Montenegro – Vielfalt und Superlative für großes Abenteuer

Im Land der schwarzen Berge nehmen wir Euch mit in Europas tiefste Schlucht, begeben uns in luftige Höhen, entdecken eine schöne Küstenstadt und erleben unvergessliche Momente. Montenegro hat jede Menge Vielfalt zu bieten!


Weitere Peaks of the Balkans und Montenegro Beiträge

Nach einer erlebnisreichen Woche auf dem Wanderweg Peaks of the Balkans erzählen wir nun von unseren weiteren Erlebnissen in Montenegro. Wenn ihr Euch für die Wanderung interessiert, findet ihr die Berichte hier:


Zunächst fahren wir mit dem Bus quer durch das Land ans Meer, genauer gesagt an die Adriaküste nach Kotor. Auf der Fahrt kommen wir wieder durch fantastische Landschaften, sehen tiefe Schluchten mit schroffen Felsen und steilen Abhängen. Als wir uns der Küste nähern, leuchtet tief unter uns das blaue Meer. Die Ausblicke während der Fahrt gefallen uns richtig gut und wir freuen uns noch mehr auf die nächsten Tage.

Montenegro Landschaft Schluchten Berge
Schnappschuss aus dem Busfenster von einer der vielen Schluchten

Kotor – (wunder)volle Küstenstadt an der Adria

Kotor ist eine kleine Stadt im Südwesten Montenegros mit weniger als 10.000 Einwohnern und am Ende eines malerischen Fjordes gelegen. Ich habe das Gefühl, dass wir auch im Norden Europas, in Skandinavien, sein könnten. Trotz der geringen Größe hat Kotor eine große Bedeutung und besitzt eine erlebnisreiche Geschichte als wichtiger Handelsort während verschiedener Besetzungen in der Vergangenheit. Die historischen Zeugnisse sind unter anderem in Form einer tollen Altstadt (Stari Grad) mit beeindruckender Stadtmauer erlebbar.

Genau dort, neben der gigantischen Stadtmauer, hält auch unser Bus. Wir gehen vorbei an einem Markt und dann in die Altstadt, wo wir ein kleines Hostel finden. Von unserem Zimmer gucken wir direkt auf die zentrale Kirche, deren Glocke gefühlt zwei Meter vor unserem Fenster läutet. Die Altstadt ist voll mit Touristengruppen, die jeweils einem andersfarbigen Sonnenschirm oder sonstigem Gegenstand hinterherlaufen, der vor ihnen in die Höhe gehalten wird. Die Lautstärke dieser Gruppen lässt die Idylle der kleinen Gassen und schattigen Plätze für uns deutlich verblassen. Wir laufen deshalb zunächst aus der Altstadt heraus und setzen uns in der Bucht von Kotor ans Wasser. Während eines Picknicks halten wir unsere Füße ins Meer und genießen die Ruhe und die angenehme Wärme.

Montenegro Kotor Adria Strassenszene
farbenfrohe Straßenszene in der Altstadt von Kotor
Montenegro Kotor Kuestenstrasse Berge
alte Gebäude entlang der Uferstraße vor den schroffen Felsen
Montenegro Kotor Bucht Hafen Adria Fjord
Picknick mit toller Aussicht auf den Fjord von Kotor
Montenegro Kotor Bucht Hafen Adria Fjord
das Meer vor Montenegro ist im September noch warm genug zum Baden

Nach der Pause gehen wir zurück in Richtung Altstadt und haben einen schönen Blick auf die mittelalterliche Festung und die Befestigungsmauer, die im Zickzack über den Berg verläuft. Die Altstadt ist mittlerweile schon deutlich leerer geworden und die Stadtmauer und die alten Häuser verleihen dieser ein schönes Flair. Zuerst möchten wir jedoch noch zu der Festung hoch: 260 Höhenmeter – das ist doch keine Herausforderung für uns – vor allem ohne vollgepacktem Rucksack auf den Schultern. Das denke ich mir, bis ich dann durchgeschwitzt oben an der Burg San Giovanni ankomme und mich frage, wie wir das eigentlich in der letzten Woche gemacht haben… Wie dem auch sei, wir werden mit fantastischen Aussichten belohnt und können über die Altstadt und große Teile der Bucht von Kotor blicken.

