Heute gibt es einige der Top Sehenswürdigkeiten von Seoul: Wir besuchen verschiedene Sightseeing Spots und entdecken traditionelle Hanoks, ein wahres Laternenlichtermeer in dem berühmten Jogyesa Tempel und zeigen Euch unsere Eindrücke von einem der fünf Königspaläste, dem Changdeokgung mit seinem geheimen Garten.
In diesem Beitrag teilen wir die Top-Sightseeing-Locations von Seoul mit Euch:
- Hippes Ikseon-dong Hanok Village
- Bukchon Hanok Village und Hanbok
- Königspalast Changdeokgung mit secret garden
- quirliges Insa-dong und Jogyesa Tempel
- beliebter Treffpunkt Cheonggyecheon Fluss
- das Rathaus – futuristische City Hall
Hippe Tradition im Ikseon-dong Hanok Village
Eingebettet in unseren Ausflug zum Gwangjang Markt besuchen wir heute das Stadtviertel Ikseon-dong. Wir freuen uns auf unser erstes Hanok Village! Mitten im Zentrum von Seoul, ist Ikseon-dong für uns der erste Ort mit den traditionellen koreanischen Häusern. Ist es deswegen ein Eintauchen in die Vergangenheit? Ja und Nein.
Ikseon-dong besteht zwar hauptsächlich aus etwa 100 Jahre alten Hanoks, doch hat sich mittlerweile zu einem trendigen Viertel und einer echten Sehenswürdigkeit entwickelt. Die Tradition stellt die Kulisse für eine Vielzahl hipper Geschäfte, Cafés und Restaurants. Die kleinen, engen Gassen sind voll mit Leben und jungen Koreanern. An verschiedenen Lokalen sitzen die Besucher aufgereiht auf Bänken neben dem Eingang, um auf den nächsten freien Tisch zu warten. Das ist übrigens ein übliches Bild in Seoul. Vor vielen Restaurants sehen wir allerdings Sitzgelegenheiten, die aufgrund der aktuellen Situation häufig frei bleiben.
Wir tauchen in dieses quirlige Viertel ein. Mitten im lebhaften Geschehen und lassen wir uns durch die Gassen treiben. Nach der langen Zeit der Isolation tut es so gut, endlich mal wieder unter Menschen zu sein!
Die Hanoks sind so klein, dass sich die Läden schon nach wenigen Metern abwechseln. Einige sind ganz schlicht im klassischen Hanok-Stil gehalten. Andere sind sehr aufwändig und schön dekoriert. Zwischendurch befinden sich immer wieder Kunstobjekte an den Wänden und von überall her dringt Musik aus den Läden. Das Viertel ist angenehm belebt, aber nicht überlaufen. Wir fühlen uns wohl.
Modetrends und buntes Essen
Für uns ist es aufregend durch das Viertel zu schlendern. Wir werden mit so vielen Eindrücken überschwemmt und wissen gar nicht, wohin wir hingucken sollen. Spannend ist es auch, die hip gekleideten jungen Südkoreaner zu beobachten. Von klassischen Badelatschen, mit und ohne Socken, getragen zu schicker sonstiger Bekleidung, über sehr weit geschnittene Sportklamotten bis hin zu relativ klassischen Jeans und Hemd bei Männern bzw. Kleidern bei Frauen ist alles vertreten. Uns bietet sich ein sehr buntes Bild. Auch ist es möglich, sich Retro-Mode oder die traditionellen Gewänder, die sogenannten Hanboks, auszuleihen und damit durch die Gassen zu flanieren – natürlich immer in Verbindung mit einem ausgiebigen Foto-Shooting. Extra dafür eingerichtete Foto-Stopps gibt es jedenfalls genug!
Überhaupt ist bunt ein gutes Stichwort. Die Dekorationen in den Geschäften und Cafés sind teilweise sehr farbenfroh und auch das Essen bietet viel Abwechslung. Thomas traut sich beispielsweise an lilafarbenes Eis ran. Optisch ist es ein absoluter Hingucker und geschmacklich… empfehlen wir, es beim Angucken zu belassen. Ach ja, pinkes Eis hätte es übrigens auch gegeben *grins.
