Seit Anfang 2020 sind wir auf Reisen und auch vorher waren wir schon viel unterwegs, was mir so viele Reiseerfahrungen geliefert hat. Das bedeutet für mich, Learnings über mich, andere Menschen, unseren Planeten und das Leben im Allgemeinen. Eine Blogparade gibt mir jetzt den Anstoß, dies alles einmal zu sammeln. Hier sind meine top 4 Reiseerfahrungen:
Meine Reiseerfahrungen und Learnings
Julia hat eine Blogparade mit dem Titel „Was ich auf Reisen (über mich) gelernt habe“ gestartet. Danke @Julia für die Inspiration. Die Gelegenheit nutze ich gerne und blicke auf meine Reisejahre zurück.
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir jeden Tag etwas Lernen, und sei es auch nur eine noch so kleine Kleinigkeit. Auf Reisen ist das Lernpotential noch deutlich höher. Ein unbekannter Ort, häufig fremde Sprachen und Kulturen oder neue Begegnungen können zu vielen Learnings führen.
Gleichzeitig gibt es für uns neben dieser Reise im Außen, die uns immer wieder an wundervolle und teilweise magische Orte führt, ebenso die Reise, die in unserem Inneren stattfindet. Letzteres können wir vereinfacht als Persönlichkeitsentwicklung bezeichnen, die uns ebenfalls an wundervolle, manchmal aber auch schmerzhafte Orte führt. Selbstverständlich sind diese beiden Reisen alles andere als unabhängig voneinander. Zum Beispiel ermöglicht mir das innere Reisen, die Reise im Außen viel bewusster wahrzunehmen.
In diesem Beitrag findet ihr also meine Reiseerfahrungen und Learnings „im Außen“:
- Über mich: #1 meiner Reiseerfahrungen: Zeit und Ruhe
- über andere Menschen: #2 meiner Reiseerfahrungen: Geld und Freundlichkeit
- über unseren Planeten: #3 meiner Reiseerfahrungen: Jede Region ist eine Reise wert
- über das Leben allgemein: #4 meiner Reiseerfahrungen: Wer ist hier modern?
Unsere Learnings der inneren Reise haben wir in unseren mittlerweile vier Jahresrückblicken geteilt:
Meine früheren Reisen haben mich gelehrt…
Früher waren bei meinen Reisen beziehungsweise meinen Reiseplanungen Fragen wie: „Wie kann ich meine Reise optimieren, um möglichst viel Zeit vor Ort zu haben?“ ausschlaggebend. Ruhetage habe ich überhaupt nicht eingeplant, sondern lieber hier noch eine Wanderung und da noch eine Sehenswürdigkeit. Es war fast wie ein Abhaken der Punkte im Reiseführer.
Ja, so war es und das kann ich annehmen. Gerade kann ich sogar ein wenig über mich schmunzeln. Ich fände es mega spannend, einige der Reisen noch einmal mit meinem neuen Bewusstsein zu unternehmen.
Früher habe ich Aktivität im Inneren fast gar nicht zugelassen. Für einen kurzen Urlaub mag das funktionieren, bei einer längeren Reise allerdings für mich nicht. Gemerkt habe ich das zum ersten Mal als wir drei Monate mit dem Rucksack von Mexiko nach Panama gereist sind. Vorher wollte ich eventuell noch einen Abstecher nach Patagonien einschieben. Alle acht Länder in Zentralamerika zu besuchen, war für mich sowieso selbstverständlich. Dann war das erste Viertel rum und wir immer noch in Mexiko… Dann haben wir Belize, Honduras und Costa Rica gestrichen. Aus der Zeit in Panama ist wenig mehr als ein Städtetrip nach Panama City geworden. Zudem hätten wir in jedem der anderen Länder, also Mexiko, Guatemala, El Salvador und Nicaragua wesentlich mehr Zeit verbringen können. Daraus habe ich mitgenommen…
#1 meiner Reiseerfahrungen: Zeit und Ruhe
Eines und vielleicht auch das zentrale Element, dass ich auf meinen Reisen gelernt habe: Äußere Reize sind zwar gut und schön, sie können mich aber auch überfordern. Ich darf mir Zeit und Ruhe gönnen, das Gesehene zu verarbeiten.
In Zentralamerika hatte ich teilweise das Gefühl von Überfrachtung, wobei ein starker Antrieb in mir auch immer noch mehr sehen wollte. Selbstverlust kommt mir gerade als Stichwort in den Sinn, aber dafür müsste ich natürlich erst einmal bei mir selbst gewesen sein. Ich denke, dass mein Selbst damals von so vielen Glaubenssätzen und Prägungen überdeckt war, dass ich es selten gespürt habe. Aber es war da und hat sich gemeldet – wie mir mittlerweile klar geworden ist. Jenny hatte unzählige Mückenstiche und ich hatte nahezu keine – aber einer davon hat mich für mehrere Tage ausgeknockt. War das ein Zeichen aus meinem Inneren? Ja, davon bin ich mittlerweile überzeugt.