Außerdem sehen wir auch den Grund für die zunächst volle und am späten Nachmittag angenehm leere Altstadt: ein großes Kreuzfahrtschiff, das sich gerade auf die Rückfahrt aus der Bucht in Richtung Meer macht. Klar, wenn alle Passagiere in eine kleine Altstadt mit weniger als 5.000 Einwohnern und engen Gassen „einfallen“, dann ist es halt schnell überfüllt in so einem Städtchen. Da das Schiff aber gerade abgelegt hat, bedeutet es für uns, dass wir jetzt einen ruhigen Abend in Kotor vor uns haben. Wir genießen noch etwas die Aussicht, übrigens ist das auch für uns der wesentliche Grund für den Anstieg. Für die Reste der Burg San Giovanni alleine würden wir den Besuch nicht empfehlen.

Montenegro Kotor Festung San Giovanni Stadtmauer
Blick auf die mächtige Stadtmauer und die darüber liegendende Festungsmauer
Montenegro Kotor Festung San Giovanni Aussicht Fjord
Größenverhältnisse? – das Kreuzfahrtschiff ist für unseren Geschmack etwas zu groß für die Bucht…
Montenegro Kotor Festung San Giovanni Aussicht Fjord
Aussicht auf die Bucht von Kotor von der San Giovanni Burg

Später, in der abendlichen Altstadt gefällt es uns sehr gut und es ist offensichtlich, weshalb Kotor zu den meistbesuchtesten Orten in Montenegro zählt. Die Altstadt ist wirklich sehr schön und auch die Temperaturen sind noch angenehm. Wir sehen die romanische Kathedrale (des Sveti Trifun), den Uhrenturm auf dem zentralen Platz direkt hinter dem Stadttor und einige weitere Paläste, Kirchen und einfach viele schöne und alte Gebäude. Eingerahmt, im wahrsten Sinne des Wortes, ist das Ganze von der imposanten Stadtmauer, die teilweise bis zu 15 Meter dick ist. Es ist verständlich, warum Kotor als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet ist…

Beim gemütlichen Abendessen in der Altstadt entscheiden wir, morgen früh aufzustehen und so die Stadt noch einmal „für uns“ zu haben, bevor das erste Kreuzfahrtschiff ankommt. Und das ist eine gute Entscheidung: Am nächsten Morgen sind wir nahezu alleine, lassen uns durch die Gassen treiben und genießen die Stimmung der langsam erwachenden Stadt auf dem Markt unmittelbar vor der Stadtmauer. Kotor ist ein tolles Städtchen und absolut zu empfehlen! Wenn ihr allerdings nicht inmitten von Reisegruppen unterwegs sein möchtet, sucht Euch besser Randzeiten des Tages für Euren Besuch aus.

Montenegro Kotor Altstadt Stari Grad
morgens in der Altstadt von Kotor…
Montenegro Kotor Altstadt Stari Grad
… wir genießen die Ruhe in den kleinen Gassen

Der längste Strand Montenegros und: Ausgesperrt in Ulcinj!

Unser zweites Ziel, nach Kotor, ist die südlichste Stadt Montenegros, Ulcinj. Der direkte Weg an der Küste ist keine 90 Kilometer lang. Zwischen Ulcinj und der albanischen Grenze liegt nur noch der mehr als 12 Kilometer lange und damit der längste Sandstrand Montenegros, Velika Plaža. Während der Anreise mit dem Bus ahnen wir noch nicht, wie unvergesslich unser Aufenthalt in Ulcinj werden wird…

Nach der Ankunft am zentralen Busbahnhof werden wir ziemlich direkt von einem älteren Herrn angesprochen und gefragt, wo wir herkommen. Als wir Deutschland als Herkunftsland nennen, spricht er in gebrochenem, aber doch gut verständlichem Deutsch mit uns weiter und lädt uns ein, die nächsten zwei Nächte bei ihm unterzukommen. Wir gucken uns an und entscheiden, dass er vertrauenswürdig ist. Auf dem Weg zu seinem Haus kommen wir auch direkt an der ersten Moschee vorbei. Ulcinj war lange Zeit ein Teil des osmanischen Reiches und der Einfluss ist noch immer unverkennbar. Heute ist Ulcinj größtenteils von Menschen albanischer Herkunft bewohnt und der muslimische Glaube ist weit verbreitet.

Das Haus unseres Gastgebers hat einen schönen Innenhof und wir beziehen unser Zimmer für die nächsten zwei Nächte. Zwar ist das Schloss kaputt und man kann die Türe nur von außen auf- und zuschließen, aber das stört uns nicht. Das Zimmer ist vollgestellt mit diversen Paketen und Tüten, für unsere zwei Rucksäcke ist aber noch genug Platz.