Aber es gibt nicht nur verrücktes Eis. Der Tag könnte problemlos nur mit Essen und Trinken verbracht werden. Wir sehen Craft Beer-Läden, Bäckereien und Hanoks mit koreanischen Spezialitäten in allen möglichen Abwandlungen. Auf jeden Fall ist hotteok, der koreanische Pfannkuchen aus Reismehl und Honig dabei. Diesen klassischen Streetfoodsnack gibt es nicht nur süß, sondern auch mit unterschiedlichen, herzhaften Füllungen. Unser Highlight ist aber der Ei-Laden… Mittlerweile haben wir schon verstanden, dass die Koreaner keine Kohlenhydrate essen, sondern nur Proteine. Also gibt es hier konsequenterweise pures Ei in verschiedenen Zubereitungsarten und Formen, quasi Ei-Riegel to go! Alles in allem ist das Hanok Village ein wahres Feuerwerk an Eindrücken und wir fühlen uns etwas überfordert, alles aufzunehmen. Aber es ist auch ein tolles Gefühl, durch dieses sehr lebendige Viertel zu schlendern und die Mischung aus Tradition und Moderne zu spüren.
Streetfood und Stadtgeschichte
Auf dem Rückweg von Ikseon-dong zu unserer Unterkunft (mit dem schon erwähnten kulinarischen Zwischenstopp im Gwangjang Markt) sehen wir zahlreiche Garküchen. Es wird Streetfood zubereitet und serviert. Am frühen Abend ist zwar noch nicht viel los, aber uns gefällt die Atmosphäre und es weckt Erinnerungen an Thailand. Dort haben wir solche Garküchen beispielsweise in Bangkok an nahezu jeder Straßenecke gesehen. Wenn wir jetzt noch mit der koreanischen Küche warm werden würden…
Aber wir sehen nicht nur zahlreiche Garküchen auf der Straße. Nach wenigen Metern stehen wir schon vor dem Eingang des Jongmyo Shrine. Er dient der Ahnenverehrung der Könige aus der Joseon-Dynastie, die Korea ab Beginn des 14. Jahrhunderts für mehr als fünf Jahrhunderte beherrschte. In diese Zeit fiel auch der Bau der Stadtmauer Seouls, an der wir bereits entlang spaziert sind. Bei einem unserer nächsten Ausflüge werden wir uns den Changdeokgung Palast ansehen. Er ist einer der fünf Königspaläste, und auch dort wird uns die Joseon-Dynastie wieder begegnen.
Für heute sind wir zufrieden mit unserem Ausflug und haben genug entdeckt: Ein Hipster-Viertel in traditionellem Umfeld, einfache Garküchen, eine Weltkulturerbestätte wie der Jongmyo Shrine und, mal wieder, zahlreiche bunte Laternen zu Ehren Buddhas Geburtstags an der Hauptstraße. Es ist wirklich beeindruckend, welche Vielfalt in Seoul auf ganz kleinem Raum zu finden ist.
Bukchon Hanok Village – Hanbok und Photo Spot
Nach dem eher hippen Ikseon-dong möchten wir noch ein traditionelleres Hanok Village besuchen. Im Norden von Seoul gibt es das Bukchon Hanok Village mit über 600 dieser traditionellen koreanischen Häuser. Das Viertel liegt zwischen den beiden größten Königspalästen Seouls, dem Gyeongbokgung und dem Changdeokgung Palast. In der Vergangenheit, während der Joseon-Dynastie, war es der Wohnort der höheren gesellschaftlichen Schichten. Auch heute sind viele der Hanok-Häuser noch bewohnt. Andere dienen mittlerweile als Bar, Restaurant, Geschäft oder Unterkunft. Da wir die öffentlichen Verkehrsmittel weiterhin vermeiden möchten, laufen wir den gesamten Weg. Es zieht sich doch ganz schön. Wenn ihr mehrere Sehenswürdigkeiten an einem Tag besuchen möchtet, empfehlen wir Euch, mit der Bahn hierher in den Norden zu fahren. Nach dem Besuch des Viertels könnt ihr dann durch das Stadtzentrum zurück laufen.