„Weniger (im Außen) ist mehr“ – das beschreibt das Learning treffend. Mein Fokus hat sich verschoben, von Sehenswürdigkeiten an einem Ort zu sehen zu: An einem Ort zu sein. Wie ist die Atmosphäre, welche Energien strahlen ein Ort und die Menschen dort aus und wie fühlen wir uns dort? All das wird durch den Faktor Zeit und Ruhe für mich wesentlich einfacher oder überhaupt erst möglich.
Worauf basieren meine weiteren Learnings?
Auf unseren gemeinsamen Reisen durften und dürfen wir unendlich viele unterschiedliche Erfahrungen sammeln:
- Riesige Metropolen wie Mexiko City, Seoul, Bangkok oder Moskau haben wir besucht.
- Ebenso sind wir in kleinen Dörfer in Sibirien oder am Rande der Sahara in Marokko, auf karibischen Inseln fernab des Festlandes oder bei mysteriöse Pyramiden in Bosnien und Herzegowina gewesen.
- Längere Aufenthalte hatten wir unter anderem in Hauptstädten wie Windhoek, Seoul, Sarajevo oder Prag. Aber auch in Andalusien im Nationalpark Cabo de Gata, im lebhaften Dorf Cartama oder auf Gran Canaria haben wir längere Zeit an einem Ort verbracht.
Auch unsere Reisearten sind sehr unterschiedlich:
- Etwa zwei Jahre sind wir mit Campervans in Europa und Afrika unterwegs, ein weiteres mit einem „normalen“ Auto.
- Mit dem Rucksack wandern wir über den Balkan und sind in Zentralamerika, Südkorea oder Taiwan.
- Durch Namibia, Botswana und Tansania fahren mit einem Jeep und übernachten im Dachzelt, teilweise umgeben von wilden Tieren.
All das hat zu verschiedenen Learnigs geführt, von denen ich Euch einige vorstellen möchte. Übrigens sind alle Learnings Momentaufnahmen. Ich bin offen für Änderungen und würde mich sogar freuen, wenn sich mindestens das folgende Learning ändern würde.
#2 meiner Reiseerfahrungen: Geld und Freundlichkeit
Um eines vorher klar zu sagen: Wir haben wirklich überall sehr freundliche Menschen getroffen. Trotzdem habe ich Unterschiede wahrgenommen… Das Learning habe ich insbesondere während unserer Reise durch Europa und Marokko entwickelt.
Was ist dran, an dem Spruch „Die ärmsten Menschen sind die Freundlichsten“?
Zu den zehn finanziell ärmsten Ländern Europas gehören derzeit Bosnien und Herzegowina, Montenegro und Albanien. Marokko liegt unterhalb des ärmsten Landes Europas.
In all den genannten Ländern habe ich die größte Freundlichkeit und Herzlichkeit der Einheimischen gespürt. Wenn überhaupt, dann erinnere ich mich nur an ganz ganz wenige negative oder auch nur neutrale Begegnungen.
Alleine bei unserer mehrtägigen Wanderung auf dem Peaks of the Balkans sind wir Menschen begegnet, die uns spontan zur Übernachtung oder einem zweiten Frühstück bei ihnen eingeladen haben, das Tragen unseres Gepäcks anboten oder uns großzügig bekocht haben. Und immer gab es ein herzliches Lächeln für uns. In Marokko haben wir eine große Herzlichkeit insbesondere gegenüber Kindern empfunden. Bei Marktbesuchen oder Stadtspaziergängen mit unserer Tochter hatten wir am Ende des Tages Mandarinen, Erdbeeren, Tomaten, Kuchen und vieles mehr als Geschenk in unserem Rucksack.
In Deutschland oder Frankreich ist es uns dagegen häufiger passiert, dass wir beispielsweise beim Einkaufen oder Stadtbummel einfach rücksichtslos umgerannt wurden. Ohne Entschuldigung natürlich. Auch das Verhalten von einigen Reisenden erschreckt mich teilweise. Laufende Motoren am Stellplatz, Grauwasser wird direkt am Stellplatz in die Natur entleert – auch wenn manchmal die Entsorgungsstation in Sichtweite ist, an der Außendusche wird mit Shampoo geduscht und alles fließt ungefiltert in die Kanalisation… All das übrigens völlig unabhängig vom Alter der Reisenden oder ob es ein alter selbstausgebauter Van oder ein luxuriöses neues Wohnmobil ist.
Natürlich begegnen wir auch unheimlich vielen Reisenden, die Vanlife oder Campen mit Rücksicht auf die Natur verbinden. Alle anderen möchten teilweise nicht einmal freundlich daran erinnert werden, ihr Verhalten zu überdenken…
#3 meiner Reiseerfahrungen: Jede Region ist eine Reise wert
Früher ist die Reisezielauswahl bei mir eher nach den Kriterien bekannte Sehenswürdigkeiten und relativ gute Erreichbarkeit erfolgt. Damit fallen viele Länder und Orte schnell raus.
Und dann kam El Salvador. Das erste Land, von dem ich im Vorhinein so überhaupt nichts wusste – und es hat mich begeistert! Es ist aber nicht bei dieser einen Erfahrung geblieben. Auch in Bosnien und Herzegowina hatten wir eine fantastische Zeit! (Hier sind unsere Reiseberichte.)