Vor dem Sonnenuntergang möchten wir gerne noch die Altstadt und den Stadtstrand von Ulcinj sehen, der in einer kleinen Bucht liegt. Jetzt, im September, ist nur noch wenig Tourismus in der Stadt, in den Sommermonaten soll es hier und besonders am großen Strand Velika Plaža nur so vor Besuchern wimmeln. Unser Spaziergang zur Zitadelle am Ende der Bucht wird von sintflutartigem Regen inklusive kräftigem Gewitter unterbrochen. Glücklicherweise beruhigt sich das Wetter wieder und wir können zurück zur leicht überfluteten Uferpromenade und noch ein wenig rumlaufen. Im Dunklen sieht die Bucht mit der Zitadelle im Hintergrund und der Altstadt auf dem angrenzenden Hügel sehr schön aus.

Montenegro Ulcinj Stadtstrand
der abendliche Stadtstrand von Ulcinj

Am nächsten Morgen sind wir zunächst auf einem kleinen, wuseligen Markt von Ulcinj, auf dem wirklich alles angeboten wird. Angefangen von selbst hergestelltem Honig und zahlreichen anderen frischen und getrockneten Lebensmitteln über alle möglichen Reinigungsutensilien, Zigaretten und Bücher bis hin zu lebenden Hühnern, die wir in engen Kisten zwischen Kürbissen und Paprikas entdecken. Letzteres finden wir traurig und die Tiere tun uns leid. Ansonsten gefällt uns der Marktbesuch aber gut, weil es interessant ist, den Alltag der Einheimischen zu beobachten. Wir kaufen uns noch etwas zum Frühstück und für ein Picknick am Strand und brechen dann auf in Richtung Meer.

Wir beginnen unseren Ausflug im nördlichen Teil des 12 Kilometer langen Sandstrandes, sodass wir im Laufe des Tages am Strand entlangspazieren können. Der Strand ist wirklich riesig und macht seinem Namen Velika Plaža (großer Strand) alle Ehre. Selten haben wir so einen breiten Sandstrand gesehen und vor uns haben wir Sand bis zum Horizont, soweit das Auge reicht. Der Strand ist nahezu menschenleer. An den zahlreichen, großflächigen Parkplätzen und den verwaisten Pavillons am Strand können wir jedoch erahnen, wie es hier wohl in der Hauptsaison aussehen muss. Wobei, ganz leer ist der Strand trotzdem nicht: An einem Abschnitt hat es sich eine ganze Kuhherde bequem macht und liegt genüsslich, teilweise alle Viere von sich gestreckt, am Strand mit Blick auf die Adria – ein lustiges Bild!

Neben einigen Bars und Restaurants wurde das Aufräumen nach Saisonende anscheinend „vergessen“ und der Strand ist entsprechend nicht überall super gepflegt. Trotzdem ist es sehr schön, da der Sand so wahnsinnig fein und die Aussicht einfach nur herrlich ist. Wir genießen unseren Strandspaziergang in der warmen Sonne. Nur vereinzelt sehen wir ein paar Menschen, die ihre Zelte aufgeschlagen haben und campieren. Eine Kitesurfschule ist noch in Betrieb. Wie bereits an unserem ersten Abend in Montenegro, als wir in Plav angekommen sind, sehen wir auch hier wieder eine Frau im Niqab. Für uns ist der Anblick weiterhin sehr ungewohnt und die Bekleidung entspricht natürlich überhaupt nicht unserer Vorstellung von einem Strandoutfit. Jenny grüßt die verhüllte Frau freundlich und freut sich über das Kopfnicken, was sie zurückerhält.

Am Ende des 12 Kilometer langen Strandes wird der Velika Plaža durch den Fluss Bojana (albanisch: Buna) begrenzt, der dort ins Meer mündet. Dahinter gibt es nur noch die kleine Insel, Ada Bojana, die von dem Fluss und dem Meer eingerahmt, das südlichste Ende Montenegros darstellt. Hinter der Insel und im weiteren Verlauf ist der Bojana der Grenzfluss zu Albanien. Neben der Flussmündung soll es hervorragende Fischrestaurants geben. Unser Ziel für den Abend ist also klar!