Als wir das Viertel erreicht haben, kommen wir als erstes an dem bekannten Wandgemälde „We Are Young“ vorbei. Abgesehen davon, dass sich mitten in Seoul zwei ältere Menschen küssen, war dies auch ein Drehort für das K-Drama While you were sleeping (eine Art koreanische Telenovela). Eine Ecke weiter findet sich erneut Streetart, jedoch zu einem völlig anderen Thema. Es werden die wichtigsten Unterstützer der koreanischen Unabhängigkeitsbewegung während der japanischen Kolonialisierung gezeigt. Dieser Kontrast ist für uns mittlerweile auch typisch in Korea. Das junge Land vereint scheinbar widerspruchslos die Tradition mit der Moderne…
Freilichtmuseum zwischen Moderne und Tradition
Wie so viele Viertel in Seoul liegt auch das Bukchon Hanok Village in Hanglage. Es geht ständig auf und ab. Aber das sind wir nach einigen Wochen in Seoul nun gewöhnt. Die ersten Straßen führen uns durch ein ruhigeres Wohnviertel. Hier stehen die traditionellen Hanoks zunächst noch recht versteckt zwischen jüngeren Neubauten. Um so weiter wir in das Viertel eintauchen, desto mehr verschwinden die modernen Gebäude. Ansonsten gibt es wenig zu sehen, fast keine Passanten und nahezu keine Touristen. Teilweise fühlen wir uns wie in einem riesigen Freilichtmuseum.
Aussicht auf Seoul von der Bukchon-ro 11-gil
Im oberen Teil des Viertels haben wir sehr schöne Blicke über die Dächer des Viertels und auf die Innenstadt von Seoul. Auch der Seoul Tower ist in größerer Entfernung zu sehen. Die Museen sind (natürlich) geschlossen und so bekommen wir leider nicht die Möglichkeit, einige der Hanoks von innen zu sehen. Aber wir erfreuen uns an den schönen Häusern, die in diesem Teil des Viertels wirklich aufwändig restauriert sind. Sie sehen ganz anders aus, als die klassischen Wohn-Hanoks zu Beginn unseres Spaziergangs.
Als wir in eine sehr schöne, etwas längere Straßen abbiegen, kommen wir zum Photo-Spot schlechthin im Bukchon Hanok Village! Hier, in der Bukchon-ro 11-gil, hat wohl jeder Besucher das bekannte Foto gemacht. Auf Bildern im Internet hatten wir vorher gesehen, wie voll es hier teilweise ist und dass man zum Fotografieren der Straße von der „richtigen“ Position aus, anstehen muss… Viele einheimische und ausländische Touristen leihen sich außerdem Hanboks, die traditionellen koreanischen Gewänder, um damit durch die Straßen zu spazieren und für Fotos zu posieren. Dies ist in Südkorea extrem verbreitet, wie wir zum Beispiel im Ikseon-dong Hanok Village und erstmalig hier bereits erzählt hatten. Auch wir sehen zumindest ein Pärchen in Hanbok mit eigens engagiertem Fotografen beim Fotoshooting. Ja, das passt hierhin und es entsteht gleich ein schönes Flair.
Dass wir jetzt das überlaufene Viertel mit hunderten in Hanbok gekleideten Touristen brauchen, würden wir nicht sagen. Aber ein paar mehr Menschen dürften es schon sein.
Übrigens ist das Bukchon Viertel frei zugänglich und der Besuch kostenlos. Es sind aber viele Schilder mit der Bitte um ruhiges Verhalten und einer Begrenzung der Besuchszeiten aufgestellt, aus Rücksicht auf die Anwohner. Insgesamt ist das Bukchon Hanok Village einen Besuch wert, um die traditionelle Architektur kennenzulernen und somit ein bisschen in die koreanische Geschichte einzutauchen. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs war es jedoch schon sehr ruhig und wir hätten es uns etwas lebhafter vorgestellt und gewünscht.
Schrilles und kunterbuntes Nachtleben im Zentrum von Seoul
Auf dem Rückweg sehen wir einen wundervollen Sonnenuntergang, den wir Euch nicht vorenthalten möchten!
Wir laufen im Dunklen durch einige Einkaufsstraße, in Richtung Süden zu unserer Unterkunft. Die Geschäfte haben hier schon geschlossen und es ist sehr still, obwohl wir uns mitten in Seoul befinden. Nur eine Ecke weiter stehen wir plötzlich im bunten und lauten Nachtleben, was uns in dem Moment total überrumpelt. Nach dem ruhigen Spaziergang im Bukchon Hanok Village freuen wir uns über den Trubel und genießen es, unter Menschen zu sein. Am Ende der Straße ist das Spektakel schon wieder vorbei und wir laufen in aller Ruhe am Cheonggyecheon stream entlang nach Hause.
