Heute zeigen wir Euch einen Wasserfall direkt an der Altstadt von Jajce und wunderschöne kleine Wassermühlen zwischen zwei großen Seen. Der Pliva verdanken wir einen tollen Tag im Zentrum von Bosnien und Herzegowina.
Wir sind auf einem Roadtrip durch Bosnien und Herzegowina. Fünf Wochen im Spätherbst und Winter verbringen wir in diesem kleinen Land auf dem Balkan. Nach den vermutlich bekanntesten Orten Mostar und Sarajevo sowie der potenziell sehr geschichtsträchtigen Pyramidenstadt Visoko nehmen wir Euch heute in das für uns bis dato völlig unbekannte Jajce mit. Es ist nicht zuviel verraten, dass wir hier einen unserer schönsten Momente auf unserem Roadtrip erleben.
Da wir Jajce als Zwischenstopp auf einem längeren Fahrtag besucht haben, zeigen wir Euch auch einige Impressionen von unterwegs:
- Von Sarajevo zum Wasserfall nach Jajce
- Jajce: Altstadt mit Wasserfall und Wassermühlen
- Pliva Wasserfall in Jajce zum Baden und Springen
- Jajce Wassermühlen und die Pliva-Seen
- Jajce Erfahrungen und Weiterfahrt nach Kroatien
Von Sarajevo zum Wasserfall nach Jajce
Insbesondere bei einem Roadtrip freuen wir uns auch auf die Fahrten an sich. Logisch, oder? Sonst wäre es ja kein Roadtrip… *grins. Mautstraßen vermeiden wir normalerweise komplett und ziehen Landstraßen vor. Bei den Fahrten durch kleinere Städte oder Dörfer sehen wir so viel Interessantes vom jeweiligen Land. Von Sarajevo bis Jajce sind es etwa 160 Kilometer. Mehr Infos zu den einzelnen Strecken erfahrt ihr in unserem Routenbericht, den wir Euch bald hier verlinken.
An den letzten Tagen in Sarajevo hat es häufiger geschneit und so sind wir morgens noch gespannt, wie gut wir die hügelige Fahrt bis Jajce schaffen. Wie sich herausstellt, sind die Straßenverhältnisse aber super und wir haben keinerlei Probleme. Gleichzeitig sieht die weiß gepuderte Landschaft mega schön aus. Immer wieder halten wir für ein paar Fotos an. Insbesondere das Teilstück zwischen Travnik und Donji Vakuf gefällt uns sehr gut.
Typische Gastfreundschaft von Bosnien und Herzegowina?
Mittlerweile sind wir auf unserem Roadtrip schon mehrere hundert Kilometer durch Bosnien und Herzegowina gefahren. Einiges bekommt für uns einen typischen Charakter auf unserer Fahrt durch das kleine Land auf dem Balkan. Moscheen prägen immer wieder die Landschaft und sind oft schon von Weitem zu erkennen. Es gibt sie sowohl mit einem Minarett, als auch mit zweien.
Zusätzlich fallen uns die zahlreichen Straßenstände auf. Häufig gibt es Obst und Gemüse, zu wirklich günstigen Preisen. Als wir an einem Stand Äpfel kaufen möchten, sehen wir, dass diese dort nur in 10kg-Kisten verkauft werden. Wir wollen schon weiterfahren, als der Verkäufer uns einige Äpfel in die Hand drückt und uns auch mit Sprachbarriere verständlich macht, dass er sie uns schenkt. Uns ist es etwas unangenehm, aber er lässt sich nicht umstimmen und möchte partout kein Geld von uns annehmen.
An einer der Bergstraßen mitten im Nirgendwo entdecken wir den nächsten Verkaufsstand. Lammfelle und handgestrickte Wollsocken baumeln an einer Leine. Verschiedene und teilweise aufwändig verzierte Schalen und Krüge aus Holz, Keramik und Kupfer sind ebenfalls im Angebot. Schlussendlich entscheiden wir uns aber doch nur für ein großes Glas Honig.
