Wir dürfen wieder reisen und das tun wir auch! Innerhalb von Seoul entdecken wir eine „ganz andere Welt“ von historischen Orten bis hin zu moderner Architektur, überfüllte Märkte, ein kleines Künstler-Viertel und ein Stückchen Stadtgeschichte. Auf zum Sightseeing in Dongdaemun.
Folgende Sightseeing-Spots teilen wir in diesem Beitrag:
- Unterkunft in Dongdaemun neben russisch-mongolischem Viertel
- Dongdaemun Design Plaza, 24-h-Shopping und Cheonggyecheon Fluss
- Entlang der Stadtmauer zum Künstlerviertel Ihwa-dong
- Laternenfest zu Buddhas Geburtstag
Neue Unterkunft: Wir mieten eine ganze Etage in Seouls Osten
Die Anzahl der Neuinfektionen in Südkorea geht weiter kontinuierlich zurück und die Einschränkungen der Regierung werden gelockert. Das heißt… wir dürfen wieder öffentliche Verkehrsmittel benutzen! Das nutzen wir sofort aus und fahren in unsere neue Unterkunft im östlichen Zentrum von Seoul.
Unser Appartement ist überschaubar groß, auch wenn wir in dem Haus eine ganze Etage bezogen haben. Diese besteht nämlich nur aus 23 Quadratmetern, in denen Bad, Küche und Wohnbereich untergebracht sind. Natürlich gibt es auch hier die obligatorische Waschmaschine, die wir bislang in jeder Unterkunft in Südkorea hatten (yeah, keine Handwäsche!) und diesmal sogar einen Trockner im Miniformat. Wenn wir aus dem Fenster gucken, sehen wir verschiedene Design-Hotels und eine der vielen großen Straßen. Der Geräuschpegel wird durch die klassische Musik aus der Kaffeebar unter uns kompensiert, was sehr angenehm ist.
Alles in allem freuen wir uns über den Standortwechsel und entdecken jede Menge Neues, immer wenn wir vor die Tür gehen. Offiziell befinden wir uns nun im Stadtteil Jung-gu, an der Grenze zu Jongno-gu und Dongdaemun-gu. Von dort aus sind zahlreiche der bekanntesten Sehenswürdigkeiten Seouls und viele weitere spannende Orte, wie zum Beispiel verschiedene Märkte, gut zu erreichen. (Wir können sogar ein Stück der Spitze des Seoul Towers von unserem Fenster aus sehen *grins)
Russisch-mongolische Erlebnisse mitten in Seoul
Bei der Erkundung unserer neuen Umgebung entdecken wir zuerst das russisch-mongolische Viertel, rund um die Gwanghuidong Central Asia Street, quasi direkt hinter unserem Haus. Sicherlich ist dieses Viertel keine spektakuläre Sehenswürdigkeit, wir fühlen uns aber an die erste große Station unserer Weltreise erinnert und denken gerne daran zurück. Es finden sich verschiedene Restaurants, Bars, Bäckereien und kleine Geschäfte. Angenehmer Nebeneffekt: Die Beschriftungen an den Lokalen und in den Auslagen sind in kyrillischen Buchstaben und wir können immerhin etwas lesen. Wir kaufen gerne russisches Gebäck und Teigtaschen mit Kartoffeln (картошка) gefüllt, denn so richtig warm geworden sind wir mit dem koreanischen Essen noch immer nicht.
Auch im russisch-mongolischem Viertel gibt es einige koreanische Restaurants und wir sehen zum ersten Mal, dass tatsächlich lebender Oktopus auf der Speisekarte steht, der dann auch lebend gegessen wird!! – Und wir hatten noch gedacht, dass diese Tintenfisch-Geschichte hoffentlich ein Scherz ist! Für die Tiere ist das natürlich eine absolute Quälerei und sie bekommen Panik. Daher können sich die Tintenfische auch im Rachen oder der Speiseröhre festsaugen. Es ist also kein ganz ungefährliches Essen. Tja, jedem das Seine oder was sollen wir jetzt dazu sagen!? Ansonsten gibt es in der Nähe auch einige Straßenstände mit Essen. Angebote wie Wurst am Stiel, teilweise noch frittiert, begeistern uns aber auch nicht wirklich.