Montenegro Ulcinj Velika Plaza großer Strand
der große Strand von Ulcinj, im Süden Montenegros
Montenegro Ulcinj Velika Plaza großer Strand Kuehe
Strandbesucher am Velika Plaža außerhalb der Badesaison

Gegen Nachmittag haben wir die Mündung des Bojana erreicht und sehen dort einige Fischer. Wir setzen uns in den warmen Sand und genießen das Panorama mit dem Meer, der Flussmündung und der gegenüberliegenden Insel Ada Bojana (die in der Hauptsaison ein gut frequentiertes FKK-Gebiet ist), in der langsam einsetzenden Dämmerung. Es ist interessant zu sehen, wie sich das Süßwasser des Flusses mit dem Salzwasser der Adria vermischt. Was machen nur die Fische, die sich hierher verirren und plötzlich anderes Wasser vorfinden?

Wir gehen am Flussufer entlang bis zu einem kleinen Fischerdörfchen, wo sich auch die einzige Brücke zu der Insel Ada Bojana befindet. Ansonsten kommen wir an wenigen, aber interessanten Häusern vorbei, die sehr bunt und auf abenteuerliche Weise zusammengezimmert sind. Wir würden gerne wissen, wer hier wohnt. Ein paar Schritte weiter gibt es sogar einen Mini Mini Markt (*grins) in einer etwa vier Quadratmeter großen bzw. kleinen Holzhütte. In einem Restaurant auf Stelzen über dem Wasser freuen wir uns über den schönen Sonnenuntergang und den frischen Fisch, wahlweise aus dem Fluss Bojana oder aus dem Meer. Perfekt! Wir haben uns übrigens an den Besuch in Ulcinj bzw. Ada erinnert, als wir am Bang Bao Pier auf Koh Chang waren.

Montenegro Ulcinj Velika Plaza Ada Bojana Flussmuendung ins Meer
Süßwasser trifft auf’s Meer: die Flussmündung des Bojana
Montenegro Ulcinj Velika Plaza Ada Bojana Flussmuendung Fischer
Fischer am Strand von Ulcinj
Montenegro Ulcinj Velika Plaza Ada Bojana bunte Haeuser
kleine Wohnsiedlung hinter dem Strand Richtung Ada
Montenegro Ulcinj Velika Plaza Ada Bojana Fluss Sonnenuntergang
unser Ausblick von der Terrasse des Restaurants

Die etwa 15 Kilometer zurück nach Ulcinj werden wir zum Glück von Gästen aus dem Restaurant nebenan mitgenommen. In der Innenstadt nehmen wir noch einen Absacker in einer Bar, bevor wir zurück zur Unterkunft gehen. Wir freuen uns auf unser Bett! Und dann… ist die Haustüre zu… (Wir erinnern uns an den O-Ton unseres Gastgebers: Ihr braucht keinen Schlüssel, ich bin immer hier. Die Tür ist offen, kommt einfach rein.) Achso, ja… Licht sehen wir auch nirgendwo und auf ein Klopfen reagiert niemand. Wir stehen auf dem Innenhof und überlegen, was wir machen. Klingeln wollen wir nicht, hatte uns doch der Besitzer von seiner alten Mutter erzählt, die im Erdgeschoss wohnt.

Jenny will schon auf das Dach des Anbaus und durch das Fenster in unser Zimmer klettern. Mir wird bei dem Gedanken etwas mulmig. Als sie schon auf dem Vordach steht und sich unserem Fenster nähert, denke ich, dass sicherlich einer der Nachbarn die Polizei rufen wird. Der Nachbarshund bellt und als Jenny versucht, dass Zimmerfenster von außen zu öffnen, packt sie die Angst, dass einer der Nachbarn sein Gewehr auspackt und selbst Hand anlegt… Also brechen wir die ganze Aktion ab. Es hätte uns ohnehin nur wenig geholfen, da unsere Zimmertüre ja nur von außen geöffnet werden kann (ihr erinnert Euch?). Wir wären dann also in unserem Zimmer eingesperrt gewesen. Also gehen wir in die Altstadt und verbringen die Nacht dort, denken wir uns. Leider werden wir bereits um kurz nach eins aus der letzten geöffneten Bar gebeten – das ist wohl der Nachteil in der Nebensaison.

