weit wie möglich aufgedreht, damit wir es warm haben. Trotzdem sind die Scheiben von innen gefroren… Die Heizung hilft also nur ein wenig, wenn überhaupt. Immer wieder kratze ich mir ein Guckloch frei, um die Aussicht zu genießen. Es dauert jedoch nicht lange bis die Scheibe wieder zugefroren ist.
Na gut, dann versuche ich eben durch die Windschutzscheibe einige Eindrücke festzuhalten:
Nach etwa sechseinhalb Stunden Fahrtzeit haben wir die 350 km hinter uns gebracht und erreichen den Ortseingang von dem kleinen Dorf Bagdarin mit seinen etwa 4700 Einwohnern. Unsere Füße sind von der Fahrt so kalt, dass wir uns zuerst einmal aufwärmen müssen. In unserer Unterkunft halten wir unsere gefühllosen Füße an die Heizung und fragen uns nach einigen Minuten, ob diese überhaupt an ist. Der Test mit den Händen zeigt: Autsch, fast verbrannt! Ja, ist an und heiß!
Aber wir sind ja nicht den weiten Weg gefahren, um in unserem Zimmer zu sitzen. Also ziehen wir uns an, was bei der Vielzahl an Schichten immer eine Weile dauert, und laufen los. Obwohl wir ein ganz konkretes Ziel haben, wissen wir nicht genau wo wir hin müssen. Wir suchen zunächst das Heimatmuseum von Bagdarin. Die Mitarbeiterin unseres Gästehauses zeigt uns den Weg. Wir laufen die Hauptstraße von Bagdarin ein Stück Richtung Norden und erreichen das örtliche Museum bereits nach kurzer Zeit. Die Hauptstraße ist eher ein sandiger Weg, der jetzt, im Winter, eingefroren und deshalb recht gut zu befahren ist. Das Museum ist in einem kleinen gelben Holzhaus untergebracht.
Die Türe steht offen und wir treten in einen kleinen Raum mit Infotafeln an den Wänden. Rings um diese wenigen Plakate ist es jedoch ziemlich dunkel in dem Gebäude. Wie wir dann doch noch zu unserer Museumsführung gekommen sind, ist eine ziemlich lustige Geschichte…
Noch einige Male laufen wir aus dem Museum raus und wieder rein, gucken, ob wir auch die richtige Türe genommen haben, rufen und klopfen an jeder Innentüre, die vom Eingangsbereich des Museums abgeht. In einem Raum brennt Licht, der Computer läuft und es liegen ein Handy und verschiedene Schlüssel auf dem Tisch. Gut, dann muss auch jemand da sein. Eigentlich… Irgendwann beschließt Thomas, in das Geschäft auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu gehen und dort nachzufragen. Das Ergebnis ist, dass er mit einem älteren Herren zusammen zurückkommt. Dieser ist sehr nett und freundlich, jedoch verstehen wir kein Wort von dem was er sagt. Er scheint sich in dem Museum jedenfalls heimisch zu fühlen. Er legt seine Einkaufstaschen mitten auf einen Schreibtisch, holt sich einen Stuhl, der ihm gemütlich scheint und macht es sich in aller Ruhe bequem. OK, er wartet wohl mit uns.
Nach einiger Zeit klingelt das Telefon und er nimmt ganz selbstverständlich ab. Die einzigen Worte die wir verstehen sind „zwei deutsche Touristen“, damit sind wohl wir gemeint. Anscheinend hat es sich in der Dorfgemeinde herumgesprochen, dass zwei Touristen in das Heimatmuseum gegangen sind! Das kommt wohl nicht allzu oft vor. Der ältere Herr, den Thomas aus dem Einkaufsladen gegenüber mitgebracht hat, steht nach dem Telefonat auf und läuft zielstrebig in eines der Hinterzimmer. Nach einigen Minuten von Getöse und Geschrei und einer lauten Diskussion, kommt er in Gesellschaft zurück – oder besser gesagt seine Gesellschaft torkelt betrunken und wohl verärgert über das unnötige Wecken an uns vorbei, hinterlässt eine Wodka-Fahne und verschwindet im nächsten Hinterzimmer. Achso, das war also der Museumsangestellte. Alles klar *grins. Naja, das Museum ist auch nur noch wenige Stunden geöffnet und heute wird schließlich das burjatische Neujahr gefeiert.