Moderne Architektur und 24-Stunden-Shopping in Dongdaemun
Wir laufen nur ein kleines Stück weiter und stehen schon auf der Dongdaemun Design Plaza (ddp), einem von der Star-Architektin Zaha Hadid entworfenen modernen Komplex in beeindruckender Form. Insgesamt gibt es vier über- und vier unterirdische Etagen. Im Hauptgebäude sind viele Räume dem Thema Design gewidmet. Einen Großteil nimmt das Design Lab & Education Center ein, mit Hörsälen, einer Bibliothek und auch Laboren, in denen Materialen für die Modebranche entwickelt werden. Darüber hinaus sind Kongresshallen, Ausstellungsflächen und ein Design Museum zu finden, aber auch riesige Hallen, in denen Modeschauen präsentiert werden. Eröffnet wurde das Gebäude passenderweise bei der Seoul Fashion Week 2014 (nach fünf Jahren Bauzeit).
Der Außenbereich, der unter anderem auch den Dongdaemun History & Culture Park beinhaltet, ist frei begehbar. Früher verlief durch dieses Areal ein Teil der östlichen Stadtmauer von Seoul (Dongdaemun bedeutet übersetzt in etwa östliches Stadttor), was in dem Entwurf des Komplexes berücksichtigt wurde. Zudem befand sich später auf dem ganzen Areal das Dongdaemun Stadium, das Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet und für die Dongdaemun Design Plaza abgerissen wurde. Jetzt erinnern Überreste der Stadtmauer aus der Joseon-Dynastie und ein Denkmal für das Stadion an diese Vergangenheit.
Dongdaemun Design Plaza als architektonisches Higlight
Das Gebäude mit seiner geschwungenen Aluminiumfassade fasziniert uns und wir kommen öfters zu dieser riesigen Anlage, um uns zwischen den verschiedenen Formen und Ebenen hin und her zu bewegen. Insgesamt sind verschiedene gekrümmte Aluminiumplatten auf einer Fläche von etwa 30.000 Quadratmetern verbaut. Was mir (Jenny natürlich…) insbesondere ins Auge fällt, sind die riesigen, geschwungenen Sichtbetonflächen. Gerade Linien oder rechte Winkel sucht man hier vergebens.
Über 30.000 Geschäfte und unbegrenzte Shopping-Möglichkeiten
Neben diesem architektonischen Highlight wird die Umgebung von unzähligen Märkten und Shoppingmöglichkeiten des riesigen Dongdaemun Marktes dominiert. Dieser existiert bereits seit 1905 und ist einer von Koreas bedeutendsten Märkten. Er besteht aus 26 großen, unter- und oberirdischen Kaufhäusern und Einkaufszentren, einem Kino und einer Outdoor Konzerthalle. Die meisten Shopping-Malls haben jeden Tag im Jahr 24 Stunden geöffnet, mindestens aber 18,5 Stunden (wer auch immer auf diese Öffnungszeiten von 10:30 – 05:00 Uhr gekommen ist). Während unseres Aufenthaltes schließen einige Geschäfte jedoch bereits um 21 Uhr oder haben vereinzelt auch ganz geschlossen. Auch der größte Markt Südkoreas bleibt nicht unberührt von den Folgen der weltweiten Pandemie…
Insgesamt befinden sich über 30.000 (!) Geschäfte im Dongdaemun Markt. Wahnsinn! Das können wir uns gar nicht vorstellen! Obwohl… wenn wir so mitten drin stehen und in keine Richtung ein Ende sehen… vielleicht schon. Verkauft wird eigentlich alles, insbesondere aber Stoffe und Seide, Anziehsachen, Schuhe, Lederwaren, Spielzeug und Haushaltswaren. Dazwischen finden sich immer wieder Bereiche, in denen koreanisches Essen angeboten wird. Wer zum Shoppen nach Seoul kommt, der wird hier auf jeden Fall die neuesten Modetrends zu den besten Preisen finden und eine riesige Auswahl haben. Dann solltet ihr Euch unbedingt vorher informieren, welche Geschäfte oder Einkaufszentren ihr besuchen wollt, denn sonst geht es Euch wohl so wie uns und ihr wisst gar nicht, wo ihr anfangen sollt…!!
