Weltberühmte Dünen, unendlich viel Sand, fantastisch leuchtende und sehr kontrastreiche Farben – Sossusvlei ist eines der Highlights Namibias! Diese einmalige Landschaft ist nicht an einem Tag zu entdecken. Deshalb geht es heute im Sossusvlei weiter mit dem Sesriem Canyon, dem versteckten Hidden Vlei und der Düne 45!
Willkommen zu unserem zweiten Teil über den Aufenthalt in Sossusvlei auf unserem Namibia Roadtrip. Wir erleben:
Unsere Erlebnisse in Sossusvlei an Tag 1, auf der höchsten Düne der Welt, dem kontrastreichen Deadvlei und dem namensgebenden Sossusvlei findet ihr hier.
Sossusvlei Tag 2 – Zwischen Schluchten und Sandsturm
Sesriem Canyon: Wanderung in 30 Meter Tiefe
Vom Fluss Tsauchab in Millionen von Jahren ausgewaschen, ist der Sesriem Canyon entstanden. Vom Parkeingang verläuft der Tsauchab noch 60 Kilometer und 30 Meter tief ins Sossusvlei, wo er dann versandet. Heutzutage führt der Fluss allerdings nur noch ganz selten Wasser und der Canyon ist daher meistens ausgetrocknet. Ein Wanderweg verläuft etwa zwei Kilometer durch die Schlucht und endet im flachen Terrain.
Wie in Namibia üblich, gibt es auch am Sesriem Canyon keinerlei Absperrungen. Am kleinen Parkplatz angekommen, werfen wir vor dem Abstieg einen ersten Blick nach unten. Das sieht schon ganz schön tief aus! Direkt begeben wir uns an den Abstieg in den Canyon und die Perspektiven sind beeindruckend. Ich finde es immer wieder krass zu sehen, wie viel Kraft das Element Wasser hat und wie es eine Landschaft prägen kann. Ähnliche Einflüsse durch den Fluss Swakop haben wir schon bei der Mondlandschaft in der Nähe von Swakopmund gesehen oder auch im Kuiseb Canyon.
Unten im Canyon finden wir teilweise noch Wasser. Meist sind es eher kleinere oder größere Pfützen am Rand, später macht uns ein größerer Tümpel das Weitergehen allerdings unmöglich. Im Wasser sehen wir viele Kaulquappen und kleine Frösche. Um die Pfützen herum ist der Boden noch sehr feucht. Offensichtlich werden die Wasserstellen von anderen Tieren zum Trinken benutzt, denn wir sehen zahlreiche Fußspuren. Naja, von Oryx-Antilopen hatten wir zuvor gelesen, dass sie sich manchmal im Canyon aufhalten. Aber auf einmal sehen wir auch andere Fußspuren. Der Guide eines alleine reisenden Fotografen erzählt uns, dass es Leopardenspuren wären…
Spaziergang mit einem Leoparden?
Die Fußspuren geben mir schon etwas zu denken. Sie sehen eindeutig nach einer Raubkatze aus. Wenn ihr erkennen könnt, was es ist, schreibt es doch gerne in die Kommentare. Auf jeden Fall gefällt mir die Vorstellung nicht so gut, gemeinsam mit einer Raubkatze in einem Canyon zu sein, der teilweise maximal zwei Meter breit ist…
Wir laufen trotzdem weiter durch den Sesriem Canyon. Immer wieder zweigen kleinere Seitenarme ab. Es ist wirklich imposant, durch diese Schlucht zu laufen, umgeben von den hohen Wänden aus Sandstein. Neben den Fußspuren im Sandmatsch und den Fröschen an den Wasserlöchern, zeugen einige Pflanzen und Bäume von Leben. Es ist ein krasser Kontrast zu der Weite, die wir gestern und insgesamt meistens in Namibia erleben dürfen. Ich glaube, die Weite sagt mir mehr zu.
Insgesamt würden wir den Sesriem Canyon als schönen Zwischenstopp bezeichnen. Wir waren knapp zwei Stunden unterwegs, natürlich wieder mit großzügig bemessenen Fotostopps *grins. Dadurch, dass es kein Rundweg ist, könnt ihr die Strecke sehr gut variieren. Wenn ihr nur kurz Zeit habt, lohnt es sich auch, für nur wenige Meter in den Canyon abzusteigen. – Achso: Einen Leoparden haben wir übringens nicht gesehen…
Hidden Vlei – das versteckte Tal in Sossusvlei
Es ist schon später Vormittag, als wir die gleichen 60 Kilometer wie gestern, in den Nationalpark hineinfahren. Auf der Fahrt fällt uns bereits der stärkere Wind auf. An den Dünen sehen wir Sandverwehungen um die Gipfel herum und wir hören den Wind auch im Auto. Nichtsdestotrotz ist die Fahrt wunderschön und die Aussichten einfach toll. Auch heute dürfen wir wieder einige Oryx-Antilopen in der Ebene zwischen den Dünen grasen sehen.
