Das koreanische „Hallo“ ist eines unserer ersten Wörter, die wir lernen – um eine riesige Metropole inmitten von Zeiten zu erkunden, in denen wir unsere Unterkunft zunächst kaum verlassen können. Wir sind neugierig auf eine uns unbekannte Kultur, verdeckt unter Virus-Schutzmasken… Willkommen in Seoul, Südkorea!
Einreise mit Fieberscan und Quarantänezertifikat
Die Ankunft und Einreise nach Südkorea bringen wir erfolgreich hinter uns, auch wenn uns die ganze Prozedur eine Menge Zeit kostet. Wie froh wir sind, dass wir überhaupt noch einen Flug von Bangkok bekommen haben, der nicht nach Deutschland geht, könnt ihr hier lesen.
Unsere Anreise nach Seoul verläuft dann so: Zunächst werden wir in Bangkok mit pinken Klebepunkten gekennzeichnet, d.h. unsere Körpertemperatur ist niedrig genug, um den Flughafen betreten zu dürfen. Zum ersten Mal auf unseren Reisen benutzen wir einen Gepäck-Trolley, um uns zwei Meter Abstand zu allen anderen zu sichern. Bei der Gepäckaufgabe wird uns von Korean Air erzählt, dass wir nicht boarden dürfen, wenn wir kein Gesundheitszeugnis und kein Weiterflug-Ticket haben (was beides nicht der Fall ist). Weil es ohnehin schon genug Unsicherheiten an diesem Tag gibt und unsere Nerven strapaziert sind, buchen wir noch schnell einen Flug von Seoul nach Frankfurt bei Best Onward Ticket. Damit haben wir bisher super gute Erfahrungen gemacht. Falls ihr auch einmal ein Flugticket braucht, um es an einer Grenze oder sonst wo vorzuzeigen, können wir diesen Service sehr empfehlen! Die Tickets werden binnen weniger Minuten zugestellt und die Preise sind wirklich fair.*
Wir schaffen es jedenfalls in das Flugzeug und sind super erleichtert, dass der Flug stattfindet und pünktlich startet. Empfangen werden wir mit einem K-Pop- (Korean-Pop) Video, welches den Passagieren die Sicherheitsvorkehrungen näher bringen soll. Eine witzige Einstimmung auf Südkorea.
Am Flughafen von Seoul ist es sehr ruhig und leer. Es gibt lediglich eine lange Warteschlange, dessen Ende bzw. Anfang wir zu Beginn nicht einmal erahnen. Insgesamt zwei Stunden verbringen wir mit Anstehen und Hoffen, dass wir einreisen dürfen. Irgendwann werden wir aufgefordert, uns eine App vom Gesundheitsministerium auf unser Handy zu laden. Damit können wir 14 Tage lang getrackt werden, um den Behörden die Nachverfolgung von Infektionsketten zu ermöglichen. Als wir nach einer weiteren halben Stunde an der Kontrollstation sind, werden unser Pass und die Körpertemperatur kontrolliert. Da wir aus Thailand kommen, dürfen wir ohne Probleme einreisen und bekommen ein Quarantäne-Zertifikat ausgestellt. Juchuu, wir haben es geschafft!
Erste Eindrücke von Südkorea
Als wir uns im Flughafengebäude Richtung U-Bahn bewegen, werden wir mit Unmengen knallbunten Postern und Plakaten mit verschiedenen Comic-Figuren über sämtliche Sicherheitsmaßnahmen informiert. Es ist irgendwie befremdlich bei derart ernsten Themen, aber auch lustig… Mit dem leeren Airport-Express fahren wir fast alleine in das Uni-Viertel Hongdae und finden unsere Unterkunft dank der Wegbeschreibung unserer Gastgeberin problemlos. Wir haben uns für die nächsten zwei Wochen in dem Appartement eingemietet, um uns weitestgehend zu isolieren. Zum Glück geht es uns beiden gut, aber wir möchten auf Nummer sicher gehen. Außerdem verlangen die aktuellen Maßnahmen der Regierung, dass Aufenthalte im Freien auf das notwendige Maß zu reduzieren sind.
