Ein must-do, wenn wir eine uns unbekannte Stadt entdecken, ist das Besuchen von wenigstens einem Markt. Ihr könnt Euch vorstellen, dass Seoul so einige Märkte zu bieten hat. Dort ist wirklich alles zu finden – egal was ihr sucht. Wir tauchen ein in das Gewusel, den Alltag der Koreaner und sind begeistert von der Vielfalt!
Wir erzählen Euch von den Märkten in der Reihenfolge, in der wir sie besucht haben. Am meisten fasziniert hat uns der große asiatische Medizinmarkt (Yangjegeongang). Er war so anders und wir haben so viele exotische und unbekannte Sachen entdeckt. Falls ihr also nur wenig Zeit habt und schon einige Märkte in Asien gesehen habt, dann würden wir den Medizinmarkt an erster Stelle empfehlen! Aber jetzt der Reihe nach:
- Dongdaemun Market: eigentlich mehr ein Stadtteil, bekannt für Mode und Textilien
- Seoul Folk Flea Market: Flohmarkt mit Antiquitäten und einem guten Food Court
- Gwangjang Market: getrocknete Meeresfrüchte, Fisch und Bindae-tteok (Mungbohnen-Pfannkuchen)
- Yangjegeongang Mart (Teil des Gyeongdong Marktes): Medizinmarkt mit Kräutern und Ginseng
- Namdaemun Market: Markt für alles und Hotteok (gefüllte Pfannkuchen)
Dongdaemun Market – günstig die neuesten Trends
Wenn wir über die besten Märkte in Seoul sprechen, darf der bedeutendste Markt, nämlich der Dongdaemun Markt auf keinen Fall fehlen! Hier findest du unsere Eindrücke, die wir dort gesammelt haben. Wenn ihr dort shoppen wollt, macht Euch auf jeden Fall vorher einen Plan, denn der Dongdaemun Market ist wirklich riesig! Seoul hat jedoch noch viele weitere Märkte zu bieten…
Seoul Folk Flea Market – Trödel und Antike in Sinseol-dong
Heute haben wir uns für einen Spaziergang von der Dongdaemun Design Plaza zum Seoul Folk Flea Market entschieden. Auf dem Weg dorthin laufen wir zunächst am Cheonggyecheon stream entlang. Lange Zeit war der Cheonggyecheon ein nicht genutzter und teilweise heruntergekommener Bereich mitten in der Stadt. Nach einem umfangreichen Umbau ist der Fluss seit 2005 als Naherholungsgebiet eröffnet und erfreut sich großer Beliebtheit. Wir hatten bei unserem ersten Ausflug zum Fluss bereits davon berichtet. Der Cheonggyecheon liegt ein paar Meter unterhalb der umliegenden Straße. Dies allein reicht schon aus, um am Flussufer eine angenehme Ruhe zu genießen. An zahlreichen Aufgängen kommt man wieder hoch „in die Stadt“.
Wir gehen etwa einen Kilometer an dem insgesamt fast 11 km langen Fluss entlang, bis zu dem Stadtviertel Sinseol-dong. Dieser Abschnitt ist sehr ruhig und – man könnte fast sagen – naturbelassen, wenn man nicht wüsste, dass hier bis vor ein paar Jahren noch alles zubetoniert war. In dem Wissen über den früheren Zustand freuen wir uns über die Verwandlung umso mehr. Zwischen vielem Grün sehen wir laichende Fische und einen Fischreiher auf der Suche nach seinem nächsten Fang.
Der Seoul Folk Flea Market ist nur noch ein kleines Stück entfernt. Schon nach kurzer Zeit sehen wir ein großes Tor an einer abzweigenden Seitenstraße. Das ist immer ein untrügliches Kennzeichen für ein beginnendes Marktviertel. Wir fühlen uns an die Tore zu Beginn einer Straße in Thailand erinnert, die dort allerdings zu einem Tempel führen.