Nach einem Spaziergang durch die Altstadt laufen wir zurück zur Unterkunft. Nach einer weiteren halben Stunde warten und klopfen habe ich keine Lust mehr und bin echt genervt. Es ist weiterhin alles dunkel – also doch klingeln! Ich drücke und… sie funktioniert nicht. Na toll, das war vermutlich unsere letzte Chance für eine Nacht im Bett. Glücklicherweise ist das Wetter warm und wir finden im Innenhof in einem offenen Nebenraum Stühle inklusive Sitzkissen und auch eine Toilette. Und so erleben wir unsere nächste abenteuerliche Nacht in unserem Urlaub nach unserem Zelterlebnis im albanischen Hochtal Dobërdol. Viel Schlaf finden wir nicht. Zum Glück geht schon kurz nach der Morgendämmerung die Türe auf und der Besitzer kommt raus. Wir machen ihm das Missgeschick klar, was ihm sichtlich leid tut. Nun gut. Ab in die Hauptstadt Montenegros, nach Podgorica!

Übernachtung im Innenhof unserer Unterkunft – im Sitzen

Willkommen in Podgorica, einer oft unbekannten Hauptstadt

In Podgorica leben mit etwa 150.000 Menschen mehr als 20% der gesamten Bevölkerung des jungen Landes (Montenegro ist erst seit 2006 unabhängig). Im Vorfeld ist mir keine einzige Sehenswürdigkeit eingefallen, die in Podgorica zu entdecken ist. Auch sonst habe ich mit Podgorica rein gar nichts verbunden. Aber so betreten wir komplettes Neuland und lassen uns überraschen, was es zu entdecken gibt. Wir sind drei Nächte in Podgorica in einem kleinen Hostel, wollen die Lage aber auch für Ausflüge in die Umgebung nutzen.

Sehr schön ist die Lage Podgoricas mit den vielen Bergen in der Umgebung. Nach einem kurzen Spaziergang entdecken wir die Millennium-Brücke, die über den sehr klaren Fluss Morača verläuft. Ein weiteres Wahrzeichen der Stadt ist die serbisch-orthodoxe Kathedrale der Auferstehung Christi. Beide Bauwerke wurden erst nach der Jahrtausendwende fertiggestellt. Die Altstadt ist nur noch in Teilen vorhanden, da Podgorica im zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört wurde. Insgesamt erscheinen uns die bisher gesehenen Bereiche der Stadt als wenig spektakulär. Aber die Menschen sind sehr freundlich und freuen sich über Besuch – so unser Eindruck. Wir schlendern über die kleine Fußgängerzone und am Ufer des Morača entlang und kommen schnell auf den zentralen Platz der Republik (Trg Republike). Erst als wir am Abend mit dem Besitzer und anderen Gästen des Hostels wiederkommen, ist der Platz belebt. Zusammen verbringen wir einige lustige Stunden und hören dem klassischen Konzert zu, welches kostenlos gegeben wird.

Montenegro Hauptstadt Podgorica Park
Spaziergang durch die Parks von Podgorica

Gefühlt pendelt Podgorica zwischen Tradition und Moderne. Außerhalb des unmittelbaren Stadtzentrums sehen wir mehr oder weniger heruntergekommene Plattenbauten, ob als Wohnhäuser oder als Einkaufszentrum. Am Rande der ehemaligen Altstadt stehen große Hotel- und Büroneubauten mit modernen Glasfassaden. Und zwischendurch stehen immer wieder eingeschossige Wohnhäuser, die rein optisch eher auf’s Land als in die Stadt passen. An zwei Seiten der etwa vier mal fünf Blöcke großen Innenstadt sind große Parkanlagen an den Flussufern entlang angelegt. Über die beiden Flüsse Morača und Ribnica sind einige alte, gemauerte Brücken gespannt. Der Besuch der Innenstadt ist somit für uns ganz schön, aber auch recht schnell erledigt.

An einem Abend entscheiden wir, durch die kleinen Straßen rund um den Platz der Republik zu laufen. Das Viertel, welches am Tag recht unspektakulär wirkt, ist zum Leben erwacht: Entlang der Lokale sind Tische und Stühle aufgebaut und die Straße hat sich zur Fußgängerzone verwandelt. Wir trinken f*ckinfines Craft Beer (so heißt das wirklich!) in einer unscheinbaren Bar. Auf der Rückseite des Hauptplatzes, vor dem schönen Gebäude der Stadtverwaltung, entdecken wir dann eine Kunstaustellung. Obwohl wir das Thema und die einzelnen Erklärungen der Zeichnungen, Malereien und Skulpturen nicht verstehen, gefällt uns die Ausstellung unter freiem Himmel sehr gut. Jenny ist insbesondere von den ausgestellten Fotos begeistert.

