Auch in unserer zweiten Woche auf der Insel fühlen wir uns sehr wohl. Wir sammeln Müll minit einer Trash Hero Gruppe und freuen uns, einen kleinen Beitrag leisten zu können. Allerdings wird der Corona-Einfluss und damit die Unsicherheit für unsere Reisepläne in 2020 immer größer. Am Ende gibt es immerhin ein wenig Vorfreude…
Verrückte und ungewisse Zeit 2020
Nach unserem Ausflug in den Regenwald und dem Schnorcheln im Golf von Thailand, bleiben wir heute in der Unterkunft. Denn da wäre ja auch noch ein kleines, beziehungsweise immer größer werdendes Problem… namens Corona. Wir fühlen uns auf Koh Chang sehr sicher und hoffen, dass das Reisen in Thailand weiterhin möglich ist. Es gibt so viel zu sehen, dass die verbleibenden sechs Wochen unseres Visums für die vielen interessanten Ziele bei Weitem nicht ausreichen.
Gleichzeitig bekommen wir aber natürlich die weltweiten Entwicklungen mit. Es häufen sich Grenzschließungen und Einreiseverbote. Wir haben die Befürchtung, dass wir mit Ablauf unseres Visums nur noch nach Deutschland reisen können (Worst Case!!!). Deshalb beschäftigen wir uns immer intensiver auch mit dem Szenario der sehr baldigen Ausreise aus Thailand. Es ist ein ständiges und müßiges Hin und Her. Es ist ein Abwägen von hypothetischen Situationen, von denen niemand weiß, ob, wie oder wann diese eintreten. Wie entscheidet man denn bitte über etwas, dessen Entwicklung niemand vorhersehen kann und was täglich in immer wieder anderem Ausmaß die ganze Welt auf den Kopf stellt???
Ein Land mit guter aktueller Corona-Situation, mindestens 90 Tagen Aufenthaltserlaubnis und vorhandenen Flügen muss also her. Spontan fällt uns Taiwan ein. Dort wäre eine zweiwöchige Quarantäne notwendig. Bei einem Aufenthalt von drei Monaten stellt das für uns aber kein Problem dar. Außerdem ist die medizinische Versorgung dort gewährleistet. Australien und Neuseeland wären noch mögliche Reiseziele, aber unser Favorit ist eindeutig Taiwan. Es ist schon spät und wir sind von der Recherche und den ständig neuen Informationen ganz durcheinander und KO. Wir beschließen zu schlafen und morgen einen Flug nach Taiwan zu suchen.
Aufräumen in der Natur von Koh Chang
Der Wecker klingelt früh, denn heute ist unser Trash Hero-Tag. Wir hatten diese Organisation bereits schon einmal erwähnt, da wir mit dem von ihnen bereitgestellten Trinkwasser unsere Mehrwegflaschen füllen. Es ist eine in Thailand gegründete Bewegung, die u.a. mithilfe von Freiwilligen regelmäßige Reinigungsaktionen veranstaltet. In den letzten sieben Jahren hat die Organisation Trash Hero an über 170 Standorten weltweit mehr als 1.600 to Müll aus der Natur aufgesammelt. (Weitere Informationen findet ihr auf der Trash Hero-Seite.) Dies beweist uns ein weiteres Mal, dass auch kleine Gesten in der Summe etwas ausrichten können! Eine tolle Initiative, die wir gerne unterstützen!
Nach einem schnellen Frühstück mit frischem Obst und giftgrünem Pandan-Toast, treffen wir uns um neun Uhr am Tempel in Bang Bao (genau der mit den Hunden…). Insgesamt haben sich fast 20 Freiwillige dort eingefunden, um die Insel etwas sauberer werden zu lassen. Mit dem Auto werden wir ein Stück die Hauptstraße Richtung Norden hochgefahren. Viele Einheimische, aber auch Restaurants und Bars, deponieren ihren Müll neben der Straße. Eine Brücke auf dem Abschnitt wird schon Monkey Bridge genannt, weil dort die Affen in den Müllbergen nach Essbarem suchen. Das ist natürlich super traurig und gefährlich für die Tiere. Deshalb wird heute kein Strand gereinigt, sondern der Bereich um die Affen-Brücke. Die Organisatorin sagt uns noch, dass wir kein Wasser mitnehmen müssen. Sie habe alle Teilnehmer im Blick und komme immer wieder mit Wasser vorbei… Bei knappen 40°C in der prallen Sonne wird dies wohl auch notwendig sein.