Heute sehen wir hinter dem Tor die ersten Verkäufer. Mit allerhand alten, interessanten Dingen im Angebot, haben sie sich direkt an der Straße niedergelassen. Zwischen Kleidung und Haushaltswaren entdecken wir alte Telefone, Sportgeräte, Bilder, Öllampen, Buddha-Figuren, Werkzeug und jede Menge Trödel. Wahrscheinlich wird nicht alles einen neuen Besitzer finden… Es werden immer mehr Verkaufsstände und auch die Anzahl an Besuchern nimmt stetig zu. Es bereitet uns Freude, dieses trubelige und wuselige Durcheinander zu beobachten, während wir uns dem eigentlich Flohmarkt nähern. Kurz bevor wir ankommen, gucken wir noch eine Weile bei einem Krocket-Spiel zu. (Wir glauben zumindest, dass es Krocket ist, die Schläger sehen eher nach Golf aus *grins)
Der offizielle Teil des Seoul Folk Flea Markets ist ein großes Gebäude. Auf zwei Etagen werden jede Menge Trödel, aber auch andere Waren angeboten. Der Markt hat, bis auf zwei Dienstage im Monat, täglich geöffnet. Die verschiedenen Verkaufsbereiche sind in den sieben Regenbogenfarben markiert. So findet man sich schnell zurecht, wenn man etwas Bestimmtes sucht oder nicht so viel Zeit hier verbringen möchte. Anderenfalls lässt es sich leicht ein bis zwei Stunden umherlaufen, stöbern und entdecken. In der orangefarbenen Zone gibt es zum Beispiel regionale Produkte, in der gelben Zone Secondhand und Vintage Sachen. Grün steht für antike Möbel und im blauen Bereich finden sich Kunst- und Handwerk, natürlich auch Hanji, das traditionelle südkoreanische Papier.
Der Markt eignet sich auch perfekt für alle, die ein original traditionell koreanisches Souvenir suchen. Wir kaufen letztlich zwar nichts (sonst wird das nichts mehr, mit einem Rucksack um die Welt…), freuen uns aber über den Besuch. Wir haben einen Eindruck vom koreanischen Leben und der koreanischen Vergangenheit bekommen. Es ist interessant, sich anhand der zu verkaufenden Gegenstände den Alltag der Koreaner vorzustellen, zum Beispiel die Wohnungseinrichtung (aus vergangenen Zeiten) anhand der Möbel oder der verschiedenen Alltagsgegenstände. Es ist ein bisschen wie in einem Museum.
Der Folk Flea Market ist angenehm leer. Das hat natürlich einen faden Beigeschmack, da es an der aktuellen Pandemie liegt… Dafür nutzen wir die Chance, dass auch der Food Court nur mäßig besucht ist und probieren koreanisches Essen erstmalig in einem Restaurant. Die Speisen sind auf großen Plakaten angeschlagen, allerdings nur in koreanischen Buchstaben. Mit Händen und Füßen versuchen wir dem Wirt zu vermitteln, dass wir kein Fleisch essen möchten. Er schlägt uns eine Art Pfannkuchen mit Meeresfrüchten vor und noch irgendetwas anderes. Wir nicken einfach und sind gespannt, was er uns wohl bringen wird.
Zuerst bekommen wir sechs Schälchen mit verschiedenen Vorspeisen, unter anderem Kimchi, das fermentierte koreanische Gemüse (diesmal Kohl, Zucchini und Spinat) und Omelette. Wir probieren alle Häppchen der Reihe nach durch und es schmeckt uns insgesamt ganz gut. Jedes Essen ist scharf, wenn auch unterschiedlich stark. Wir sind kaum fertig mit dem Probieren, da kommt der Kellner bereits mit einem großen Pfannkuchen mit Meeresfrüchten. Er schiebt die Schälchen auf dem Tisch so zurecht, dass dieser, zusammen mit einer zusätzlichen Sauce, gerade noch Platz findet. Ok, denken wir, die Mahlzeit wird üppig.