Außer an den riesigen Kaufhäusern laufen wir an endlos erscheinenden Straßenzügen entlang, die in verschiedenen Abschnitten jeweils verschiedene Produkte anbieten. So sehen wir erst zahlreiche Geschäfte nur mit Hüten, Kappen und sonstigen Kopfbedeckungen, dann laufen wir 10 Minuten an Ladenlokalen mit Socken, Strümpfen und Strumpfhosen vorbei, um den folgenden Kilometer nur Schuhe zu sehen, usw. Hier kaufen wohl eher die Großhändler ein. Von unserer Gastgeberin erfahren wir später, dass sie sogar häufig chinesische Gäste beherbergt, die nur in diesen Teil von Seoul kommen, um große Mengen der Waren zu kaufen und nach China zu exportieren. Und das, obwohl die Produkte größtenteils in China hergestellt worden sind. Auf dem Dongdaemun Markt sind sie jedoch deutlich günstiger. Verrückte Welt!!!
Wirklich fotografieren kann man den Dongdaemun Markt nicht, da bräuchte man schon ein Bild aus der Vogelperspektive von diesem riesigen Areal. Aber hier sind einige Eindrücke…
Oase der Ruhe am Cheonggyecheon Fluss
Und mitten durch diese scheinbar unendlichen Shoppingmöglichkeiten fließt der Cheonggyecheon Fluss. Der kleine Flusslauf lag ehemals teilweise unter den Straßen von Seoul und wurde wieder freigelegt, um jetzt fast 11 km durch die Innenstadt von Seoul zu fließen. Auf beiden Seiten des Ufers finden sich Parkanlagen, Plätze für Veranstaltungen mit Sitzgelegenheiten, Kunstwerke, Wasserspiele, Picknicktische und vieles mehr. Vom Flussufer aus können wir ebenfalls schon das Heunginjimun Gate, eines der früheren Stadttore, sehen. Das alles werden wir sicherlich noch in einem separaten Ausflug erkunden.
Entlang der Stadtmauer von Seoul
Bei unserem nächsten Ausflug steht die Stadtmauer von Seoul im Mittelpunkt. Ursprünglich war diese nur knapp 19 km lang – ein Witz im Vergleich zu den heutigen Ausmaßen der Metropole! Wir beginnen unsere Tour an der Dongdaemun Design Plaza und laufen weiter zum Stadtfluss Cheonggyecheon. Dort halten wir uns einige Zeit auf und beobachten das Treiben am Ufer. Zum ersten Mal (?), ja, vielleicht schon, haben wir das Gefühl, in den Alltag der Koreaner eintauchen zu können und etwas mehr von der für uns neuen Kultur zu erleben.
Wenige Meter später steht das Heunginjimun Gate, das als östliches Stadttor die damalige Stadtgrenze von Seoul (beziehungsweise von Hanyang, wie der Ort damals hieß) aus der Zeit der Joseon-Dynastie markiert hat. Errichtet wurde es, ebenso wie die Stadtmauer, im 14. Jahrhundert und nach Zerstörung im 19. Jahrhundert mit viel Liebe zum Detail wieder aufgebaut.