Königspalast Changdeokgung mit geheimem Garten
Mittlerweile dürfen auch die Museen und Paläste wieder öffnen. Daher gehen wir heute wieder ins historische Stadtzentrum, vorbei am Gwangjang Markt, zum Changdeokgung Palast. In Seoul gibt es fünf Paläste aus der Joseon-Dynastie, die das damalige Königreich Korea ab Ende des 14. Jahrhunderts bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts regiert hat und eine große Bedeutung in der Geschichte Koreas einnimmt. Im Stadtbild von Seoul sind noch viele Zeugnisse aus dieser Zeit zu sehen, zum Beispiel die schon besuchte Stadtmauer inklusive der verschiedenen Stadttore.
Wir haben uns von den fünf Königspalästen in Seoul für den Changdeokgung Palast entschieden. Dieser ist als einziger als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet. Außerdem besitzt er noch einen geheimen Garten. Dieser secret garden kann normalerweise nur im Rahmen einer Führung besucht werden, und zwar in Gruppen von 100 Leuten. Wir wollten uns am Vorabend noch für eine englischsprachige Gruppe anmelden. Von den pandemiebedingt nur noch 50 möglichen Plätzen war noch nicht ein einziger gebucht. Da wir so kurzfristig auch nicht buchen konnten, gehen wir am Mittag ohne Ticket zur Kasse.
Alleine im secret garden – ohne Hanbok
Am Eingang des Changdeokgung Palastes ist sehr wenig los. Wir erfahren, dass es derzeit keine Führungen für den secret garden gibt… – aber wir können diesen selbstständig besuchen! Sehr cool, es freut uns richtig, dass wir alleine gehen dürfen. So können wir in unserem eigenen Tempo unterwegs sein. An dieser Stelle möchten wir Euch jedoch empfehlen, frühzeitig eine Tour zu buchen, falls ihr Interesse an der Führung durch den secret garden habt. Normalerweise sind die Tickets Tage im Voraus ausgebucht, was wir vorher auch nicht wussten.
Aber zurück zu unserer Besichtigung: Der Changdeokgung Palast ist ein weitläufiges Areal. Es sind zahlreiche beeindruckende und interessante Gebäude, sowohl Wohngebäude der königlichen Familie als auch Verwaltungsgebäude, dort zu finden. Wie im Bukchon Hanok Village ist es auch im Changdeokgung Palast beliebte Praxis, auch der Koreaner, sich vor dem Eingang Hanboks auszuleihen. Mit den traditionellen Kleidern laufen sie über das Palastgelände und veranstalten Fotoshootings. Wir sehen jedoch nur sehr wenige Menschen in Hanboks, beziehungsweise überhaupt sehr wenige Menschen im Palast und im geheimen Garten.
Koreanische Geschichte zwischen bunten Pavillons und üppigem Grün
Der geheime Garten ist nach den Feng Shui Regeln sehr gut an die Umgebung angepasst. Dies ist einer der wesentlichen Gründe für die Aufnahme des Changdeokgung Palastes in die Liste der Unesco-Weltkulturerbestätten. Seinen Namen hat der geheime Garten übrigens davon, dass er lange Zeit für die Öffentlichkeit nicht zugänglich war. Vielmehr hat der König dort seine Audienzen abgehalten und die künstlich geschaffene Natur für seinen Freizeitvertreib genutzt. Neben einigen Teichen und einem kleinen Bachlauf (dem Ongnyucheon) sind auch viele schöne Gebäude und Pavillons in die Landschaft integriert, unter anderem die Privatbibliothek des Königs.
An der Quelle des künstlichen Ongnyucheon Flusses hat sich der König im Sommer oft aufgehalten und Weinbecher über den Bachlauf treiben lassen… Diese an sich schon dekadente Beschäftigung wird mit einem Zitat des Königs Jeongjo von 1798 untermauert: „Es gibt nur einen Mond am Himmel und dieser bin ich, der König. Der Mond reflektiert sich in allen Flüssen der Welt. Und die Flüsse, das seid ihr, die Untergebenen. Und nach dem Prinzip des Universums folgt jedes Gewässer dem Mond.“ Noch Fragen?