Da kommt der Kellner auch schon mit dem nächsten Teller und bringt uns noch zwei frittierte Fische. Aha, das haben wir also auch noch bestellt… Wie sollen wir das denn alles essen!? Alles sieht lecker aus und wir freuen uns sehr über unser erstes koreanisches Essen im Restaurant. Es ist fast fleischfrei, weil bei den kleinen Schälchen dann doch noch irgendwelche Fleischstückchen beigefügt sind. Ohne scheint es also nicht zu gehen in Korea…
Zwei Tische weiter sitzen noch zwei Männer im Restaurant, für die westliche Touristen in der aktuellen Zeit vermutlich sehr überraschende Gäste sind. Sie fangen an, mit uns zu reden, sehr freundlich, aber wir verstehen natürlich gar nichts. Sie versuchen, ein paar englische Wörter einzuwerfen und wir hören heraus, dass wir es uns schmecken lassen und uns in Korea willkommen fühlen sollen.
Während wir essen, leeren die beiden Männer gemeinsam mehrere Flaschen Soju, die traditionelle koreanische Spirituose mit etwa 20% Alkohol. Wir werden mehrmals eingeladen mitzutrinken. Die Blicke am Nachbartisch werden immer glasiger und die Kommunikationsversuche mit uns immer unverständlicher. Wir freuen uns trotzdem über das „Gespräch“ und den weiterhin sehr freundlichen Kontakt, welcher eigentlich der erste richtige ist, seit wir in Seoul sind. Da es uns so gut gefällt, essen wir langsam und bleiben länger sitzen. So haben wir am Ende doch alle Teller geleert und verlassen mehr als satt den Markt. Natürlich nicht, ohne uns von den Tischnachbarn zu verabschieden, die uns noch hinterher winken.
Als wir den Markt verlassen, werden die Verkaufsstände abgebaut, die Sachen der Verkäufer verstaut und… mit einer bloßen Plane als „abgeschlossen“ gekennzeichnet. Wir hatten dies schon mehrmals gesehen, aber noch nie in diesem Umfang. Die Produkte, die ein Geschäft zum Verkauf anbietet, werden nach Feierabend einfach draußen stehen gelassen und abgedeckt, das Tuch oder die Plane wird mit einer Schnur gegen Wegfliegen gesichert und das war’s. Dieses Vorgehen steht symbolisch für das Thema Sicherheit in Südkorea. Wenn mir etwas nicht gehört, dann nehme ich es auch nicht. Ganz einfach! Für uns war das am Anfang sehr ungewohnt und unglaublich. Mittlerweile haben wir uns aber daran gewöhnt und tragen selbst unsere Kameras offen durch die Stadt, ohne dabei ein schlechtes Gefühl zu haben.
Der Spaziergang nach Hause überrascht uns noch mit einem kleinen Highlight. Im Cheonggyecheon sprudeln uns kleine, farbig angestrahlte Fontänen entgegen. Zusammen mit der entspannten Musik bietet sich uns so ein schönes Wasserspiel im mittlerweile abendlichen Seoul. Wir fühlen uns ein bisschen an die Wasserlichtkonzerte in Planten un Blomen erinnert. Ein sehr schöner Abschluss unseres Ausfluges!
Fisch und Streetfood auf dem Gwangjang Market
Der Gwangjang Market (auch Kwang Jang Market) war früher nur ein etwa 10.000 m² großes Shoppingcenter und gehörte zum Dongdaemun Market. Mittlerweile gibt es auch dort im Bereich um das Shoppingcenter herum etwa 5.000 Läden und Verkaufsstände für alles mögliche. Insbesondere ist der Gwangjang Markt aber für Fisch, Meeresfrüchte und das große Streetfood-Angebot bekannt. Berühmt sind die Mungbohnen-Pfannkuchen (Bindae-tteok). Das sind gekochte, gemahlene Mungbohnen mit Kartoffeln und manchmal anderen Sachen, wie Gemüse, Fisch oder Fleisch gemischt und frittiert. Das möchten wir auch probieren! Da auch der Gwangjang Markt relativ groß ist, besuchen wir ihn an zwei Tagen.