Die Unterkunft gefällt uns gut und sie ist für koreanische Verhältnisse relativ groß. Allerdings auch typisch für Seoul ist, dass sie, bis auf eine Art ausgebauten Lichtschacht, keine Fenster hat. Wir ahnen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, wie sehr uns dieses Thema noch verfolgen wird… Unseren ersten Tag in Korea beenden wir mit einem kurzen Einkauf für’s Abendessen und sind bereits nach diesem 20-minütigem Spaziergang total geflasht von dieser verrückten Stadt. Wir laufen an unzähligen Restaurants und Cafés vorbei, die zu unserer Überraschung alle geöffnet und teilweise sehr gut besucht sind. Überall blinken und leuchten uns riesige Werbetafeln mit fremden Schriftzeichen entgegen. Und das ist noch die ruhige Variante von Seoul, die wir gerade kennenlernen, wie sich später herausstellen wird…
Entdeckungen beim Einkaufen
An den nächsten beiden Tagen verlassen wir unsere Wohnung lediglich zum Einkaufen. Wir genießen die Momente, die wir an der frischen Luft und umgeben von einer neuen, interessanten und so anderen Kultur verbringen. Da wir uns im Moment auf die Märkte und Supermärkte konzentrieren müssen, fangen wir dort an, Südkorea zu entdecken. Und diese könnten unterschiedlicher nicht sein: Wir finden kleine Gemüseläden, wie wir sie auch in Thailand gesehen haben, winzige, vollgestopfte Läden, die viel mehr anbieten, als eigentlich auf die Ladenfläche passt und riesige, moderne Shopping-Tempel, aus denen wir nach einiger Zeit vollkommen reizüberflutet wieder rauskommen.
Mögt ihr es auch so gerne wie wir, in fremden Ländern die Regale abzulaufen und zu sehen, was dort alles so angeboten wird? Wir lieben es! In Seoul finden wir unter anderem unzählige Tee-Sorten, knallbunte Limonaden, getrockneten Fisch in verschiedenen Geschmacksrichtungen, viele unbekannte Pilze und… deutsche Tiefkühlpizza *grins. Nein, letztere kaufen wir ganz sicher nicht. Lieber probieren wir kleine Waffel-Fische mit süßer Bohnen- und Puddingfüllung (Bungeoppang) und rice crust (Nurungji), die Kruste, die sich beim Reiskochen unten im Tontopf bildet. Beides schmeckt uns sehr gut.
Schwierig sind für uns die Temperaturunterschiede. Zwar sind sie diesmal nicht ganz so groß, wie bei unserer Reise von Wladiwostok nach Bangkok, aber nachts liegen die Temperaturen nur leicht über dem Gefrierpunkt. Als wir bei unseren Spaziergängen zum Einkaufen die ersten Kirschblüten sehen, die sich ganz allmählich zeigen, freuen wir uns riesig! Das heißt, es wird Frühling!
Veganes Essen und Szene-Shopping
Ziemlich schnell merken wir, dass es schwierig ist, vegetarisch und nachhaltig einzukaufen. Ein typisches koreanisches Essen besteht aus Fleisch mit Fleisch und… Fleisch! OK, es gibt kleine Beilagen dazu, meistens Kimchi (durch Gärung zubereitetes Gemüse, oft Kohl) und Reis. Und es wird anscheinend sehr gerne und sehr viel getrunken. Als wir den Supermarkt betreten, stehen wir als erstes in einer riesigen Alkoholabteilung, bevor wir überhaupt etwas zu essen erblicken… Genau, zurück zum Essen: Vieles wird bereits als Fertigprodukt angeboten, eingepackt in Plastikboxen. Sogar fertig gekochten und in 100g-Schalen portionierten Reis gibt es zu kaufen. Verrückt! Aber wir kochen natürlich selbst.