Insgesamt gefällt uns der secret garden gut und wir halten uns etwa zwei Stunden dort auf, länger als eine normale Führung gedauert hätte.
Residenz der königlichen Familie und pompöse Thronhalle
Zurück im übrigen Palastgelände haben wir nur noch weniger als eine Stunde Zeit, bis der Changdeokgung schließt. Zunächst schlendern wir durch unzählige Innenhöfe und durch Torbögen hindurch, die die verschiedenen Gebäude miteinander verbinden. Die typischen, bunten Dachkontruktionen, wie wir sie auch bei den buddhistischen Tempeln gesehen haben, gefallen uns sehr. An einem Ende des Geländes betreten wir Nakseonjae, die Residenz der königlichen Familie. Diese besteht aus einer Ansammlung von Häusern, die zunächst wie ein eigenes Dorf erscheint. Umgeben sind diese Häuser von einer eigenen, kleinen Stadtmauer mit mehreren Toren. Dieser Ort sieht ganz anders aus, als die anderen, zu dem Palast gehörenden Gebäude und gefällt uns besonders gut.
Auf jeden Fall möchten wir aber auch noch die Thronhalle Injeongjeon sehen. Als wir dort ankommen, schließt der Mitarbeiter bereits die Türen. Als er uns sieht, öffnet er diese jedoch netterweise wieder. So haben wir die Gelegenheit, einen Blick in diese imposante Haupthalle des Changdeokgung Palastes zu werfen. Mittlerweile kommen auch schon erste Durchsagen, dass alle Besucher das Palastgelände verlassen sollen. Hätten wir mehr Zeit gebraucht? Nicht unbedingt oder zumindest nicht viel mehr. Wir konnten uns zwar nicht alles ansehen, aber es sind auch so mehr als genug Eindrücke und wir hätten jetzt so oder so eine Pause gebraucht.
Insa-dong und leuchtende Laternen im Jogyesa Tempel
Nach unserem Besuch des Changdeokgung Palastes, entscheiden wir uns, noch den Jogyesa Tempel zu besuchen, der in fußläufiger Entfernung liegt. Auf dem Weg dorthin erleben wir ein neues Kapitel zum Thema Suche nach vegetarischem Essen in Südkorea. Da wir noch durch Insa-dong gehen, ein belebtes Viertel mit vielen Teehäusern, Cafés und Läden, sollten wir problemlos etwas finden. In der Fußgängerzone und den Seitenstraßen des Stadtviertels werden handgefertigte Waren hergestellt und verkauft, darunter natürlich auch wieder das bekannte Hanji-Papier. Es ist sehr viel los in Insa-dong und zum Feierabend sind viele Menschen unterwegs.
Allerdings kann Insa-dong unsere Ansprüche an etwas Essbares mit den Eigenschaften fleischlos und direkt verzehrfertig leider nicht erfüllen. So bleiben wir hungrig, und entscheiden uns, zuerst den Tempel anzusehen. Versprochen, wir werden nicht aufgeben, weiter nach vegetarischem Essen Ausschau zu halten und davon zu berichten.
Wir werden Teil des buddhistischen Lichtermeeres
Schon auf dem Weg zum Tempel sehen wir wieder die zahlreichen Laternen an den Straßenränder leuchten. Ob es nur an der Verschiebung der Feierlichkeiten zu Buddhas Geburtstag liegt, dass die leuchtenden Laternen weiterhin an den Straßen hängen, wissen wir nicht. Wir vermuten es allerdings und freuen uns über den Anblick. Als wir den Eingang zum Jogyesa Tempel entdecken, werden wir von einem riesigen Laternenmeer empfangen. Wow, es sind so unglaublich viele und es leuchtet so bunt! Das ist echt mega beeindruckend!
Bevor wir das Tempelgelände betreten, sehen wir an der Seite einige Laternen in verschiedenen Formen hängen. Wir finden eine Erklärung und sehen, dass es sich dabei um eine traditionelle Laternenbeleuchtung handelt. So stehen die Drachen- und Karpfenlaterne für ein besseres Leben, die Schildkröten- und Kranichlaternen für gute Gesundheit und ein langes Leben und die Tiger- und Löwenlaternen bewahren vor schlechter Energie. Dieses Jahr sind diese leuchtenden Laternen außerdem der sofortigen Überwindung der aktuellen Pandemie und einer erleuchteten und glücklichen Welt gewidmet. Am Eingang begrüßen uns weitere Illuminationen, ein Bogen mit Drachenköpfen und Lotus-Blumen. Dann betreten wir das Tempelgelände durch das Haupttor.