Am ersten Abend laufen wir durch den unteren Teil des Marktes, den Jungbu Shinjungbu Market. Dort gibt es in den umliegenden Straßen vor allem kleinere Geschäfte mit Haushaltswaren, Küchen- und Elektrogeräten und … Verpackungen! Ja, die verkauften Sachen müssen ja auch irgendwie weitergegeben werden. Wahnsinn, wie viele Geschäfte hier die unterschiedlichsten Dosen, Boxen, Kartons usw. aus den verschiedensten Materialien und in allen erdenklichen Größen anbieten. Wir denken an die Müllberge, die alleine dadurch entstehen werden… Auf dem Weg zur Markthalle beziehungsweise zu einer der Markthallen, laufen wir an vielen geschlossenen Geschäften vorbei. Wer also die Läden besuchen möchte, muss tagsüber auf den Gwangjang Markt gehen.
Das erste Gebäude, welches wir an diesem Abend betreten, ist der Seafood Market. Hier gibt es wirklich alles, was sich einmal im Wasser befunden hat *grins. Außerdem wird damit geworben, dass die Preise um bis zu 30% günstiger sind als im sonstigen Land. Der offizielle Name ist Jungbu Dried Seafoods Market, aber auch dieser Teil gehört zum Gwangjang Markt.
Schon am Eingang strömt uns ein sehr intensiver Fischgeruch entgegen. Überall hängen getrocknete Fische und es gibt säckeweise getrocknete Garnelen, Tintenfischringe, Algen und andere Sachen, die wir nicht kennen. Ach, und wie wäre es mit einer Fisch-Geschenkebox?? Sechs Fische, getrocknet, schön im Holzkasten auf Holzwolle gelagert, in Transparentfolie mit bunten Schleifchen. Na, Interesse? Aber dann entdecken wir, dass es doch auch Beilagen gibt. An einem Stand bekommen wir getrocknetes Gemüse zum Probieren. Es schmeckt echt gut, doch die Preise sorgen dafür, dass wir es beim Probieren lassen. Eine winzig kleine Tüte mit gefühlt 20 kleinen Gemüsestückchen soll etwas mehr als acht Euro kosten.
Da der Gwangjang Market fast einen Quadratkilometer groß ist, erkunden wir den nördlichen Teil des Marktes an einem anderen Tag. Der Streetfood-Markt heißt zwar night market. Aber entgegen der Erwartungen, die der Name zumindest bei uns geweckt hat, sind die Stände nur bis 23 Uhr geöffnet. Deshalb laufen wir auf unserem Ausflug zum Ikseon-dong Hanok village schon auf dem Hinweg über den Markt. Je weiter wir uns dem Markt nähern, desto mehr fühlen wir uns an den Dongdaemun Markt erinnert (gehörte ja auch früher alles zusammen). Jedenfalls finden wir wieder ganze Straßenzüge, in denen alle Geschäfte die gleiche Ware anbieten. Zuerst nur Kopfbedeckungen, dann nur Handtücher, nur Haushaltswaren, und so weiter. Krass, wer kauft das denn alles??
In dem Hauptgebäude des Gwangjang Marktes erleben wir eine Marktatmosphäre, wie wir sie uns vorgestellt haben. Zwischen den Shops, die sich rechts und links dicht an dicht reihen, sind in der Mitte eines jeden Ganges die Essensstände aufgebaut. Um diese Stände herum stehen kleine Holzbänke oder viele bunte Plastikhocker, auf denen die Besucher sich kurz zum Essen niederlassen. Einige verweilen auch länger, um die ein oder andere Flasche Soju zu leeren…
Immer wieder finden wir Sundae im Angebot. Das ist eine Art Blutwurst, die aus den Innereien von Kühen oder Schweinen hergestellt wird und sehr beliebt zu sein scheint. Darüber hinaus gibt es fast überall Gimbap zu essen. Diese koreanischen Reisrollen werden in Seetang eingewickelt und enthalten die unterschiedlichsten Zutaten. Das originale mayak gimbap enthält als Füllung nur Karotten, Spinat und einen gelben Rettich (danmuji). Dies stellt dann meist keine eigene Mahlzeit dar, sondern wird als Beilage zu Hauptgerichten gegessen. Leider finden wir diese pflanzliche Variante kaum noch. Meistens ist mindestens Schinken in den Rollen enthalten, oft auch Rindfleisch, Speck oder Ei. Oder alles zusammen *grins.