Später bestellen wir auf einer der Ausgehmeilen einen kleinen Snackteller, der sich als großer Teller mit deftiger Balkankost herausstellt – zum Nachtisch gibt es trotzdem noch traditionellen Palačinke (Palatschinken)… So erleben wir ein sehr entspanntes und lebendiges Podgorica, mit vielen Kneipen und Restaurants und toller Stimmung, als wenn das ganze Zentrum eine einzige Open-Air Veranstaltung wäre.

Montenegro Hauptstadt Podgorica Stadtverwaltung Kunstausstellung
vielseitige Kunstausstellung vor dem Gebäude der Stadtverwaltung

Podgorica ist eine kleine, aber dafür überraschend vielfältige Hauptstadt. Wenn wir uns ein Land ansehen, möchten wir auch immer die Hauptstadt sehen, weil es für uns irgendwie dazugehört. Dort sind meist die gesellschaftlichen Werte des Landes spürbar und auch Teile der Geschichte und Kultur. So negativ, wie wir vor unserer Reise oft gelesen haben, beurteilen wir die kleine Hauptstadt nicht. Ein Pluspunkt der Stadt ist außerdem die hervorragende Lage, da fast alle Ziele in Montenegro von hieraus in relativ kurzer Zeit erreichbar sind. Die nächsten und letzten beiden Ausflügen haben wir von Podgorica aus unternommen:

Die Tara-Schlucht – in und über Europas tiefste Schlucht!

Im Norden Montenegros liegt der Durmitor-Nationalpark, das einzige UNESCO-Weltnaturerbe des Landes. Teil des Parkes ist auch die Tara-Schlucht, die tiefste Schlucht Europas. Sie ist fast 80 Kilometer lang und an ihrer tiefsten Stelle geht es bis zu 1.300 Meter hinab. Der namensgebende Fluss, die Tara, ist Montenegros längster Fluss. Ein super Startpunkt für die Erkundung der Umgebung ist die Đurđevića-Tara-Brücke, eine der wenigen, die über die Schlucht führt. Schon nach zwei Stunden Busfahrt von Podgorica aus, bitten wir den Fahrer, uns direkt an der Brücke rauszulassen. Mit 350 Metern Länge und bis zu 150 Metern Höhe ist die Stahlbeton-Bogenbrücke an sich schon eine imposante Erscheinung, mit dem Anblick der faszinierenden Schlucht unter sich noch einmal mehr. Trotz der Straße und ein paar wenigen Cafés, Verkaufsständen und Parkplätzen sind wir direkt in der Natur. Rings um die Brücke sind zahlreiche Obstbäume und Gemüsepflanzen, von Pflaumen über Paprika bis hin zu Wacholderbeeren.

Montenegro Durmitor Nationalpark Tara Schlucht Durdevica Bruecke
Montenegro Durmitor Nationalpark Tara Schlucht

Neben einem Naturparadies, in dem man auch sehr gut wandern kann, bietet die Tara-Schlucht auch genügend Möglichkeiten für Nervenkitzel. Direkt an der Đurđevića-Tara-Brücke wird Rafting in allen möglichen Schwierigkeitsgraden angeboten und es ist möglich, die tiefste Schlucht Europas per Zipline zu überqueren. Rafting ist in der Kürze der Zeit für uns leider nicht möglich und wird zudem eher im Sommer empfohlen, wenn die Tara deutlich mehr Wasser führt. Die Zipline lässt uns aber ins Grübeln kommen und dann entscheiden wir uns für den Nervenkitzel. Mit mehr als einem Kilometer Länge und hoher Geschwindigkeit (die Angaben im Internet schwanken zwischen 50 und 120 km/h) geht es in circa 150 Meter über dem Wasser quer über die Schlucht.

Als wir am Startpunkt stehen und das Sicherheitsgeschirr anlegen, wird mir ein wenig mulmig und ich frage mich, auf was wir uns da eingelassen haben. Aber dann werden wir auch schon ins Tal geschickt und nehmen schnell Fahrt auf. Und es ist echt ein Erlebnis, mit Vollspeed über die Schlucht zu sausen und einen unverstellten Blick auf die Đurđevića-Tara-Brücke und die Tara-Schlucht zu haben. Wobei: Während der Fahrt habe ich das Tempo gar nicht als so rasant wahrgenommen, nach weniger als einer Minute ist das Ziplining-Abenteuer jedoch schon vorbei. Die Minuten vor dem Start sind wirklich aufregend und die Perspektiven während dem Flug fantastisch.