Der Jogyesa Tempel ist das Zentrum des Zen-Buddhismus in Südkorea und wurde, wie der Changdeokgung Palast, zu Beginn der Joseon-Dynastie errichtet. Er liegt mitten in der riesigen und trubeligen Metropole Seoul. Doch kaum haben wir das Tempelgelände betreten, sind wir schon von einer angenehmen Ruhe umgeben. Es herrscht ein munteres Treiben, einige Buddhisten praktizieren und überall hängen leuchtende Laternen.
Nach kurzer Zeit werden wir auf koreanisch angesprochen und eingeladen, eine Laterne zu „kaufen“. Diese wird von uns mit positiven Wünschen versehen und im Innenhof des Tempels aufgehangen. Da die Tempel in Südkorea keinen Eintritt kosten und wir uns somit kostenlos mit dieser interessanten Kultur auseinandersetzen können, entscheiden wir uns, die freundliche Einladung anzunehmen. Und gute Wünsche kann diese Welt, nicht nur in der aktuellen Zeit, sicher sehr gut gebrauchen. Wir dürfen auch die Farbe der Laterne auswählen und wenige Minuten später hängt unsere persönliche pinke Laterne (na, wer hat das wohl entschieden? *grins) ebenfalls oben und ist ein kleiner Bestandteil des riesigen Laternenmeers.
Wie auch beim zuletzt besuchten Tempel Jeonggakwon auf dem Gelände der Dongguk University haben die vielen dominierenden Laternen den Nachteil, dass die anderen Teile des Tempelgeländes etwas verdrängt werden. Zwei berühmte Bäume, ein Schnurbaum und eine mehr als 500 Jahre alte Tempelkiefer sind so leider etwas verdeckt, ebenso wie eine größere Pagode und der große Glockenpavillon. Beeindruckend ist die Haupthalle Daeungjeon mit drei großen goldenen Buddhafiguren. Da einige Buddhisten dort gerade praktizieren, treten wir aus Respekt nicht in das Gebäude ein und belassen es bei staunenden Blicken von außen. Ein Besuch ist auf jeden Fall sehr interessant und empfehlenswert, uns gefällt es sehr gut.
Jogyesa: Lohnt sich ein Besuch im Dunkeln?
Mittlerweile ist der Hunger wirklich riesig. Um es kurz zu machen, es ist wieder auf eines der Reis-Dreiecke mit Algenblättern (Samgak Kimbap) aus einem der zahlreichen Convenience Stores hinausgelaufen. Nach der kleinen Stärkung ist es dann richtig dunkel und wir kehren noch einmal zum Jogyesa Tempel zurück. Warum gehen wir ein zweites Mal zum Jogyesa Tempel? Uns wurde empfohlen, unbedingt einmal im Dunklen dorthin zu gehen, da die vielen Laternen dann eine noch beeindruckendere Stimmung erzeugen. Wir sind gespannt und können uns kaum vorstellen, dass der Besuch im Dunkeln noch beeindruckender ist.
Als wir das zweite Mal am Jogyesa Tempel ankommen, ist alles beleuchtet und es ist wirklich imposant anzusehen. Wir machen einige Fotos und genießen noch eine Weile die Ruhe auf dem Gelände. Wir sind uns jedoch nicht sicher, ob wir für mit dem Besuch des unbedingt bis zur Dunkelheit warten würden. Uns beiden hat es in der Dämmerung eher besser gefallen, da der Tempel an sich dann besser zu erkennen ist. Aber letztlich sind wir froh, dass wir den Tempel zu beiden Tageszeiten gesehen haben, um uns unsere eigene Meinung zu bilden.
Afterwork am Stadtfluss Cheonggyecheon
Durch das nächtliche Seoul gehen wir nun in Richtung einer U-Bahn-Station, so dass wir ohne Umsteigen nach Hause fahren können. Erfreulicherweise geht es dabei weiter durch das Stadtzentrum. Wir laufen zunächst an einigen schön beleuchteten Wolkenkratzern und einem großen, freistehenden Glockenpavillon mit der Glocke Bosingak vorbei. Diese steht seit Anfang des 17. Jahrhundert an dieser Stelle und hat früher den Einwohnern die Öffnung und Schließung der Stadttore angezeigt.
