Unserer geplanter Kurzaufenthalt in Bangkok verlängert sich unfreiwillig. Dafür steigt die Vorfreude auf das nächste Reiseziel umso mehr. Außerdem haben wir Gelegenheit doch noch etwas von der Stadt zu sehen und in die Kultur und den Alltag Thailands einzutauchen.
Aus unserer Idee, nur ein paar Tage in Bangkok zu bleiben, um unser visa on arrival zu verlängern und die Drohne anzumelden, wurde nichts – wie wir Euch hier berichtet haben … Ins Zentrum, zu den Sehenswürdigkeiten und wuseligen Märkten, wollen wir in dieser ungewissen Zeit aber auch nicht. Das Gewusel der 8,3 Millionen Einwohner Stadt zu erkunden, ist sicher nicht die beste Idee, wenn fast alle Menschen Gesichtsmasken tragen und wir schief angeguckt werden, wenn wir in der Öffentlichkeit mal husten müssen.
In den Eingängen zur U-Bahn oder vor großen Gebäuden wird oft die Körpertemperatur gemessen. Überall gibt es Desinfektionsmittel zur freien Verfügung und die Benutzung wird oft vorgeschrieben und kontrolliert. In den großen Einkaufszentren werden ständig die Handläufe der Fahrtreppen desinfiziert und überall stehen Hinweisschilder, wie man sich zur Vermeidung der weiteren Ausbreitung des Virus verhalten soll.
Es ist eine komische Situation: Wir verfolgen natürlich die weltweiten Nachrichten. In Thailand gibt es aktuell 48 bestätigte Fälle, in Deutschland schon über 600. Im Moment fühlen wir uns noch recht sicher hier. Natürlich vermeiden wir Menschenmengen, erleben die hier getroffenen Vorkehrungen jedoch eher als Vorsichtsmaßnahmen. Wir entscheiden uns jedenfalls, auch vorsichtig zu sein und erkunden in den nächsten Tagen ein wenig unserer Umgebung.
Thai-Frühstück und Geisterhäuser
Morgens zum Frühstück kaufen wir uns eigentlich immer etwas vom nahegelegenen Markt und meist etwas, was wir noch nicht kennen. Heute gibt es zum Beispiel Sandwich mit Pandan-Kokos-Creme. In der Thaiküche werden die Pandanblätter zum Färben oder Aromatisieren von Speisen verwendet. Wir dachten erst an eine chemische Zuckermasse auf den Brötchen, aber die neongrüne Farbe kommt wohl wirklich alleine von den Blättern. Der Geschmack von Pandan erinnert ein bisschen an Vanille.
Nach dem Frühstück laufen wir durch unser Viertel, mit dem Ziel den Tempel (Wat) Phra Kraisi zu besuchen. Wir freuen uns schon sehr, da es unser erster Tempelbesuch in Thailand wird. Wir laufen zunächst nördlich an der großen Straße Ramkhamhaeng entlang, weiter durch den Stadtteil Bang Kapi und genießen es, den Alltag der Thai beobachten zu können. Wobei, bevor wir wirklich in dem Viertel ankommen, sieht es zunächst einmal so aus:
Auf unserem weiteren Weg entlang der großen Hauptstraße entdecken wir ein Geschäft für Geisterhäuser. Das finden wir sehr interessant, da wir diese vor eigentlich jedem Gebäude sehen und uns gefragt haben, warum sie alle gleich aussehen. Hier finden wir also die Antwort… Geisterhäuser? Wenn ihr Euch fragt, was das überhaupt ist… es ist so:
Auf Thai werden die mehr oder weniger kleinen Häuschen San Phra Phum genannt, was soviel wie „Schrein für Natur-/ Erdgeister“ bedeutet. Sobald auf einem Grundstück ein neues Gebäude gebaut wird, muss für die so vertriebenen Geister eine Ersatzheimat in unmittelbarer Nähe (also vor dem neuen Gebäude) erschaffen werden. Oft sehen diese Häuser wie thailändische Miniatur-Tempel aus und werden mit Figuren, Kerzen und Opfergaben ausgestattet, um die Geister zu beschwichtigen. Vor großen Bürogebäuden oder offiziellen Einrichtungen sind die Geisterhäuser ganz schön groß und pompös. Vor normalen Wohngebäuden sind es meist kleinere Häuschen, die auf einem Sockel am Eingang stehen.