Durch den kleinen Dongdaemun Seonggwak Park mit den zahlreichen blühenden Pflanzen laufen wir bergauf. Ein Künstler spielt Live-Musik auf seinem Saxophon. Top, was will man mehr!? Der Teil der Stadtmauer mit dem kleinen Park ist gut besucht und wir fühlen uns sehr wohl draußen an der frischen Luft und in der Sonne. Das Museum über die Geschichte der Stadtmauer hat leider geschlossen. Wir hätten es gerne gesehen und können Euch aufgrund der Beschreibungen und Bewertungen, die wir gelesen haben, einen Besuch empfehlen.
Aussichtspunkt auf den Naksan Mountain
So gehen wir weiter den Hang des Naksan hinauf, ein langes Stück an der alten Stadtmauer entlang. Der Naksan ist der kleinste der vier innerstädtischen Berge in Seoul und lediglich 124m hoch. (Nicht zu verwechseln mit dem Namsan Mountain, auf dem der Seoul Tower steht!)
Es ist ein sehr schöner Spaziergang, der uns einige der für uns so typischen Gegebenheiten von Seoul zeigt: Eine Vielzahl blühender Pflanzen, öffentlich zugängliche Fitnessgeräte, immer mal wieder ein altes, klassisches Hanok-Gebäude und der Blick auf riesige Hochhauswohnsiedlungen. Es ist wirklich beeindruckend und interessant, wie die Wohnkultur in Seoul ist. In einigen Wohnvierteln stehen immer wieder mehrere Hochhäuser, gut sichtbar durchnummeriert, dicht beieinander. Jedes Hochhaus beherbergt unzählige kleine Appartements (die villen, von denen wir schon einmal berichtet hatten). In nördlicher Richtung sehen wir eine weitere Form von Wohnvierteln. Winzige, teilweise bungalowähnliche Häuser scheinen sich über- und ineinander zu stapeln und manchmal nur aus einem einzigen Raum zu bestehen.
Der Aussichtspunkt hier oben auf dem Naksan Mountain ist jedenfalls zu empfehlen! Wir verbringen eine ganze Weile hier, um immer wieder neue Details im Stadtbild zu entdecken.
Zu unserer rechten Seite können wir auf das östliche Seoul blicken. Im Laufe der Zeit hat sich Seoul außerhalb der Stadtmauern weit ausgebreitet und es sind mittlerweile mehr als 10 Millionen Menschen allein in der Stadt Seoul beheimatet. In der gesamten Metropolregion wohnen sogar mehr als 20 Millionen Menschen.
Zu unserer Linken öffnet sich immer wieder der Blick auf die Innenstadt von Seoul und den Namsan, den mit 265m zweitniedrigsten Berg der Stadt. Dort steht der N-Seoul Tower (wobei das N für Namsan steht) auf der Spitze des Berges, der noch einmal 230m hoch ist. Somit ist der Seoul Tower von vielen Orten innerhalb Seouls zu sehen, wie beispielsweise auch vom Yeouido Park aus. In der Ferne, auf der anderen Seite des Hangang, können wir sogar den Lotte World Tower sehen, der mit 555m Höhe das höchste Gebäude Südkoreas und das sechsthöchste der Welt ist.
Das bunte Künstlerviertel Ihwa-dong
Später biegen wir von der Stadtmauer ab und erreichen das Künstlerviertel Ihwa-dong Mural Village. Wie der Name Mural (übersetzt Wandmalerei) schon andeutet, steht dort der künstlerische Aspekt im Vordergrund und es gibt dort jede Menge zu entdecken. Bunte Streetart, diverse Skulpturen, hübsche kleine Läden und ausgefallene (Themen-) Cafés sind dort zu finden.