Die Geschäfte neben den Essensständen verkaufen sehr viel Fisch und Seafood. Wir vermissen frisches Obst und Gemüse, wir wir es von anderen asiatischen oder lateinamerikanischen Märkten kennen. Es gibt nur wenige Obststände und die bieten kleine Portionen to go in Plastikbechern an. Wir dachten eher an einen Großeinkauf für die nächsten ein bis zwei Wochen *grins. Na, das wird wohl nichts. Bei der Gemüseauswahl finden wir immer wieder Kimchi und Kräuter und Gewürze, sonst aber nicht viel. Selbst hier auf dem Markt sind die wenigen Möhren und Gurken, die manchmal vereinzelt zu finden sind, einzeln in Plastik eingepackt. Das war’s.
Für einen Einkauf ist der Gwangjang Markt daher für uns nicht geeignet. Um das gesellige Miteinander und den koreanischen Alltag zu erleben, dafür umso mehr! An einigen Stellen sind wir echt überfrachtet von den Eindrücken. Es bringt uns aber auch jede Menge Spaß, durch die Gassen zu schlendern.
Wir verlassen den Markt Richtung Innenstadt, da wir auf dem Weg zum Ikseon-dong Hanok village sind. In diesem Viertel haben früher die Angestellten aus den Palästen der Stadt gelebt. Heute befindet sich dort eines der hippsten Viertel Seouls. Die traditionellen Holzhäuser beherbergen Restaurants und Geschäfte. Von unserem Besuch im Ikseon-dong Hanok village erzählen wir Euch hier. Auf dem Nachhauseweg kommen wir wieder am Gwangjang Markt vorbei. Wie praktisch! Wir nutzen die Gelegenheit, etwas neues koreanisches zu probieren und essen dort zu Abend. Genau, jetzt gibt es endlich die Mung Bean-Pancakes. Sie werden mit in Sojasauce eingelegten Zwiebeln serviert. Am Abend sind die allermeisten Geschäfte geschlossen, dafür die Essenstände aber gut besucht. Das Publikum ist bunt gemischt und die Stimmung ausgelassen.
Yangjegeongang Mart – asiatischer Medizinmarkt in Seoul
Fußläufig von der Dongdaemun Design Plaza befindet sich ein weiterer Markt, der unser Interesse geweckt hat. Der größte Markt für asiatische Medizin in Südkorea. Unter dem Namen Yangjegeongang Mart findet man diesen als Teil des Gyeongdong Markets im Nordosten von Seoul. Manchmal werden auch beide Märkte unter Gyeongdong Market zusammengefasst. Schon der Hinweg ist sehr interessant, da wir gleich hinter dem Heunginjimun Gate in eine andere Welt eintauchen. Wir laufen in das Zentrum von Dongdaemun-gu, einem sehr großen Bezirk von Seoul. Wobei, vielleicht erscheint er uns nur aufgrund des geschäftigen Treibens als groß. Auf gerade einmal 14 km² leben hier etwa 400.000 Menschen! Das sind über 28.000 (!) Menschen pro km²… – Zum Vergleich: In Hamburg sind es etwa 2.400 pro km².
Entlang der Straßen reihen sich große Bürogebäude aneinander. In jedem zweiten ist im Erdgeschoss einer der unzähligen Convenience Stores zu finden. Auf den Bürgersteigen sind Verkaufs- und Essensstände aufgebaut. Dadurch werden die Wege schmaler und das Gedränge noch größer. Auch die Art der Läden ist hier anders. Anstelle großer Supermärkte finden wir viele kleine Läden. Diese sind jeweils auf Gemüse, Fisch oder andere Dinge spezialisiert und bieten die lose Ware in der Auslage auf der Straße an. Wir kaufen uns ein paar Jjin Bbang als Zwischensnack. Ja, wir haben vegetarisches Essen gefunden! Jjin Bbang sind gedämpfte Hefebrötchen mit süßer Bohnenfüllung aus roten Adzukibohnen.