Eisige Mühlen in Donji Vakuf oder: Team Landstraße
Donji Vakuf ist einer der kleinen Gründe, warum wir lieber die Landstraßen fahren, als auf der Autobahn „Strecke zu machen“. Am Straßenrand entdecken wir ein altes Mühlrad und legen spontan einen Zwischenstopp ein. Spektakulär wird dieses Mühlrad durch die Witterungsverhältnisse – dank der teilweise klirrend kalten Temperaturen in den letzten Tagen sind rund um das Mühlrad zahlreiche Eiszapfen entstanden. Wir sind fasziniert von dem Anblick und wollen Euch natürlich daran teilhaben lassen:
Jajce: Altstadt mit Wasserfall und Wassermühlen
Hey, wir sind da! Habt ihr jemals etwas von der Stadt Jajce gehört? Wir bisher nicht… Eigentlich schade, denn dieses kleine Städtchen mit seinen weniger als 30.000 Einwohnern hat einiges zu bieten.
Jajce wurde im 14. Jahrhundert gegründet, als die noch heute existierende Festung errichtet wurde. Bereits nach wenigen Jahren wurde die Stadt der Sitz des bosnischen Königs und gilt damit als die erste Hauptstadt des Landes. Wechselnde Herrscher über die Stadt sorgen für unterschiedliche Einflüsse und viele gut erhaltene Zeugnisse aus dem Mittelalter prägen die komplett unter Denkmalschutz stehende Altstadt. Zudem gibt es historische Orte weit vor der eigentlichen Stadtgründung, denn auch hier waren die Römer, wie Überreste eines Tempels aus dem 4. Jahrhundert belegen.
Aber auch in der etwas moderneren Geschichte hat Jajce seinen Platz, denn der Ort gilt auch als Gründungsstadt des ehemaligen Jugoslawiens. In dem entsprechenden Gebäude in der Nähe der Altstadt ist heute ein Museum untergebracht mit vielen Informationen zu dieser Gründungsversammlung im November 1943. Seit 2006 steht die Altstadt von Jajce auch auf der Kandidatenliste als UNESCO-Weltkulturerbe.
Zudem besitzt Jajce ein einzigartiges Panorama, denn welches Stadtzentrum hat einen eigenen Wasserfall zu bieten?
Pliva Wasserfall in Jajce zum Baden und Springen
Zu verdanken ist dieses einzigartige Stadtpanorama der Pliva, die direkt unterhalb der Altstadt von Jajce in den Vrbas mündet. Bevor dies geschieht, muss allerdings ein Höhenunterschied von etwa 20 Metern (die Angaben variieren zwischen 17 und 22 Metern) ausgeglichen werden. Wir finden, der Pliva Wasserfall ist eine sehr ansehliche Möglichkeit dafür und macht diesen Ort besonders.
- Was: etwa 20 Meter hoher Wasserfall
- Besonderheit: Sprungturm – Im Sommer findet ein großes Wasserfallspringen statt
- Wo: In Jajce – direkt unterhalb der Altstadt
- Eintritt: ~5 Euro für den Besuch der Plattform unterhalb des Wasserfalls
- Besuchsdauer: ca. 1 Stunde
- Tipp: Schutz für Fotolinse und Technik – Wasser spritzt wie verrückt (im Sommer bestimmt sehr erfrischend)
Fotos vom Touristenmagnet Pliva Wasserfall
Am Parkplatz oberhalb des Wasserfalls haben wir bereits eine schöne Aussicht auf den Wasserfall. Direkt fällt uns das Sprungbrett auf, das Sprünge in das Becken am Fuße des Wasserfalls erlaubt. Die vorhandenen Tribünen lassen uns erahnen, dass hier im Sommer ordentlich was los sein muss. Tatsächlich erkennen wir auf Bildern, wie voll es zur größten jährlichen Sprungveranstaltung ist, die für Jajce ein riesiges Event darstellt.