Kurze Zeit später kommen wir zum Cheonggyecheon und sind schon fast an der Cheonggyecheon Plaza, wo die künstliche Quelle des Stadtflusses angelegt ist. Die möchten wir uns auch noch ansehen. Symbolisch wird die Quelle mit einer großen angeleuchteten Muschel dargestellt, von wo aus das Wasser über einen Wasserfall in den Fluss fließt. Ebenso schön anzusehen ist auch das Hochhaus direkt daneben, dass in allen Regenbogenfarben aufleuchtet. Es war eine gute Idee, hierher zu kommen und den Tag hier ausklingen zu lassen. Der Platz ist wirklich schön angelegt, mit diversen Blumen, bunten Wasserspielen und alles in einer angenehmen Ruhe durch die Lage unterhalb der umgebenden Straßen. Die Einwohner Seouls verbingen hier ihren Feierabend und die Plätze entlang des Flusses sind – immer mit zwei Meter Abstand – gut gefüllt.
Wir finden den Cheonggyecheon sehr schön. Bei all unseren Besuchen an den verschiedenen Stellen in Seoul haben wir ihn als einen sehr belebten und gleichzeitig sehr ruhigen Ort inmitten der riesigen Metropole kennengelernt. Der Cheonggyecheon wird viel genutzt, ob für ein Picknick, Kaffeklatsch, einen Spaziergang oder auch für eine Joggingrunde durch die Stadt. Unserer Meinung nach ist es ein gelungenes Projekt in der Stadtentwicklung von Seoul.
leuchtend blaues Rathaus – City Hall von Seoul
Bevor wir am Ende des Abends in die U-Bahn nach Hause steigen, kommen wir noch am Rathaus von Seoul vorbei. Das neue Rathaus ist um das alte Rathaus von Seoul herumgebaut. Als wir dort sind, ist es blau beleuchtet und es sieht beeindruckend aus.
Zu unserer Zeit sind übrigens einige Gebäude in Seoul blau beleuchtet, wie wir schon an der Dongdaemun Design Plaza und dem Seoul Tower gesehen haben. Diese Aktion steht als Zeichen des Dankes an die Mitarbeiter des Gesundheitssystems, die in diesen Zeiten extrem gefordert sind und alle anderen Unterstützer, die zur Besserung der Situation beitragen. Ein schönes Zeichen an diese Menschen und ein schöner Abschluss des Tages für uns. Glücklich, müde und immer noch hungrig geht es zurück in unsere Unterkunft.
Diesmal haben wir Euch wahre Touri-Hotspots gezeigt. Welche Sehenswürdigkeiten und Sightseeing Spots haben Euch am besten gefallen? Im nächsten Beitrag geht es zu neuen Zielen in Seoul, auch außerhalb des Zentrums! Viele Grüße, Thomas und Jenny
Eure Fotoberichte über Seoul lese ich immer wieder sehr gerne. Die sind richtig gut gemacht und sehr ausführlich. Mir hat Seoul auch sehr gut gefallen, obwohl ich viel weniger gesehen habe als ihr. In Ikseon-dong war ich nicht, es scheint aber mindestens so interessant zu sein wie Bukchon. Der Chonggyecheon ist in Dongdaemun ja viel breiter als Richtung Gwanghwamun. Ja, die königlichen Gemächer im Changdokgung wirken sehr bescheiden – überhaupt kein Prunk, wie man ihn aus Europa kennt.
Herzlich willkommen bei unseren Seoul Beiträgen 🙂
Für uns sind sie so eine schöne Erinnerung und wir freuen uns noch viel mehr, dass sie dir auch gefallen. Puh, wir haben auch das Gefühl, noch lange nicht alles gesehen zu haben! Seoul hat einfach so viel zu bieten…
Na, da hast du doch einiges gesehen!
Ikseon-dong war einfach anders als Bukchon, sehr hip auf jeden Fall. Und die abendliche Stimme am Chonggyecheon war wirklich entspannt, mitten in dem Trubel. Stimmt, trotzdem es wenig Prunk gibt, wirken die Paläste doch sehr beeindruckend.
Vielleicht zieht es dich ja noch einmal nach Südkorea? Alles Gute und viele Grüße Thomas und Jenny