Vom Startpunkt aus laufen wir an der Hauptstraße zurück bis zum Tempel. Mit einer anderen Reisenden bilden wir die Nachhut. Es ist echt krass, wie viel Müll zusammenkommt. Zwar sind die großen Abfälle wie leere Wasserflaschen, Kanister etc. schon von den anderen Helfern vor uns aufgesammelt worden. Trotzdem füllen sich unsere Müllsäcke schnell und wir übernehmen auch die wichtige Kleinarbeit. Insbesondere Jenny fokussiert sich auf das mühevolle Aufsammeln von Zigarettenkippen. Gerade die Filter, die in der Natur oder am Ende im Grundwasser landen, sind eine Katastrophe für die Umwelt. Mit jeder Kippe werden mehrere Milligramm Nikotin, Arsen, Blei und viele andere Gifte in die Umwelt gegeben. Die Auswirkungen sind erschreckend! Bereits eine Kippe, die in einer Pfütze schwimmt, ist ausreichend, um Hunde zu vergiften, die daraus trinken. Verschlucken kleine Kinder einen Zigarettenstummel, kann auch dies bereits zu Vergiftungserscheinungen führen. Außerdem lösen sich die Filter erst nach mehreren hundert Jahren auf…
Wir versuchen unser Bestes und verlieren die anderen Helfer und die Organisatorin und Fahrerin des Begleitfahrzeuges schnell aus den Augen. Es ist sehr heiß, das ständige Bücken nach den Abfällen ist schweißtreibend und wir haben kein Wasser. Das ist ärgerlich und der einzige Kritikpunkt an dieser sonst so positiven Aktion. Die Mitsammlerin, die mit uns läuft, war schon häufiger bei den Trash Heroes und hat dies so auch noch nie erlebt. Glücklicherweise ist der Weg zum Tempel nicht mehr allzu weit und so können wir die Situation gut einschätzen.
Tempelbesuch in Bang Bao im zweiten Anlauf
Mit bis oben gefüllten Müllsäcken und einem Kilo Zigarettenstummeln kommen wir angestrengt und durchgeschwitzt, aber auch zufrieden mit uns, wieder am Tempel an. Dort gibt es endlich Wasser, dazu noch frische Mango und Melone. Die Pause im Schatten und die Erfrischung tun gut nach der anstrengenden Sammlerei. Dann wird noch ein Abschlussgruppenfoto gemacht. Außerdem nutzen wir den „Trubel“ am Tempel aus und gucken uns die Anlage etwas ausführlicher an. Jetzt sind glücklicherweise keine Hunde unterwegs. So kommen wir im zweiten Anlauf dazu, den Tempel von Bang Bao zu sehen. Anschließend gehen wir unweit des Tempels eine Kleinigkeit essen.
Ungewisse Zukunft unserer Weltreise
Wir sind ganz schön platt von der Hitze und gehen den Nachmittag entspannt an – bis auf das zentrale Thema Corona und die Frage, wie es eigentlich für uns weitergeht. Die Unsicherheit ist wirklich zermürbend. Wir checken die neuesten Informationen… Taiwan hat gerade die Grenzen geschlossen!! Nein, das darf doch nicht wahr sein!!! Wir sind frustriert und traurig.
Wir könnten noch nach Australien oder Neuseeland, wo die Infektionszahlen derzeit sehr niedrig sind und recherchieren einige Informationen. Das geht ungefähr so: „Hast du … schon gelesen?“ – „Nein. Bist du auf der Seite vom Auswärtigen Amt?“ – „Nein, ich habe es auf der offiziellen Seite von Neusseland gelesen.“ – „Achso, aber hier steht es noch anders.“ – „Ach, warte… Das ist von gestern. Die andere Info kam erst vor einer Stunde.“ – „Dann ist das neuer, lass uns dort weiter lesen.“ – „Gibt es denn überhaupt noch Flüge?“ – „Nee, Singapur hat den Transit gesperrt, wir können nur noch über Tokyo fliegen.“ – „Und Quarantäne in Australien ist auch in einer Mietswohnung möglich?“… Uns schwirrt der Kopf!
Wir gehen zum Abendessen ins Dorf, aber das Thema verfolgt uns doch mehr als wir uns das wünschen. Zurück in der Unterkunft finden wir sogar eine tolle Unterkunft für eine zweiwöchige Quarantäne in Perth (Australien). Eine leichte Vorfreude kommt auf. Wir finden eine vernünftige Flugverbindung, als – müßig zu sagen, was jetzt kommt… – auch diese Grenzen dicht machen (Australien und Neuseeland fast zeitgleich). Ernüchtert und frustriert gehen wir irgendwann ins Bett.