Was ich persönlich wohl nie vergessen werde, ist ein Anblick von einem Quartier, was sich einige Obdachlose in einem zerfallenen Gebäude eingerichtet haben. Zwischen ziemlich viel Schutt und Müll hatten sie ihr Lager bezogen und wollten wohl auf das Geisterhaus nicht verzichten. Aus alten Wasserleitungen, kaputten Autoreifen, Wellblechstücken, Folien und anderen Resten, haben sie ein Geisterhaus zusammengebaut, was wirklich eindrucksvoll aussah und es so wohl nicht noch einmal gibt.
Gewusel und Düfte auf den Straßenmärkten
Um so weiter wir in das Viertel hineinlaufen, umso lebendiger erscheint es uns. Entlang der Straße sehen wir überall Straßenstände, die von Klamotten, über Haushaltswaren bis zu einer Vielzahl von thailändischen Gerichten eigentlich alles anbieten. Auf den ohnehin schon sehr vollen Gehwegen schieben sich immer wieder Straßenhändler mit ihren selbstgebauten Wägen durch, um ihre Ware anzubieten. Uns gefällt die Atmosphäre: Es ist belebt, aber nicht zu voll, es ist trotz der vielen Menschen, die hier einkaufen, überhaupt nicht hektisch und es duftet immer wieder sehr gut aus verschiedenen Töpfen der Garküchen.
Kurz bevor wir an dem Tempel ankommen, biegen wir von der Hauptstraße in ein Wohnviertel ab. Auch hier gibt es viele Straßenstände, es ist jedoch noch einmal deutlich ruhiger. Wie wir erfahren haben und jetzt auch beobachten können, kaufen viele Thai ihr Essen fertig auf dem Markt, anstatt selbst zu kochen. Beispielsweise wird fertig gekochter Reis, wohl portioniert, in kleinen Beuteln angeboten. Aber auch etliche Gerichte, in den allermeisten Fällen mit Fleisch, sind als einzelne Portionen zu haben. Wir entscheiden uns im Moment nur für einen kleinen Snack und wählen einige der giftgrünen Reismehl-Puffer mit Pandan und Mais. Heute scheint der Pandan-Tag zu sein *grins.
Erster Tempelbesuch in Bangkok
Nach wenigen Minuten erblicken wir dann den Tempel. Schnell stellen wir allerdings fest, dass wir uns dem Hintereingang der Tempelanlage genähert haben. Nun gut, dann gibt es die Eindrücke eben in der anderen Reihenfolge. Allerdings unterbrechen wir unseren Besuch nach wenigen Minuten noch einmal. Aus einiger Entfernung sehen wir, dass am anderen Ende des Tempelgeländes gerade eine Zeremonie stattfindet. Diese wollten wir auf keinen Fall stören. Deshalb drehen wir erst noch einmal eine Runde um den Tempel und sehen uns die Umgebung entlang des Kanals und in den Seitenstraßen des Wohnviertels an. Da es außerdem sehr heiß ist, genießen wir eine kurze Pause im Schatten und füllen auch unsere Wasservorräte noch einmal auf.