Nach weiteren zehn Minuten kommt ein dritter Mann angejoggt, Dmitry. Er spricht uns auf Englisch an und stellt sich als Mitarbeiter des Museums vor. Er wurde extra angerufen und hat sein Mittagessen für uns unterbrochen, nur um uns durch das Museum zu führen. Und das macht er wirklich mit einer ausgeprägten Liebe zum Detail. Das Museum ist viel größer, als es von außen scheint. Irgendwie gibt es immer wieder neue Räume, wenn wir denken, dass das Museum doch jetzt hier zu Ende sein muss. Wir laufen in immer neue Gänge und Winkel und erfahren jede Menge über die Geschichte der Ewenken und Burjaten. Beiden Volksgruppen ist gemein, dass sie ursprünglich nomadisch gelebt haben. Ihre Religion ist jeweils stark vom Schamanismus geprägt und sie glauben an die Seele in allen Naturerscheinungen. Seit etwa 200 Jahren sind die östlich vom Baikalsee lebenden Burjaten jedoch Buddhisten.
Die Zeit vergeht und irgendwann können wir nichts mehr aufnehmen. Wir hören noch etwas vom Goldrausch in Bagdarin und der Umgebung und gucken uns verschiedene Mineralien an. Aber eigentlich sind wir doch wegen etwas anderem hier… Als letzte Station unserer Museumsführung betreten wir den kleinen Wald hinter dem Gebäude. Wir biegen um die Ecke und da ist das Ziel unseres Ausflugs:
Hä? Wegen so einer kleinen Pyramide sind wir hier? JA!
In Bagdarin befindet sich einer von acht Eckpunkten der Weltseele, der Teil des Projekts „The Soul of the World“ von Rafael Trénor ist. Dieses weltumfassende Projekt besteht aus einem Würfel, der die Erde symbolisiert, und virtuell in unseren Planeten gelegt wurde, sodass seine Eckpunkte an acht Stellen die Erdoberfläche durchdringen. Weitere Infos findet ihr hier. In Bagdarin hat das Projekt leider nicht die, wie ich finde, verdiente Unterstützung erhalten, weshalb die Pyramide ziemlich klein ausfällt. Das Museum von Bagdarin und diejenigen, die mitgewirkt haben, sind trotzdem stolz auf diesen besonderen Ort. Und wir freuen uns ebenso hier zu sein.
So sieht das Projekt „Soul of the World“ im Modell aus:
Nach dem Museumsbesuch sind wir super glücklich und zufrieden. Wir haben die Pyramide gefunden, wir hatten eine interessante Führung durch das Museum und Dmitry ist so ein netter und herzlicher Mensch, dass uns der Nachmittag noch mehr Freude bereitet hat. Wir verlassen das Museum eine Stunde nach deren planmäßigen Öffnungszeiten. Aber alleine lassen möchte uns Dmitry nicht. Er läuft mit uns zu dem buddhistischen Tempel des Dorfes, der gemessen an der Einwohnerzahl groß erscheint. In einem kleinen Café auf dem Tempelgelände, welches in einer Jurte untergebracht ist, bestellt er jede Menge Essen für uns. Es gibt eine Nudel-Fleisch-Suppe, drei riesige Boozas (Fleisch in Nudelteig, was auf russisch Pozy genannt wird), Brot, Tee und süßes Fettgebäck mit Kondensmilch zum Nachtisch. Er selbst geht zurück nach Hause, um dort zu essen und möchte uns danach wieder treffen. Das Essen ist viel, günstig und super lecker! Obwohl wir uns zu Beginn fragen, wie wir das alles essen sollen, bleibt nachher kaum etwas übrig…
Nach dem Essen steht Dmitry schon draußen vor dem Café und wartet auf uns. Es ist uns ein wenig unangenehm, dass er sich so viel Zeit für uns nimmt. Gleichzeitig genießen wir aber seine freundliche Gesellschaft und freuen uns über die vielen interessanten Geschichten und Erklärungen von und über Bagdarin. Während unseres Essens hat er mit dem Lama des Tempels gesprochen. Wir dürfen trotz der Neujahrsfeierlichkeiten und der deshalb stattfindenden Zeremonien den Tempel besuchen. Wir sind überwältigt und haben sogar die Möglichkeit uns persönlich bei dem Lama zu bedanken, der uns vor dem Tempel in Empfang nimmt.