Aber auch unabhängig davon scheint der Pliva Wasserfall viele Touristen anzuziehen. Zahlreiche Verkaufsbuden an der oberen Aussichtsplattform, ein Hochseilgarten für Kinder sowie die Möglichkeit zum Zip-Lining mit Blick auf den Wasserfall lassen uns vermuten, dass dieser Ort in wärmeren Monaten sehr gut besucht ist. Jetzt, im Winter, treffen wir nur wenige andere Menschen.
Wasserfall von Jajce: Lohnt sich der Besuch?
Umgerechnet etwa fünf Euro Eintritt sind ein, aus unserer Sicht, teures Vergnügen für den kurzen Spaziergang zum Wasserfall. Bereits die kostenfreie Aussicht auf Höhe des Parkplatzes bietet einen tollen Blick auf das Panorama mit dem Stadtzentrum von Jajce. Von der unteren Aussichtsplattform, die sich unmittelbar an der Mündung der Pliva in den Vrbas befindet, sind die herabstürzenden Wassermassen allerdings deutlich besser zu spüren.
Es ist laut und die Gischt lässt uns in einem feuchten Nebel stehen. Bedenkt diesen Aspekt auf jeden Fall für Eure technische Ausstattung! Im Sommer ist das sicherlich eine sehr willkommene Erfrischung. Im kalten bosnischen Winter sorgt es eher dafür, dass wir uns nur kurz dort aufhalten. Trotzdem nutzen wir die Gelegenheit und klettern auf den Tribünen herum. So können wir aus nächster Nähe beobachten, wie die Pliva in das untere Wasserbecken fällt, bevor sie dann über eine weitere kleine Kante in den Vrbas mündet.
Ob das den Eintritt rechtfertigt…? Wir empfinden es als sehr teuer und würden beim nächsten Mal wahrscheinlich nur die Aussicht von oben genießen. Alleine dafür lohnt sich aber ein Zwischenstopp, wenn ihr in der Region seid.
Jajce Wassermühlen und die Pliva-Seen
Nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum Jajces entfernt liegt ein sehr spektakulärer Ort. Hier staut sich die Pliva kurz vor ihrer Mündung in den Vrbas zu den Pliva-Seen auf. Vom großen Pliva-See (Veliko Plivsko Jezero) gelangt das Wasser über verschiedene Wege in den kleinen Pliva-See (Malo Plivsko Jezero). An einer Stelle fällt das Wasser kaskadenförmig hinab. Genau da befindet sich auch eines der touristischen Highlights von Bosnien und Herzegowina – die Pliva Wassermühlen.
- Was: 19 ehemalige Wassermühlen (Mlinčići)
- Besonderheit: Nationaldenkmal von Bosnien und Herzegowina
- Wo: etwa fünf Kilometer westlich von Jajce, zwischen dem großen und dem kleinen Pliva See
- Eintritt: kostenlos
- Besuchsdauer: ca. 1 Stunde, im Sommer deutlich mehr
Verzaubert von den märchenhaften Mlinčići Wassermühlen
Die Kraft des Wassers wird und wurde schon immer von Menschen genutzt. So ist es auch hier. 19 kleine Wassermühlen (Mlinčići) liegen etwas unscheinbar auf engen Raum zwischen dem großen und dem kleinen Pliva-See. Sie sind über kleine Stege verbunden und so können wir zwischen den nur wenige Meter hohen Gebäuden umherlaufen. Leider ist fast nichts über die aus Eichenholz gebauten Mühlen bekannt, obwohl sie sogar ein Nationaldenkmal von Bosnien und Herzegowina sind.