Wie schon in Hongdae, gibt es hier zum Beispiel ein Katzen-Café. Der erfreuliche Unterschied ist, dass hier keine echten Tiere gehalten werden! Ja, tatsächlich: Es gibt in Seoul sehr viele Cafés, die die unterschiedlichsten Tiere auf engstem Raum halten, damit die Café-Besucher diese streicheln und Zeit mit ihnen verbringen können. Diese Geschäftsidee scheint unter anderen deshalb so zu boomen, da es den meisten Einwohnern von Seoul nicht möglich ist, in ihrer kleinen Stadtwohnung noch ein Haustier zu halten. Ob die Tierhaltung in einem winzigen Café nun besser ist, können wir für uns auf jeden Fall beantworten…!) In Ihwa-dong ist das Katzencafé jedenfalls nur mit etlichen Figuren und Bildern geschmückt.
Wir bummeln ein wenig durch das Viertel und genießen die außergewöhnliche Atmosphäre. Wer mag, kann von hier aus noch weiter an der Stadtmauer entlang laufen, bis zu dem kleinen Hyehwamun Stadttor.
Blick über Dongdaemun – auf Kreuze und Laternen
Wir entschließen uns zur Rückkehr und haben beim Abstieg in Richtung Dongdaemun Design Plaza eine tolle Aussicht auf Seoul. Immer wieder leuchten uns übrigens auch Kreuze von Kirchen entgegen. Das hätten wir vor unserer Reise gar nicht gedacht, dass das Christentum als Religion in Südkorea weit verbreitet ist. Aber dazu hatten wir schon in unserem Beitrag über den Jeoldusan Martyrs‘ Shrine etwas geschrieben. Interessanterweise sind die Kreuse fast alle rot und auf einer hohen Stahlkonstruktion auf den „Kirchen“ (die oft nur Hallen oder normale Gebäude sind) angebracht. Im Moment dominieren trotzdem noch die Laternen im Stadtbild von Seoul, doch dazu später mehr.
Zurück an der Dongdaemun Design Plaza ist es bereits dunkel und am Straßenrand sind einige Essensstände aufgebaut. Die klassische Wurst am Stiel, mit Kartoffelteig und Zucker bestreut, ist auch wieder dabei *grins. Das gesamte Gebiet des Dongdaemun Marktes wird langsam erleuchtet und wir stehen mitten im Lichtermeer.
Auf dem Hauptgebäude der Design Plaza leuchten übrigens die Worte „We’re All Heroes„, ein Dankeschön der Regierung an alle Einwohner und Helfer in Südkorea, die mit ihrem Einsatz und Einhaltung der empfohlenen Maßnahmen und Abstandsregeln zur Besserung der aktuellen Viruspandemie beitragen. Die Worte und das blaue Licht finden sich einen Monat lang auf allen berühmten Sehenswürdigkeiten von Seoul.
Da wir wegen der aktuellen Situation immer noch nicht in geschlossene Räume mit vielen Menschen gehen möchten und uns andererseits das Essen nach wie vor nicht wirklich begeistert, kochen wir am Abend wieder einmal in der Unterkunft und freuen uns über die vielen gesammelten Eindrücke.
Laternenfest – Buddhas Geburtstag naht
Bei unserem nächsten Ausflug gehen wir in die Richtung des Namsan Mountain und laufen zunächst durch den Jangchungdan Park, der direkt unterhalb der Dongguk University liegt. Auf dem Weg dahin sehen wir wieder Unmengen an bunten Tulpen am Straßenrand – eigentlich nichts Besonderes, aber nach der langen Zeit nur im Appartement freuen wir uns über die Farbenpracht! Der Jangchungdan Park ist sehr schön angelegt, mit einem Bachlauf und einem kleinen Wasserfall, schönen Pavillons, einem koreanischen Teehaus und natürlich wieder unzähligen blühenden Pflanzen.