Von dem Tempelgelände an sich und dem Inneren des Tempels machen wir aus Rücksicht auf die anderen Besucher und aus Respekt vor den Zeremonien keine Fotos. Wir laufen zunächst im Uhrzeigersinn um den Tempel und drehen dabei an den Gebetsmühlen. Dies geschieht in aller Ruhe und ist sehr meditativ. Durch die Drehbewegungen sollen die auf den Mühlen aufgedruckten Mantras Wirklichkeit und alle Lebewesen von Ihrem Leid und schlechtem Karma befreit werden. Dies geschieht unter anderem auch dadurch, dass die Personen, die die Mühlen drehen, die Erfüllung der Wünsche visualisieren und sich gedanklich vorstellen, dass diese bereits erfüllt sind.
Zurück am Eingang des Tempels, betreten wir diesen. Die Ausstattung und Dekoration im Inneren macht uns sprachlos. In der Mitte sitzt ein großer, goldener Buddha. Davor gibt es einen Tisch mit Opferungen, wo sich in kleinen Schalen reinigendes Wasser, Kerzen, Räucherstäbchen, Blumen, kleine Kunstwerke und zahlreiche Speisen finden. Unsere Füße dürfen nie auf den Buddha zeigen, da die Füße generell als unrein gelten. So laufen wir an der linken Wand entlang schräg nach vorne bis zum Altar, seitwärts mit schräger Fußstellung an diesem vorbei, wobei Danksagungen und Wünsche ausgesprochen werden, und dann schräg rückwärts an der rechten Wand entlang wieder zurück zum Eingang. Durch die Ruhe und angenehme Atmosphäre fühle ich mich entspannt, ruhig und irgendwie „selig“. Auf jeden Fall bin ich sehr glücklich.
Dmitry möchte uns aber noch mehr von seiner Kultur und den Ritualen zur Neujahrsfeier Sagaalgan zeigen. So gehen wir zusammen auf den Sportplatz, der gegenüber von dem Tempel liegt. Dort sind zwei große Kegel aus Holz und Stroh aufgebaut, die an einer Seite eine kleine Öffnung haben. Die Leute schmeißen in einen der beiden Kegel kleine Gegenstände, die etwas Negatives symbolisieren. Manche schreiben auch die negativen Gedanken oder Lebensumstände auf kleine Zettel und schmeißen diese hinein. Am Abend wird dieser Kegel verbrannt und damit auch alles Unheil. Der zweite Kegel wird zu Ehren Buddhas verbrannt. Das neue Jahr beginnt dann gereinigt von allem Schlechten. Gerade als wir davor stehen und Dmitry uns dies erklärt, kommen zwei Hunde angelaufen und durchsuchen die Opfergaben und die verschiedenen Gegenstände nach etwas Essbaren. Dabei werden genug der schlechten Botschaften aus dem Kegel herausbefördert und so am Abend wohl nicht verbrannt… Dmitry steckt seine Gegenstände wieder in die Jackentasche und meint, dass er später wieder kommt. So kann’s gehen!
Im Anschluss laufen wir mit Dmitry noch ein wenig durch das Dorf und verabschieden uns nach einer weiteren Stunde. Wir freuen uns so sehr und sind so dankbar, dass Dmitry sich so viel Zeit für uns genommen hat! So schön hätten wir uns unseren Besuch von Bagdarin niemals vorstellen können. Bevor wir in unsere Unterkunft zurückgehen, spazieren wir noch ein wenig alleine weiter. Anbei ein paar Eindrücke aus Bagdarin:
Was für ein schöner Tag! Wir schlafen schnell, KO und glücklich ein.