Eine Informationstafel suchen wir vergebens und die Angaben im Internet sind sehr unterschiedlich. Sie reichen von einer mittelalterlichen Errichtung bis hin zu einer Entstehung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Keine der Wassermühlen ist mehr in Betrieb und auch keine ist für einen Besuch geöffnet. Das finden wir wirklich schade. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so entscheidend, da uns das Ambiente einfach verzaubert…
Kurz vor Sonnenuntergang wirkt die Atmosphäre auf uns ein bisschen wie eine Märchenlandschaft. Es fehlt nur noch, dass plötzlich Trolle oder Feen auftauchen *grins. Die teilweise spiegelglatten Holzstege holen uns aber immer wieder in die Realität zurück. Es gefällt uns unheimlich gut, von allen Seiten umgeben von Wasser zwischen den Mlinčići umherzulaufen. Auch wenn das Areal der Pliva Wassermühlen nur etwa 100 mal 100 Meter groß ist, könnten wir problemlos einige Stunden hier verbringen und fotografieren. Leider wird es schon dunkel…
Wanderung und Aktivitäten an den Pliva-Seen bei Jajce
Umgeben von bis zu 1.000 Meter hohen Bergen liegt der große Pliva-See in der winterlichen Landschaft eingebettet. Im Sommer lädt der See zum Baden ein. Oder man kann sich mit Booten auf dem See treiben lassen. Wer einfach nur gern am Wasser spazieren geht, dem würden wir im Winter allerdings eine Runde um den kleinen Pliva-See empfehlen. Ausgehend von den Wassermühlen könnt ihr ihn in etwas mehr als drei Kilometern fast komplett umrunden.
Beste Reisezeit für die Wassermühlen von Jajce?
Die Mlinčići an der Pliva gehören zu den bekanntesten touristischen Highlights von Bosnien und Herzegowina. Wir haben gelesen, dass dieses Ziel in den wärmeren Monaten von zahlreichen Reisebussen angesteuert wird. Dazu kommen natürlich Individualtouristen und die Menschen, die zum Baden oder zur Erholung an die Pliva-Seen kommen. Es soll nahezu unmöglich werden, Fotos der Wassermühlen zu machen, ohne andere Menschen mit zu fotografieren.
Auch wenn wir warme Temperaturen lieben und uns problemlos den ganzen Tag dort aufhalten könnten… Wir können uns nicht vorstellen, dass die Atmosphäre im Sommer ähnlich idyllisch und märchenhaft ist. Daher können wir einen Besuch im Winter definitiv empfehlen. Wir sind aber gespannt auf Eure Erfahrung und Meinung, falls ihr schon zu einer anderen Jahreszeit da wart!
Jajce Erfahrungen und Weiterfahrt nach Kroatien
Wie so häufig bei uns wird aus einem „wir machen nur einen kurzen Zwischenstopp“ ein langer Tag. Die Atmosphäre und das Ambiente an den Wassermühlen hat uns einfach so begeistert… Von uns gibt es also eine klare Empfehlung für die Mühlen! Den Wasserfall könnt ihr ja vom Parkplatz aus angucken und dann entscheiden, ob ihr den Eintritt bezahlen möchtet…
Als wir Jajce verlassen ist das Tageslicht schon verschwunden. Im Nachhinein würden wir also eine Übernachtung in Jajce einplanen, um alles in Ruhe anzugucken. Zudem kann man rund um Jajce in den bis zu 1.400 Meter hohen Bergen auch super wandern.
Auf der Weiterfahrt kommen wir wieder durch sehr hügelige und dünn besiedelte Gebiete. Es gibt fast keine Lichtverschmutzung und so erleben wir – irgendwo im Nirgendwo auf dem Weg von Jajce in Richtung Kroatien – noch einen fantastischen Sternenhimmel.
Ja, richtig gelesen: Wir unterbrechen unseren Roadtrip durch das winterliche Bosnien und Herzegowina relativ spontan für ein paar Tage am Meer. Die kroatische Hafenstadt Split liegt weniger als 200 Kilometer von Jajce entfernt und wir freuen uns riesig darauf. Für unsere Beitragsreihe über den Roadtrip durch Bosnien und Herzegowina bedeutet das allerdings noch nicht das Ende: Wir melden uns aus Banja Luka im nächsten Beitrag wieder.
Die kleine Stadt Jajce hat sich für uns als Highlight herausgestellt. Insbesondere die Wassermühlen zwischen den beiden Pliva-Seen haben uns begeistert. Zu welcher Jahreszeit würdet ihr Jajce besuchen – gehört für Euch eine Bademöglichkeit dazu? Viele Grüße Thomas