Da wir an der großen jong-ro (Straße) entlanglaufen, haben wir immer etwas zu gucken. Schneller als gedacht erreichen wir den Yangjegeongang Markt. Zunächst sehen wir nur vereinzelte Verkäufer auf den Bürgersteigen sitzen und Kräuter, Knoblauch oder verschiedene Pulver verkaufen. Und auch die U-Bahn-Eingänge sind umgeben von Verkaufsständen, bunten Schüsseln mit Knollen, Blättern und Wurzeln… Wir sind also bald da.
Der Yangjegeongang Mart ist der größte Markt Koreas für asiatische Medizin. Dabei geht es explizit nicht nur um chinesische Heilmethoden. Vor allem in Südkorea und Japan haben sich eigene Behandlungsformen entwickelt. Neben der Akupunktur ist die Kräuterheilkunde eines der wichtigsten Verfahren der asiatischen Medizin. Daher finden sich auf dem Yangjegeongang Markt alle möglichen Kräuter, Blätter, Rinden, Wurzeln, Blüten und Pilze, die für eine mögliche Heilung in Frage kommen. Der Medizinmarkt erstreckt sich über mehrere Straßenblöcke und besteht aus kleinen Läden, großen Markthallen mit Verkaufsständen, Großhändlern, Kliniken und Medizinherstellern.
In der Mitte des Areals liegt das Seoul K-Medi Center. Bei einem Besuch erfahrt ihr viel über die koreanische Naturheilkunde, die teilweise schon über 4.000 Jahre alt ist. Außerdem werden verschiedene Heilbehandlungen angeboten und es können medizinische Produkte, auch Tees probiert werden. Wir müssen nicht sagen, warum wir das Center leider nicht besuchen konnten, oder? Geschlossen wegen C… ihr wisst schon!
Der Marktbesuch gefällt uns auch so, weil schon die Auslagen mega interessant sind. Zu Beginn des Marktes werden eher naturbelassene Sachen angeboten, wie verschiedene Teile von Pflanzen. Je weiter wir auf das Gelände laufen, desto mehr verarbeitete Produkte sehen wir, zum Beispiel Pulver, Pasten oder eingelegte Algen.
Besonders aufgefallen sind uns die riesigen Mengen an koreanischem Ginseng und Knoblauch. Zwar haben wir die Superwurzel auch schon auf anderen Märkten und in den Supermärkten, eingelegt in Gläsern, gesehen. Aber hier gibt es sogar mehrere Stände, die ausschließlich Ginseng verkaufen. Bewirken soll die Einnahme dieser Pflanze, dass die körpereigenen Abwehrkräfte gegen Stress und Krankheit gestärkt werden. Den Knoblauch kann man als ganze Pflanze in Bündeln kaufen, aber auch lose und bereits geschälte Zehen, kiloweise in Plastiktüten. Die Wirkung von Knoblauch ist auch in Europa eher bekannt: antibakteriell und cholesterinsenkend soll es sein.
Wir müssen ein bisschen schmunzeln, als wir anfangen, unsere Beobachtungen über die koreanische Esskultur mit vielen tierischen Fetten und Fertiggerichten und dem reichlichen Verzehr von Knoblauch zusammenzubringen. So ist wenigstens ein Ausgleich geschaffen *grins.