Mut und Umdenken für das nächste Reiseziel
Am nächsten Morgen überlegen wir neu, wie es für uns weiter gehen kann. Uns kommt der Gedanke, vielleicht nicht weiter vor dem Virus zu flüchten. Vielleicht ist es besser, hinter die Welle zu kommen. Die ersten größeren und kommunizierten Ausbrüche fanden in China und anschließend in Südkorea statt. Gut, China ist aufgrund der schwierigen Visa-Erteilung keine Option. Aber was ist eigentlich mit Südkorea?
Wir recherchieren ein wenig. Die Einreise ist möglich – Check. Für uns aus Thailand sogar ohne Quarantäne und es gibt bezahlbare Flüge – Check. Die Aufenthaltserlaubnis beträgt 90 Tage – Check. Und das Wichtigste, die Anzahl täglicher Neuinfektionen geht konstant zurück – Check. Und die bisherigen Infektionen konzentrierten sich auf nur eine Region in Südkorea. In Seoul ist es bislang sehr gut. Es gibt zudem einigermaßen günstige und auf den ersten Blick ansprechende Unterkünfte. Nach Südkorea wollten wir ja ohnehin von Wladiwostok (Russland) aus mit dem Schiff reisen. Aber auch dies hatte (vermutlich auch wegen der Corona-Beschränkungen) bereits nicht geklappt, wie wir Euch hier berichtet haben. Allerdings haben wir auf die Temperaturen, die in der Nacht teilweise noch um den Gefrierpunkt liegen, eigentlich keine Lust mehr. Und außerdem haben wir gerade so viele schöne Ziele in Thailand gefunden und möchten eigentlich gar nicht weg.
Um den Gedanken Südkorea erst einmal sacken zu lassen, gehen wir über den Pier und durch das Dorf von Bang Bao spazieren. Uns fällt auf, dass die Zahl der geöffneten Geschäfte schon reduziert ist und die Anzahl an Touristen immer geringer wird.
In einem kleinen Lokal auf dem Pier genießen wir einen Kaffee mit Blick auf die Bang Bao Bucht. Wir führen ein gutes Gespräch über Achtsamkeit im Alltag und Möglichkeiten, achtsamer mit uns und unserer Umwelt umzugehen. Uns fallen einige spannende Sachen ein, die wir bei verbesserten Reisebedingungen gerne umsetzen würden, aber teilweise auch jetzt schon angehen können. Das Gespräch tut richtig gut. Wir vergessen auch das leidige Thema Corona für eine Weile und entwickeln neue Kraft für die anstehende Zeit.
Endgültige Entscheidung mit gemischten Gefühlen
Anschließend sind wir entscheidungsfähig und buchen einen Flug nach Südkorea, mit dem wir schon in fünf Tagen das Land verlassen. (Danke an unsere lieben Freunde in Deutschland, die uns bei der Buchung so schnell und selbstverständlich geholfen haben!!!) Somit beginnt nun unsere zweite und auch letzte Woche auf Koh Chang und sogar in Thailand. Mindestens nach Thailand möchten wir aber definitiv wiederkommen.
Erleichtert über das nun feststehende nächste Reiseziel sind wir allerdings noch nicht. Bei den permanenten weiteren Einschränkungen der Reisefreiheit sind wir erst beruhigt, wenn wir auch wirklich in Seoul gelandet sind. Und eingereist! Nichtsdestotrotz möchten wir unsere restliche Zeit auf Koh Chang genießen und uns nicht nur mit Corona beschäftigen. Abends gehen wir deshalb auf dem Pier essen und teilen uns ein großes Curry. Für morgen haben wir uns einen Roadtrip über die gesamte Insel vorgenommen, um auch die untouristische Ostseite zu erkunden. Unsere Vorfreude ist groß!
Diesmal ist der Beitrag etwas nachdenklicher und sehr Corona-lastig ausgefallen. Aber genauso war eben unsere Zeit auf Koh Chang. All die negativen Entwicklungen und Auswirkungen weltweit haben uns sehr beschäftigt und getroffen! Neben vielen anderen Problemen, die weltweit bestehen, ist nun ein weiteres dazu gekommen, welches diesmal auch die Industriestaaten betrifft. Dennoch ist unsere Weltreise unser Lebenstraum. Deshalb haben wir uns entschieden, an dieser Stelle unsere eigenen, subjektiven Gedanken festzuhalten und zu berichten, wie es uns in der aktuellen Situation geht. Alles Gute für Euch! Viele Grüße Jenny & Thomas