Als wir denken, dass genug Zeit verstrichen ist, laufen wir zum Wat Phra Kraisi zurück und sind dann wirklich fast alleine dort. Wir sehen nur noch vereinzelt Besucher oder Mönche, die auf dem Tempelgelände wohnen. Da es unser erster Tempelbesuch ist und wir uns nicht sicher sind, ob die Zeremonie auch wirklich vorbei ist, fragen wir einen der Mönche, ob es in Ordnung ist, wenn wir uns auf dem Gelände umsehen. Er ist sehr freundlich und lädt uns lächelnd ein, uns alles anzusehen. Dabei achten wir schon auf eine der wichtigsten Regeln: Als Frau darf man niemals (!) einen Mönch berühren. Er müsste sich sonst anschließend einer komplizierten Reinigungsprozedur unterziehen. Deshalb halte ich während des Gesprächs auch etwas mehr Abstand, als es vielleicht nötig gewesen wäre.
Wir sind sehr neugierig und lassen uns Zeit, alles auf uns wirken zu lassen. Von einem anderen Mönch werden wir später nochmals willkommen geheißen, er freut sich sichtlich, dass wir da sind. Nun aber mal ein paar Bilder, damit ihr auch einen Eindruck von dem Tempelgelände bekommt:
Mit dem Wassertaxi in den Sonnenuntergang
Wir sind sehr glücklich über unsere Erlebnisse und freuen uns über den schönen Tag. Den Rückweg möchten wir nicht wieder zu Fuß an der Hauptstraße entlang laufen. Wir entscheiden uns, eines der Khlong-Boote zu nehmen und laufen zum Kanal, der direkt hinter dem Tempel vorbei fließt. Wir sind recht schnell wieder zurück an der Unterkunft, da die Boote ordentlich Geschwindigkeit aufnehmen. Wer an eine gemütlich Kanalfahrt denkt, der irrt sich gewaltig. Die Folien als Spritzschutz auf beiden Seiten der Boote haben auf jeden Fall ihre Berechtigung!
Alltag auf Weltreise
Unser heutiger Tag ist bis auf das Essen wenig ereignisreich. Zum Frühstück holen wir uns mehrere Früchte vom Markt. Zum Beispiel gibt es Drachenfrucht zu essen, die wir bisher nur als Pitahaya aus Lateinamerika kannten. Mittags gehen wir in ein kleines Lokal gegenüber unserer Unterkunft und essen eine sehr gute, scharfe Suppe mit Tofu und eine Gemüseauswahl mit Tofu. Beides schmeckt uns sehr gut.
Und? Haben wir dazwischen auch etwas gemacht? Ja! Papierkram! Auch auf einer Weltreise muss die Post sortiert und beantwortet werden. Da wir in Deutschland fast alles gekündigt haben, gab es noch einige ausstehende Bestätigungen, Adressänderungen und sonstige Sachen zu organisieren. Mit unserer Scanbox fuktioniert dies richtig super. Unsere komplette Post wird für uns eingescannt und nach unseren Wünschen abgelegt, aufbewahrt oder vernichtet. Ich glaube, ich würde auch mit einem festen Wohnsitz diesen Service weiter nutzen, da man zu Hause einfach keine Zettel mehr rumliegen hat.
Ansonsten suchen wir uns eine Insel in Thailand, die relativ ruhig ist, wo wir die nächsten Wochen verbringen möchten. Da das Land unzählige Inseln zu bieten hat, ist dies keine leichte Entscheidung. Am Ende wird es die Insel Koh Chang und wir buchen auch gleich eine Unterkunft, die direkt an einem Pier liegt. Sowohl das Homestay als auch die Umgebung sehen wundervoll aus und wir freuen uns wahnsinnig, wenn wir übermorgen losfahren. Am Abend holen wir uns dreierlei Gemüse und Reis von dem Street-Food-Markt in unserer Nähe. Tja, was soll ich sagen… Das Essen war schon wieder sehr sauer und mit irgendwelchen fermentierten Zutaten versehen. Vermutlich muss ich die Thai-Küche mal in anderen Regionen des Landes testen, denn bisher bin ich nicht wirklich begeistert.