Am nächsten Morgen stehen wir früh auf, um vor der Rückfahrt nach Tschita noch den restlichen Ortsteil von Bagdarin zu erkunden. Wir laufen durch kleine Seitenstraßen zu dem weißen Berg, an dessen Fuß Bagdarin liegt. Der Berg ist Namensgeber des Dorfes, denn Bagdarin bedeutet „weißer Berg“. Aus den Schornsteinen der kleinen Holzhäuser steigt Rauch auf. Die Einwohner sind anscheinend auch schon wach und heizen kräftig. Dies ist aus unserer Sicht auch bitter nötig, denn es sind um die -22°C! Die Einwohner mögen das anders sehen und die Temperaturen als „mild“ empfinden, aber für uns ist es schon anstrengend, draußen herumzulaufen. Binnen weniger Minuten frieren die kleinen Härchen in der Nase ein und wenig später ist das Gesicht so gefroren, dass wir nichts mehr spüren und den Mund nicht mehr bewegen können. Auch Thomas Bart ist weiß und eingefroren, was ziemlich lustig aussieht. Aber ja, ich habe auch Mitleid! Miteinander sprechen? Nee, das geht nicht mehr. Das Dorf ist aber so idyllisch und fotogen, dass wir versuchen, die Kälte auszublenden und weiter laufen.
Als wir an dem Spielplatz kurz anhalten, ruft auf einmal ein Mann laut zu uns herüber. Zuerst erschrecken wir uns, weil wir denken, wir dürften nicht hier herumlaufen oder ähnliches. Aber als wir mit ihm ins „Gespräch“ kommen (mit unseren paar Brocken russisch…) stellt sich heraus, dass er uns nur helfen wollte. Anscheinend hat er gedacht, wir suchen etwas Bestimmtes und wollten nicht nur einfach so das Dorf erkunden. Als wir ihm sagen, dass wir uns den Berg angucken möchten, freut er sich und wünscht uns alles Gute.
Zum verabredeten Zeitpunkt steht Ivan vor unserer Unterkunft und ist startklar. Er selbst hat außerhalb von Bagdarin übernachtet. Wir fragen uns zwar, wo das gewesen sein soll, aber er gibt sich zufrieden und meint, es wäre gut gewesen. Dann zückt er sein Handy und strahlt über das ganze Gesicht. Als er anfängt, in sein Telefon zu sprechen, merken wir sofort: Er hat sich eine Übersetzungs-App installiert. Wie nett ist das denn??
Auf der Fahrt wird die neue App munter benutzt und so erfahren wir noch einiges über Ivan, seine Familie und sein Leben. Dass wir nun im Hellen durch die endlosen Weiten fahren freut uns außerdem sehr. So können wir die Landschaft noch besser genießen.
Während der Fahrt sehen wir immer wieder Baumgruppen, die als heilige Stätten bestimmt sind. Bereits am Baikalsee hatten wir gelernt, dass es Gebetsbäume gibt, an die Wunschbänder gebunden werden. Außerdem werden von Buddhisten oft bunte Bänder am Wegesrand angebracht, weil sie den Reisenden einfach Freude bereiten und sie auf ihrem Weg mit Wünschen und Mantras positiv begleiten sollen. Die Rituale des schamanistischen und buddhistischen Glaubens sind hier gleichermaßen zu finden bzw. lassen sich wohl kaum noch voneinander trennen. Sobald wir an einer dieser Stätten vorbeifahren, wirft Ivan eine Zigarette als Opfergabe aus dem Fenster. Das Opfern soll zeigen, dass man sich von negativen Eigenschaften wie Begierde und materiellem Besitz frei macht und verspricht, mit den eigenen Handlungen allen Wesen zu nutzen. Das verstehe ich ja, aber… wenn ich an unsere Umwelt denke, wird mir ganz schlecht! Ich bin mehrmals kurz davor etwas zu sagen, entscheide mich dann aber doch dagegen…
Immer wieder überqueren wir kleinere und größere Flüsse auf klapperigen Holzbrücken. Jedesmal werden wir ordentlich durchgeschüttelt und der lose aufgelegte Holzbelag der Brücken wackelt hin und her.