Nach und nach versuchen wir bei möglichst verschiedenen Händlern einzukaufen und erkunden so auch andere Straßen in unserem Viertel. Es gibt viele Second-Hand-Läden, Vintage-Klamotten, Kunsthandwerk und nette Straßenstände in dem alternativen Bezirk. Es ist nicht zu verkennen, dass es hier normalerweise vor Studenten nur so wimmelt. Als wir an einem Lokal lesen, dass der Eintritt für Chinesen untersagt ist, sind wir schockiert und traurig zugleich. Gerade hier, in diesem bunten und jungen Viertel hätten wir dies nicht erwartet. Das ist wohl eine der vielen negativen Nebenerscheinungen dieser ganzen Virus-Verbreitung, mit denen wir uns zum jetzigen Zeitpunkt noch gar nicht ausreichend intensiv beschäftigen…
Positive Gedanken und Achtsamkeit auf Weltreise
Nach unserer ersten Woche in Südkorea haben wir außer den verschiedenen Wegen zum Einkaufen noch nicht viel gesehen. Dafür haben wir sehr viel Zeit mit unseren Freunden und der Familie per Video-Telefonie und mit ausführlichen Berichten per E-Mail verbracht. Das hat uns in dieser ungewissen Zeit sehr geholfen. Nur auf die Frage: „Und, wie gefällt Euch Südkorea? Was habt ihr schon gemacht?“ wissen wir nie so recht, was wir antworten sollen.
Wenn wir zu zweit sind, kommen wir immer wieder auf die aktuelle Situation und das Weltgeschehen zu sprechen. Was wird aus unserem Traum der Weltreise? Teilweise sind es echt frustrierende Momente. Doch wir versuchen immer wieder positiv zu denken und dankbar dafür zu sein, dass wir jetzt noch in Südkorea sein dürfen. Mit unseremTouristenvisum haben wir drei Monate Zeit, das Land zu entdecken. Und wer weiß, vielleicht sehen die Reisemöglichkeiten danach schon wieder ganz anders aus…
Da wir in unserer Wohnung kein richtiges Fenster und somit auch keine frische Luft haben, beschließen wir, in einem nahegelegenen Park spazieren zu gehen. Auf dem Weg dorthin sehen wir, wie jemand in unserem Viertel mit seinen zwei Schafen an der Leine spazieren geht. OK, in Seoul scheint es einfach alles zu geben *grins.
Wir laufen weiter, einen steilen Berg neben der Uni hoch und bewundern dort die Streetart. Dafür sind wir ohnehin immer zu haben, aber in der jetzigen Situation saugen wir regelrecht alles in uns auf. Es ist ein komisches Gefühl, in einem fremden Land anzukommen und es dann nicht entdecken zu können. Deshalb freuen wir uns über jeden Eindruck, den wir bekommen können und betrachten die Einkaufsstraßen, die Bars und Restaurants, die Wohnviertel oberhalb der Uni und eigentlich alles ganz genau.
Kirschblüte und Frühlingsgefühle
Im Wau Nachbarschaftspark machen wir einen Spaziergang in der Sonne. Die Bewegung und die Luft tun wirklich gut! Einige Bäume und Sträucher fangen langsam an zu blühen, was die Atmosphäre im Park für uns noch schöner macht. Leider haben die Kirschbäume noch sehr wenige Blüten und es sieht insgesamt eher noch nach Winter aus.
Einer der besten Plätze, um die Kirschblüte in Seoul zu sehen ist gar nicht weit von unserer Unterkunft entfernt. Auf der im Han-Fluss gelegenen Insel Yeouido, kann man mehrere Kilometer am Flussufer unter und zwischen Kirschbäumen spazieren gehen. Allerdings soll aufgrund der aktuellen Situation davon abgesehen werden und Teile der Insel wurden sogar schon gesperrt. Also werden wir uns mit dem Park in unserem Viertel zufrieden geben und in ein paar Tagen noch einmal wiederkommen. Wir laufen weiter und finden auf einem Platz im Park einige Sportgeräte, die von allen kostenlos benutzt werden können. Dies ist eine hervorragende Idee, wie wir finden. Solche Stationen sollte es auch in Deutschland viel öfter geben. Außerdem finden wir noch einen Barfußpfad, den wir trotz der niedrigen Temperaturen ausprobieren.