Viele Koreaner spazieren durch den Park, sitzen barfuß (dazu hatten wir bereits beim King Gongmin Schrein und in Thailand etwas geschrieben) in den Holzpavillons, unterhalten sich, picknicken oder veranstalten aufwendige Foto-Shootings. Das ist anscheinend ein sehr beliebter Zeitvertreib in Südkorea. Zumindest sehen wir bei jedem Ausflug vor allem jüngere Menschen, die stundenlang posen und dabei sogar ihre Outfits wechseln! Nie darf das obligatorische Victory-Zeichen fehlen! Selbst die Kleinsten, der Jüngste war etwa zwei Jahre alt, heben für jedes Foto die Hände in die Luft und zeigen ein V mit dem Zeige- und dem Mittelfinger. Wir müssen grinsen! Langsam spazieren wir zur anderen Seite des Parks, wo wir viele Laternen an beiden Straßenrändern sehen…
Buntes Laternenmeer am Jeonggakwon Tempel
Bereits in den letzten Tagen sind uns unzählige bunte Laternen an vielen Straßen Seouls aufgefallen, die abends sehr schön beleuchtet sind. Was es damit auf sich hat? Ein großes Spektakel: Buddhas Geburtstag. Dieser Tag ist – nicht nur – in Südkorea ein Feiertag. Da Buddhas Geburtstag immer am achten Tag des vierten Monats nach dem Mondkalender gefeiert wird, ist das Datum nach unserem Kalender in jedem Jahr unterschiedlich. Der 2564. Geburtstag von Buddha im Jahr 2020 unseres Kalenders ist in diesem Jahr im April (sonst meistens im Mai).
Die Laternen, die wir überall in Seoul sehen, sind so aufgehangen, dass sie stets den Weg zum nächsten Tempel weisen. Alle Tempel im Land sollen zu Buddhas Geburtstag die Welt erleuchten und die Weisheit von Buddha (dem Erleuchteten) verbreiten, indem sein Geburtstag zelebriert wird. In Seoul findet zu Buddhas Geburtstag außerdem eine große (Lotus-) Laternenparade statt. Viele Menschen basteln ihre eigenen Laternen zu diesem Festtag. Ursprünglich wurde dazu Hanji verwendet, das typische und auf traditionelle Weise hergestellte Papier. In diesem Jahr fällt die Zeremonie zu Buddhas Geburtstag allerdings sehr schlicht aus und wird nur im Jogyesa Tempel in Seoul gefeiert. Die große Laternenparade ist aufgrund der aktuellen Pandemielage erst einmal verschoben (letztlich wurde das Fest für 2020 komplett abgesagt).
Wir folgen den bunten Laternen den Berg hoch zur Uni. Die Dongguk University ist eine der wenigen buddhistischen Universitäten und hat etwa 15.000 Studenten in Seoul. Auf ihrer Anlage befindet sich auch der Jeonggakwon Tempel, zu dem uns die Laternen leiten. Nach kurzem Weg erblicken wir bereits die vielen, bunten Laternen als „Laternendach“ über der Treppe zum Eingang des Tempels und um den Tempel herum.
Das Gebäude selbst ist aber auch faszinierend und wir gucken uns gerne die verzierten und bemalten Wände und Dächer aus der Nähe an. Außerdem entdecken wir noch den für Tempelanlagen in Südkorea typischen Glockenpavillon. Bei dem Schmuck dieses kleineren Tempels sind wir jetzt schon gespannt, wie dann wohl erst die großen, bekannten Tempel Seouls, insbesondere der Jogyesa und der Bongeunsa Tempel, zu dieser Zeit aussehen.
Laternen zu Buddhas Geburtstag auf dem Uni-Campus
Anschließend folgen wir der Straße mit den aufgehängten Laternen weiter und kommen auf den Campus der Dongguk University. Der Platz auf dem Hauptcampus ist schön anzusehen und ebenfalls umfangreich mit Laternen verziert. Einige Studenten sitzen dort herum, gehen spazieren, teilweise auch mit ihren Kindern, oder kommen mit Büchern und Papier bepackt an uns vorbeigelaufen. Einige sitzen auch in der Mitte des Campus an einem Wasserbecken und trinken Bier. Unileben eben – vielleicht in einigen Punkten gar nicht so anders als bei uns…
Der blau erleuchtete Seoul Tower vom Namsan Park
Später gehen wir zu einem der vielen Eingänge des Namsan Parks. Zuerst bedeutet das für uns 331 Treppenstufen (wir haben nicht gezählt, die Anzahl steht auf der obersten Stufe). Der Namsan Park ist gut besucht und viele Koreaner machen dort ihren Abendsport oder gehen spazieren und unterhalten sich. In den Bäumen sind Lichter installiert, wodurch eine schöne Atmosphäre geschaffen wird.