Drohne registrieren in Thailand
Unser vorerst letzter Tag in Bangkok bringt uns eine erfolgreiche Registrierung der Drohne! Nachdem es vor dem Wochenende nicht mehr geklappt hatte, fährt Thomas heute mit einem ausreichend langen Unterkunftsnachweis nochmals in das Büro des NBTC (dem Office of The National Broadcasting and Telecommunications Commission). Nach einigen Nachfragen bekommt er das Zertifikat über die Registrierung ausgehändigt. Wir freuen uns sehr. So hat es sich doch wenigstens gelohnt, dass wir noch länger in Bangkok geblieben sind. (Genaue Infos, was ihr braucht, um in Thailand eine Genehmigung zu erhalten, findet ihr in unserem Thailand-Rückblick.)
Meine Meinung vom Vortag zum Essen muss ich übrigens in einem Punkt revidieren: Mango-Sticky-Rice!! Eine der wenigen vegetarischen Speisen in Thailand. Diesen süßen Klebereis mit Kokosmilch und den super leckeren Mangos lieben wir sehr. Zum Glück gibt es gleich um die Ecke immer Nachschub…
Was außerdem alle paar Meter zu finden ist, sind Wasserspender. Da das Leitungswasser nicht trinkbar ist, hat die Regierung in den Straßen Wasserspender aufgestellt, damit alle Bewohner Trinkwasser beziehen können. Für 1 Baht (umgerechnet etwa 3 Eurocent) bekommt man dort etwas mehr als einen Liter Wasser. Immer haben wir das Wasser allerdings auch nicht getrunken, da viele Spender sehr dreckig oder beschädigt waren und direkt an den großen Hauptstraßen in den Abgasen stehen. Wenn man allerdings einen Spender in einer ruhigeren Gegend oder in einem öffentlichen Gebäude benutzt, der regelmäßig gereinigt wird (sollte eigentlich auf dem Spender vermerkt sein), kann das Wasser wohl bedenkenlos getrunken werden. Oft sind die Stellen mit den Wasserspendern auch Treffpunkte in den Wohnvierteln. Das gilt insbesondere dann, wenn zusätzlich noch Waschmaschinen dort aufgestellt sind. Besonders gefallen hat uns dieser Platz mit Stühlen und Gitarre – auch wenn da wohl leider keiner mehr drauf spielen kann:
Modernes Bangkok zwischen Shopping-Malls
Am Abend fahren wir noch einmal Richtung Zentrum und gehen in das größte Einkaufszentrum Thailands, die CentralWorld-Mall. Das Essen in dem angepriesenen Food Court war ziemlich teuer, aber leider nur OK. Irgendwie haben wir kein Glück mit den Gerichten, die wir in Thailand probieren. Dafür sehen wir die gigantischen Gebäude, die riesigen Straßen und kommen sogar noch an dem bekannten Erawan-Schrein vorbei. Dieser ist dem hinduistischen Gott Brahma geweiht, der in Thailand auch Phra Phrom genannt wird.
Die Geschichte des Erawan-Schreins ist, dass es bei dem Bau eines Hotels auf dem Grundstück sehr viele Unfälle gab. Nachdem der Schrein errichtet und der Gott Brahma beschwichtigt war, hörten die Unfälle auf und das Hotel konnte zu Ende gebaut werden. Jedenfalls ist es eine wahnsinnig pompöse und eindrucksvolle Statue. Viele Menschen kommen hierher, um Brahma zu ehren, aber auch, um Wünsche auszusprechen. Im Hintergrund sehen wir einige Frauen, die in bunten Kostümen herumlaufen. Hinterher lesen wir, dass diese traditionelle Tanzgruppe eingesetzt wird, wenn jemand einen größeren Wunsch hat. Durch den Tanz soll Brahma erfreut und verehrt werden und so den Wunsch erfüllen.
Damit verabschieden wir uns vorläufig aus Bangkok. Auf jeden Fall werden wir wiederkommen, denn das war ja nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was die Stadt alles zu bieten hat. Kennt ihr Bangkok und hat es Euch gefallen? Vielleicht habt ihr ja sogar noch Tipps für unseren nächsten Besuch? Viele Grüße Jenny