Verbindung zwischen Nord- und Südkorea?
Auf dem Rückweg laufen wir über die Gyeongui Line Book Street zurück zu unserer Unterkunft. Dieser Ort begeistert uns sehr. Es ist ein kulturelles Projekt, welches entlang der ehemaligen Eisenbahntrasse realisiert wurde, die früher Seoul mit dem jetzigen Nordkorea verbunden hat. Teilweise wurden einige Schienen wieder verlegt, um an diese Verbindung in den Norden zu erinnern. Gleichzeitig wird uns dadurch vor Augen geführt, dass die Kommunikation mit dem Nachbarland im Norden in jeglicher Hinsicht nicht mehr besteht. Bis heute wurde kein offizieller Friedensvertrag geschlossen und der Korea-Konflikt dauert weiter an.
Entlang der ehemaligen Trasse wurden Grünflächen angelegt und mit verschiedenen Sitzgelegenheiten versehen. In kleinen Gebäuden, die wie Eisenbahnwaggons aussehen, sind verschiedene Buchhandlungen untergebracht. Für jede Literaturrichtung gibt es einen eigenen Waggon. Die Gyeongui Line Book Street soll so das Buch als Medium der Wissensübermittlung populärer machen und einen Platz zum Gedankenaustausch bieten. Derzeit sind leider fast alle Gebäude geschlossen. Aber die Parkanlage ist auch sehr schön. Außerdem gibt es hier schon einige Kirschblüten zu sehen. Yeah! (Die Kirschblüte war einer der Gründe, warum wir ursprünglich von Wladiwostok mit dem Schiff nach Korea und weiter nach Japan fahren wollten. Davon haben wir hier berichtet.)
Dass wir unsere erste Woche in Seoul, Südkorea. Dass wir diese immerhin noch mit einem Spaziergang im Park abschließen können, macht uns froh und dankbar. Wir wünschen uns, bald noch mehr von Seoul sehen zu dürfen. Seid ihr auch schon gespannt auf diese Riesenmetropole und das Land Südkorea? Viele Grüße und alles Gute für Euch! Jenny
*Die Werbung für diesen Service erfolgt aus eigener Motivation und Überzeugung.
Jetzt beginnt zwar gerade der Herbst, aber beim Lesen eurer Erlebnisse kommen direkt wieder Frühlingsgefühle auf. Die Kirschblüte in Asien zu erleben – das wäre auch noch ein Traum von mir! Danke für euren Beitrag!
Danke für dein tolles Feedback! Bei Kirschblüte und Frühling wären wir auch sofort wieder dabei!
Träume sollte man niemals aufgeben, daher drücken wir dir die Daumen, dass er noch in Erfüllung geht. Viele Grüße Thomas und Jenny
Endlich kann ich Eure Reise weiter nachverfolgen. Das freut mich. Schöne Kirschblüten gibt es übrigens auch in…Bonn!!!!! Man muss also nicht bis Fernost reisen!!!
Euch weiterhin gute Fahrt und bleibt gesund.
Marianne
Hallo, wir freuen uns auch! Ja, das stimmt: In Deutschland gibt es auch sehr viele schöne Ecken. Deshalb haben wir vor unserer Weltreise auch eine längere Deutschlandtour gemacht. Vielleicht schafft die es auch mal auf unseren Blog – wir arbeiten daran… Viele Grüße
Hallo. Danke! Uns freut es auch. Vor allem aber, dass unsere Reise weiter geht! Viele Grüße
Das ist ja schön, dass es mit euren Berichten wieder weiter geht.