Nach der Hälfte der Strecke legen wir eine Pause in dem kleinen Ort Romanowka ein. In einem Café, was eher den Charme eines Schnellimbiss hat, lädt Ivan uns zu Blinys (Pfannkuchen) mit Kondensmilch und Kaffee ein. Die Bedienung ist sehr freundlich und alles schmeckt wunderbar. Keine Ahnung, was die Russen bei ihren Pfannkuchen anders machen, als andere Nationen; aber die Blinys sind sehr dünn und luftig und wirklich köstlich. Ivan entscheidet sich übrigens für die russische Art des „Kaffees“: Er bestellt eine kleine Tasse heißes Wasser, tunkt für wenige Momente drei Teebeutel schwarzen Tee hinein und vervollständigt dies mit reichlich Zucker und etwas Milch. Dies sei das Beste um wach zu bleiben.
Ich möchte es nicht zu ausführlich beschreiben, aber zum Weglassen ist es zu lustig: Die Toilette des Cafés: In einem Bretterverschlag hinter dem Haus mit Blick auf die Felder und Wälder, ist ein Loch in den Boden eingelassen. Jetzt kommt uns das Wetter zu Gute. Es ist nämlich alles eingefroren und somit trocken und geruchslos. OK, das reicht an Beschreibung.
Weiter geht es auf den zweiten Teil der Strecke. Dazu gibt es oft den Blick auf die Straße bis zum Horizont vor uns. Ivans Musikauswahl beschert uns eine längere Zeit feinsten Techno – passt irgendwie zu dem Gewackel im Auto. Thomas und ich müssen lachen.
Zum Abschluss noch einige Bilder der burjatischen Landschaft auf der restlichen Rückfahrt:
Am Nachmittag stehen wir wieder vor unserer Unterkunft in Tschita. Ivan war wirklich super. Vielen Dank! Für uns war es der rundum perfekte Ausflug. Wir haben den Eckpunkt der Soul of the World gesehen und darüber hinaus noch so viel mehr erlebt, was uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Wir möchten auf jeden Fall noch einmal nach Burjatien fahren und auch das weitere Gebiet östlich des Baikalsees erkunden, wo es riesige Seen, Gebirgslandschaften, Steinwüsten und Wälder gibt.
Hoffentlich hat es Euch auch gefallen?! Viele Grüße und bis zum nächsten Beitrag, Jenny
Ich hab euch vor kurzen erst über Instagram entdeckt und bin begeistert,ich mag es so gerne euch zu folgen und zu lesen!Weiter so,bin gespannt was noch so alles kommt!
Hallo. Willkommen auf unserer Seite. Vielen lieben Dank für dein tolles Feedback. Es freut uns riesig, wenn unsere Erlebnisse so gut ankommen! Und es wird mit Sicherheit noch mehr geben! 🙂
Bin ja wieder sehr beeindruckt von eurem Bericht. Was für tolle Menschen ihr bisher getroffen habt und die Landschaft traumhaft. Und das mit der Seele der Welt ist sehr interessant und ich kann verstehen, dass ihr nun alle Punkte aufsuchen wollt. Liebe Grüße
Wir freuen uns sehr, dass dir unser Bericht gefällt. Ja, die Hilfsbereitschaft ist wirklich toll. Das hat uns vor allem fasziniert, weil wir uns ja oft gar nicht richtig verständigen konnten, aber die Menschen sich trotzdem Zeit genommen haben und freundlich waren. Schon alleine dafür, lohnt es sich zu reisen *grins. Liebe Grüße zurück
Ist diese Weltseele ein Kunstobjekt oder eine Theorie? Da hatte ich bisher noch nichts von gehört. Dann habt ihr aber noch einige Reiseziele ausstehen.
Es ist ein Kunstprojekt, welches sich aus einer Theorie bzw. dem Glauben an die Weltseele entwickelt hat. Du kannst es gerne auf unserer neuen Seite nochmals nachlesen. Wir würden gerne noch die anderen Eckpunkte sehen!