Montenegro könnte ich an dieser Stelle ebenso aufzählen wie Tschechien und Luxemburg. Montenegro war für mich im Vorfeld ein ziemlich unbeschriebenes Blatt und die Vielfalt hat mich begeistert. Bei Tschechien und Luxemburg kannte ich immerhin die Hauptstädte und hatte ein Bild von diesen im Kopf. Aber ansonsten? Tolle Wandermöglichkeiten und viel Industriekultur in Luxemburg sowie mondäne Bäderkultur und ein beeindruckender Mix aus viel Historie und hipper Kultur in Tschechien sind nur ein paar Aspekte, die ich in unserer Zeit dort kennenlernen durfte.
Teilweise waren meine Bilder von einem Reiseziel auch negativ geprägt. Als Beispiel denke ich an die Bettenburgen von Gran Canaria. Und dann haben wir die wahnsinnig vielseitige Natur in unseren drei Monaten Aufenthalt erkundet und ich war verliebt.
#4 meiner Reiseerfahrungen: Wer ist hier modern?
In Deutschland habe ich häufig das Bild vermittelt bekommen, dass wir in der westlichen Welt (Westeuropa, Nordamerika) sehr modern sind und viele andere Länder deutlich weniger entwickelt sind, beispielsweise in Osteuropa oder Afrika. Ausdrücke dafür schwirren genug umher… Auf unseren Reisen habe ich in vielerlei Hinsicht einen anderen Eindruck gewonnen!
Beispiele? Ja!
- In einer etwa 100 Jahre alten Straßenbahn in Irkutsk ist die Bezahlung des Fahrscheines 2020 via Apple oder Google Pay möglich.
- In vielen Ländern können auch kleinste Beträge in gefühlt jedem Geschäft, beispielsweise zuletzt in Rumänien, mit der Karte oder mit dem Handy bezahlt werden.
- In Tschechien zahlt man im asiatischen Lebensmittelladen gleich mit Bitcoin.
- In Marokko gibt es nahezu flächendeckend und selbst in der Sahara sehr guten Internetempfang.
- In Rumänien gibt es für fünf Euro im Monat fast unbegrenztes Datenvolumen. Das unlimitierte Datenvolumen in Marokko ist weit günstiger als geringe Datenpakete in Deutschland.
Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass Waren in Marokko teilweise immer noch auf Eseln transportiert werden. Pferdekutschen sind wir in Bosnien und Herzegowina oder Rumänien ebenfalls häufiger begegnet. Auch hier fallen mir viele weitere Beispiele ein.
Was genau ist also mein Learning?
Lasst uns differenziert auf andere Länder blicken! Auch vermeintliche „Entwicklungsländer“ (ich finde diese Bezeichnung furchtbar und möchte sie eigentlich gar nicht gebrauchen) sind in einigen Bereichen sehr fortschrittlich. Auch wir können von vielen, vieles lernen. Und da rede ich noch nicht einmal von Themen wie dem Miteinander der Menschen, die Bedeutung des Familienverbundes und so weiter. Etwas mehr Offenheit und Toleranz würden hier sehr helfen, um ein gegenseitiges Lernen zu ermöglichen und sich womöglich gemeinsam zu entwickeln!
Diese Liste ist natürlich nicht vollständig und entwickelt sich mit jeder neuen Reiseerfahrung weiter.
Habt Ihr Lust auf die Reiselearnings anderer Blogger? Dann können wir Euch folgende Beiträge empfehlen:
- Julia als Veranstalterin der Blogparade erzählt uns im Beitrag „Yes, I can! Was ich auf Reisen über mich gelernt habe“ unter anderem davon, wie sie gelernt hat, auf unbekannte Menschen zuzugehen.
- Birgit hat ihre Learnings anhand einiger schöner Zitate formuliert, die Idee gefällt mir auch gut. Besonders schön finde ich das Zitat von Wanda Rezat: „Jede Reise hat einen speziellen Geruch, besonderen Geschmack und eigene Farben.“ Das ist ein schöner Hinweis, eine Reise mit allen Sinnen zu genießen.
Für noch mehr Inspirationen verlinke ich Euch die Zusammenfassung auf Julias Blog.
Jetzt bin ich gespannt auf Eure Reiseerfahrungen! Was habt ihr als größte Learnings von Euren Reisen mitgenommen? Schreibt es gerne in die Kommentare, ich freue mich. Viele Grüße, Thomas
Hallo Thomas,
vielen Dank für Deinen tollen Beitrag zu meiner Blogparade! Wie schön, dass Ihr die Möglichkeit habt, so viele Länder so ganz in Ruhe kennenzulernen.
Viele Grüße
Julia
Herzlich willkommen Julia auf unserem Blog!
Ja, genau das lieben wir am Reisen, dass wir uns wirklich Zeit nehmen, für das Kennenlernen einer neuen Kultur und Gesellschaft.
Alles Gute für dich und viele Grüße Thomas