Nach mehreren Straßenzügen, Hallen und Plätzen, stehen wir irgendwann mitten auf dem Gyeongdong Market. Dort finden wir das, was wir uns unter einem typischen asiatischen Markt vorstellen, aber eben vermischt mit Heilkräutern, medizinischen Produkten und natürlich wieder einer großen Auswahl an Fischen. Neben den getrockneten Weißfischen, die wir schon auf dem Gwangjang Market gesehen haben, finden wir hier vor allem kleine, getrocknete Sardellen (Anchovis), fein säuberlich nach Größe sortiert. Sie werden komplett mit Gräten, Augen und Flossen als Snack verspeist (Jenny: Aber sicher nicht von mir!!). Die Gassen auf dem Markt sind so schmal, dass eine Anlieferung der Ware nur per Motorrad oder Handkarren erfolgen kann. Diese mischen sich somit unbeirrt zwischen die Marktbesucher und bahnen sich ihren Weg.
Was uns noch auffällt: Zum ersten Mal in Korea sehen wir auf dem Gyeongdong Market bezahlbares Obst und Gemüse in größerer Auswahl. Wir nutzen die Gelegenheit für einen Großeinkauf. Bislang haben wir günstiges Gemüse nur in seltenen, kleinen und garagenähnlichen Läden in Hongdae oder an den Ausläufern des Dongdaemun Marktes gesehen, aber nie in dieser Menge und Auswahl. Eine gute Nachricht also: Gesunde Ernährung zu erschwinglichen Preisen ist auch in Südkorea möglich – sofern sich ein entsprechender Markt in der näheren Umgebung befindet…
Unsere Rucksäcke sind vollgepackt mit Obst und Gemüse und wir machen uns auf den etwas mehr als 4 km langen Rückweg zu unserer Unterkunft. Für einen regelmäßigen Obst- und Gemüseeinkauf ist der Markt doch etwas zu weit weg… Die vollen Taschen halten uns natürlich nicht davon ab, den ein oder anderen Schlenker einzubauen.
Einmal kommen wir, den Laternen in den Straßen folgend, zum Buphwa-sa (Tempel), der uns ein völlig neues Erscheinungsbild für einen Tempel in Südkorea präsentiert. Eine sehr moderne Interpretation eines buddhistischen Tempels auf neun Etagen. Auf der Fassade, ist die Lehre Buddhas in chinesischen Schriftzeichen eingemeißelt. Von außen gefällt er uns sehr gut und von innen muss er wahnsinnig beeindruckend sein. Das Tempelinnere kennen wir leider nur von Fotos aus dem Internet. Guckt es Euch auf jeden Fall vor Ort an, wenn ihr die Gelegenheit habt!
Wo wir schon bei modern sind… Auf dem Rückweg sehen wir auch wieder einige der christlichen Kirchen, die wir bereits im letzten Bericht erwähnt hatten. Unten im Haus ist ein Kiosk, darüber ein Restaurant und in den oberen Etagen die Kirche. Über dem Eingang blinken bunte Neonbuchstaben. Ohne die Kennzeichnung auf dem Dach wäre sie nicht als Kirche zu erkennen.
Das war’s von unserem Ausflug auf den Medizinmarkt. Wenn ihr auch dort hin möchtet, könnt ihr entweder mit der U-Bahn bis zur Haltestelle Gyeongdong Market fahren. Dann seid ihr direkt mittendrin. Oder ihr lauft von der Dongdaemun Design Plaza. Für uns hat sich der Fußweg gelohnt, weil wir auch unterwegs viel gesehen haben.
Namdaemun Market – Highlight zum Abschluss?
Der älteste und größte traditionelle Markt Koreas darf in unserer Auswahl natürlich nicht fehlen. Der Namdaemun Market existiert seit 1414, beginnend neben dem ehemaligen südlichen Stadttor. Die Straßen auf dem Markt sind sehr schmal. Daher ist das ganze Gebiet, welches sich über mehrere Straßenblöcke erstreckt, autofrei. Viel mehr können wir Euch noch nicht erzählen. Der Namdaemun Markt liegt nämlich nahe des Hauptbahnhofs. Dort waren wir noch gar nicht unterwegs. Der Besuch und Bericht werden aber nachgeholt. Ganz sicher!
Wir hoffen, das Markttreiben hat Euch gefallen. Welches koreanische Streetfood würdet ihr gerne probieren? Wir freuen uns auf Eure Kommentare. Bis zum nächsten Mal, Thomas und Jenny