Auch der Seoul Tower ist beleuchtet, und zwar in blau. Diese Aktion gehört ebenso zu dem symbolischen Dankeschön der südkoreanischen Regierung, wie wir sie bereits an der Dongdaemun Design Plaza gesehen (und weiter oben in diesem Beitrag davon erzählt) haben. Auf den Seoul Tower möchten wir natürlich auch noch hinauf. Aber heute begnügen wir uns mit einem Blick auf den Turm und beenden damit unseren Ausflug.
Beeindruckendes Sightseeing in Dongdaemun und Reise zu uns selbst
Wir würden jedem empfehlen, etwas Zeit für einen Seoul-Besuch mitzubringen (wobei das wahrscheinlich für eigentlich alle Reiseziele gilt…). Wie unsere bisherigen Ausflüge zeigen, gibt es auch abseits der klassischen Sehenswürdigkeiten jede Menge zu entdecken. Uns gefällt, wie viele ruhige Flächen es in dieser riesigen Metropole gibt, ohne dass man sich weit aus dem Zentrum wegbewegen muss. Außerdem ist die Stadt so vielfältig!
Andere westliche Touristen sehen wir nur extrem selten. Eine Einreise für ausländische Touristen ist im Moment nicht so einfach möglich. Das liegt sowohl an den verschärften Einreisebestimmungen als auch an den immer stärker reduzierten Flugverbindungen.
Da wir aber einmal im Land sind, dürfen wir auch bleiben und uns mittlerweile wieder relativ frei bewegen, um die Stadt zu entdecken. Trotzdem verbringen wir auch weiterhin Zeit in unserer Unterkunft. Zum einen möchten wir noch immer größere Menschenansammlungen und damit auch die berühmten Sehenswürdigkeiten meiden. Zum anderen absolvieren wir noch immer den Achtsamkeitskurs, von dem wir vor einiger Zeit erzählt hatten. Es ist das achtwöchige, von Jon Kabat-Zinn entwickelte MBSR-Programm.
In diesen Tagen wird ein täglicher, 45-minütiger Bodyscan empfohlen, der unsere Konzentration auf den eigenen Körper legt und unsere Achtsamkeit schult. Wir merken, wie uns der Fokus auf die Beobachtung guttut und uns auch im Alltag achtsamer werden lässt. Zwischenziel erreicht – check! Wir entscheiden uns, das Thema für uns weiter zu vertiefen und berichten Euch gerne darüber.
Auch interessieren uns so viele andere Ideen und Konzepte zur Persönlichkeitsentwicklung und zum Mindset. Wir lesen, hören und sprechen zum Beispiel über Glaubenssätze, Prägungen aus der Kindheit, die Macht des Unterbewusstsein, positive Gedanken, … Wir sind selbst gespannt, wie wir all das neue Wissen nutzen können und uns diesbezüglich weiterentwickeln. Falls ihr Fragen dazu oder Erfahrungen damit gemacht habt, lasst es uns gerne wissen! Wir freuen uns auf einen Austausch!
Endlich haben wir mehr Freiheiten, um Seoul zu entdecken. Wir freuen uns so sehr auf die nächsten Tage und noch mehr neue Eindrücke! Für was entscheidet ihr Euch: Shopping oder Stadtgeschichte? (Zum klassischen Sightseeing geht es hier entlang!) Viele Grüße, Jenny und Thomas