Um noch mehr von der Tara-Schlucht zu sehen, fahren wir mit zwei anderen Reisenden in einem Jeep runter zum Ufer der Tara, wo wir am kristallklaren (und kalten!) Wasser stehen und wieder hinauf zu einigen Aussichtspunkten. Zwischendurch begegnen wir Pferde- und Ochsenkarren auf der Straße, teilweise ist das Leben hier noch sehr ursprünglich.

Dann besuchen wir den kürzesten Fluss der Welt, den nur 130 Meter langen Ljutica. Wir können direkt zur Quelle gehen, wo das Wasser zwischen den Felsen heraussprudelt. Dort füllen wir auch unsere Wasservorräte mit diesem mega klaren Wasser auf und in kurzer Zeit gehen wir den ganzen Fluss entlang bis zu seiner Mündung in die Tara. Ob es wirklich der kürzeste Fluss der Welt ist, können wir nicht mit Sicherheit sagen. Mittlerweile haben wir gelesen, dass wohl mehrere Orte damit werben, den kürzesten Fluss der Welt zu haben. Wer weiß… Aber immerhin waren wir jetzt am kürzesten und am längsten Fluss Montenegros.

Montenegro Durmitor Nationalpark Tara Schlucht Fluss klares Wasser
am Kiesstrand der Tara: das Wasser sieht verlockend aus, ist aber ziemlich kalt
Montenegro Durmitor Nationalpark Tara Schlucht Ljutica Fluss kuerzester Fluss der Welt
Quelle des nur 130m langen Ljutica Flusses

Unvergesslicher Abschluss hoch über Budva und der Adria

Als wir uns einmal mit dem Besitzer unseres Hostels in Podgorica über unsere Reise in Montenegro unterhalten, fällt auf einmal das Wort Paragliding! Jenny ist total begeistert von der Idee. Der Hostelbesitzer kennt jemanden, der regelmäßig selbst fliegt. Und so haben wir an unserem vorletzten Tag ein ganz besonderes Abenteuer vor uns. Zum ersten Mal in unserem Leben Paragliding!

Dafür fahren wir von Podgorica mit dem Bus in die Küstenstadt Budva, hinter der, ähnlich wie in Kotor, steile Felsen aufragen. Mir ist bei dem Gedanken an das Gleitschirmfliegen ganz schön mulmig. Jenny ist aber Feuer und Flamme und freut sich total. In Budva halten wir direkt am Strand. Dieser ist angenehm ruhig und das Wasser sieht fantastisch aus! Hier werden wir später landen. Sergei packt die Schirme ins Auto, während wir die Sonne und die tolle Aussicht genießen und dann fahren wir fast 800 Höhenmeter die Küstenstraße hinauf bis zum Startpunkt. Wow, von der Klippe können wir die ganze Bucht bestaunen!

Montenegro Adria Budva Paragliding Klippe
die Klippe über Budva bietet einen tollen Blick auf die Bucht

Gleichzeitig können wir nicht fliegen, da wir natürlich jeweils einen Tandemflug mit Sergei machen. Wir entscheiden, dass Jenny zuerst fliegt. Auf Kommando rennt sie das leichte Gefälle runter, Richtung Klippe. Der Anlauf funktioniert reibungslos und dann gucke ich dem Gleitschirm schon hinterher. Jenny und Sergei segeln gemächlich Richtung Meer. Ein paar Meter aufwärts, ein paar Meter abwärts, es sieht alles sehr entspannt aus und jetzt bekomme ich auch richtig Lust auf das Paragliding. Mittlerweile sieht es für mich so aus, als ob Jenny schon über dem Meer ist. Ich beobachte den Flug weiterhin und auf einmal sackt mir das Herz in die Hose…! Fängt der Gleitschirm gerade wirklich an zu trudeln???

Ich sehe nur, wie der Schirm um sich selbst kreiselt und schnell an Höhe verliert. Oh nein, was läuft denn da schief, denke ich mir und bekomme Angst. Zwischendurch hatte noch ein anderer Paraglider versucht zu starten, ist aber aufgrund des Windes nicht in Richtung Meer gekommen und musste nach wenigen Metern wieder notlanden. Das hat mich nicht unbedingt beruhigt… Trotzdem sind die anderen Leute oben am Startpunkt alle entspannt. Eine gefühlte Ewigkeit später sehe ich, dass sich der Gleitschirm wieder beruhigt hat und ich meine zu erahnen, dass Jenny auch gelandet ist. Jedenfalls bin ich froh, als Jenny wieder wohlbehalten und glücklich an unserem Startpunkt ankommt.

Und wie hat Jenny den Flug erlebt: Ich möchte nochmal… Einfach nur wundervoll und ein riesiger Spaß!

Montenegro Adria Budva Paragliding
Paragliding über der Bucht von Budva

Als Sergei uns erklärt, dass aufgrund des Windes ein weiterer Flug heute nicht möglich ist, bin ich enttäuscht. Zwar war ich anfänglich etwas skeptisch, aber jetzt würde ich auch gerne fliegen. Sergei bietet uns dann an, uns morgen früh in Podgorica abzuholen und dann mit mir den ersten Flug des Tages zu machen. Anschließend müssen wir uns beeilen, rechtzeitig zum Flughafen zu kommen, aber das wird schon passen.

Am nächsten (und unserem letzten) Morgen, strahlt die Sonne vom Himmel und wir sitzen ziemlich früh mit zu vielen Leuten und zu viel Gepäck in einem sehr kleinen Auto, das uns nach Budva bringt. Die Mitreisenden sind sehr nett und die Fahrt dadurch sehr kurzweilig. Als Jenny Sergei fragt, wie er eigentlich das Gleitschirmfliegen gelernt hat, antwortet dieser nur: „I just did it!“ OK, einfach springen, ohne Übung oder Unterweisung… na gut… Aber außer einem gebrochenem Arm bei einer verunglückten Landung ist ihm noch nie etwas passiert.

Als wir den Startpunkt für das Paragliding erreichen, schlägt mein Puls schlägt schneller. Ich freue mich zwar auf das Erlebnis, aber ganz geheuer ist es mir nicht. Wir legen den Schirm und die Gurte an und auf „run“ muss ich den Abhang runterrennen. Beim ersten Versuch bremse ich unbewusst und wir bekommen nicht genug Geschwindigkeit, um loszufliegen. Also wird alles wieder neu sortiert und im zweiten Versuch steigen wir in die Luft. Die Aussicht ist wirklich fantastisch, auf Budva, die kleinen vorgelagerten Inseln und die Adriaküste. Der Flug ist sehr ruhig, meine Verkrampfung löst sich langsam und ich kann das Erlebnis sogar etwas genießen.

Irgendwann sind wir über dem Wasser und da wir ja auch wieder runter müssen, fragt Sergei mich: „Do you like aqua stuff?“ Schon vor einer möglichen Antwort sausen wir spiralförmig steil nach unten und verlieren rasend schnell an Höhe. Mindestens genauso schnell geht auch meine Gesichtsfarbe verloren und als wir nach einer gefühlten Ewigkeit sicher landen, ist diese immer noch nicht zurückgekehrt. Mir ist schlecht. Aber auch wenn der Sinkflug gerne etwas langsamer hätte sein dürfen, ist es ansonsten ein fantastisches Erlebnis. Alternativ kann man wohl auch die Enden des Schirms einfach runterklappen, dann sinkt man langsam und gerade nach unten. Aber dafür war heute keine Zeit. Außerdem ist das nur für alte Leute, sagt Sergei… Das Geschunkel auf der Busfahrt zum Flughafen strengt mich etwas an, aber das war es wert.

Montenegro Adria Budva Paragliding
erst rennen, dann schweben: Startpunkt zum Gleitschirmfliegen

Wir sind begeistert von Montenegro und können dieses kleine Land für einen aufregenden Urlaub sehr empfehlen. Was meint ihr? Wir freuen uns auf Eure Kommentare. Viele Grüße Thomas

2 Kommentare

  1. Echt interessant. Auch gut zu wissen, dass Kotor ziemlich überlaufen ist! Ich habe jetzt ein Apartment im Süden der Bucht, in der Nähe von Tivat, und Blick auf die Bucht vom Balkon aus 😉 Ich denke, dass war die richtige Entscheidung! Lg, Meike

    1. Hey Meike, herzlich willkommen bei weitgluecklich!
      Ja, die kleine Stadt platzte tagsüber tatsächlich aus allen Nähten… Deine Unterkunft hört sich jedoch toll an. Lass uns doch gerne wissen, wann wir bei meikereist von deinen Montenegro Erlebnissen lesen dürfen.
      Eine schöne Reise wünschen Thomas und Jenny

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