Kurz vor dem Beginn der 4×4-Piste parken wir. Am 2×4-Parkplatz beginnt der Wanderweg zum Hidden Vlei. Mal sehen, ob es wirklich so versteckt ist, wie der Name suggeriert. Zumindest entdecken wir eine erste Wegmarkierung am Parkplatz. Für den Notfall haben wir die Route aber auch auf unserem Handy gespeichert.
Hinter dem Wegweiser zum Hidden Vlei, finden wir zunächst keinerlei weitere Wegmarkierungen. Die Orientierung in der Weite der Wüste ist schwierig. Wir drehen uns immer wieder um, denn solange wir unser Auto noch sehen, ist alles in Ordnung. Irgendwann gucken wir doch mal aufs Handy und merken, dass wir doch ein ganzes Stück von der eingeschlagenen Richtung abgekommen sind. Ich war mir sicher, dass wir in die richtige Richtung gehen! So kann man sich täuschen… Wusstet ihr, dass der Mensch gerade einmal 20 Meter geradeaus laufen kann, wenn er keinerlei Anhaltspunkte zur Orientierung hat! Das ist erschreckend, oder? Wir können wirklich nur empfehlen, immer eine Karte und am besten auch einen Kompass dabeizuhaben.
Erst nach der Hälfte der Strecke entdecken wir endlich Wegmarkierungen und folgen diesen. Insgesamt kommen wir heute gut voran. Toll ist mal wieder die abwechslungsreiche Landschaft mit vielen Bäumen zu Beginn und dann einem Mini-Canyon, der vielleicht maximal einen Meter hohe Wände hat. Er ist zwar klein, aber die Struktur der ausgewaschenen Wände erinnert absolut an einen großen Canyon. Dahinter ist es plötzlich sehr sandig und an den Dünenrändern stehen nur noch einige Büsche. In einem der kleinen Büsche entdeckt Jenny eine Bewegung… es ist eine gut getarnte Sand-Eidechse. Wir freuen uns über ein neues Tier auf unserer Afrika-Reise.
Vor uns erhebt sich eine Sandkuppe und der letzte Kilometer geht stetig bergauf. Der Wind pfeift uns gehörig um die Ohren und den Sand ins Gesicht, je näher wir der Kuppe kommen. Dann sind wir oben und uns öffnet sich ein weiter Blick. Yes, wir haben die versteckte Salz-Ton-Pfanne erreicht. Unter uns liegt das Hidden Vlei! Ähnlich wie beim Deadvlei sehen wir ein großes Tal vor uns. Diesmal sind deutlich näher dran, vermutlich weniger als 100 Höhenmeter. Zudem ist das Hidden Vlei fast komplett geteilt von einer weiteren Düne, deren Ausläufer bis zum Fuß von unserer Erhebung reicht.
Einige vertrocknete Kameldornbäume können wir unten im Tal erblicken, aber auch nur, wenn wir unsere Köpfe für wenige Sekunden erheben. Der Wind ist so heftig, dass wir kaum aufsehen können. Nein, das macht keinen Spaß! Wir verlassen das Hidden Vlei nach wenigen Augenblicken (im wahrsten Sinne des Wortes…). Auf den Fotos ist von den Sandböen nichts zu erkennen. Sieht doch friedlich aus, oder?
Der Weg zum Hidden Vlei gefällt uns besser, als die Pfanne an sich. Die kleine Wanderung zum Aussichtspunkt hat wirklich viel zu bieten. Über den gleichen Weg gehen wir nun wieder zurück zum Parkplatz. Normalerweise mag ich lieber Rundwege, aber diesmal ist auch der gleiche Weg wieder spannend. Die Perspektiven sind völlig unterschiedlich. Zudem haben wir den Wind jetzt im Rücken und können uns daher viel entspannter umsehen. So machen wir häufiger Fotostopps und genießen unseren Sandspaziergang.
Düne 45 – Unsere zweite Dünenbesteigung in Sossusvlei
Durchgepustet von dem Wind fahren wir zurück in Richtung Sesriem. An der Düne 45 werfen wir einen Blick auf die Uhr: Für einen schnellen Stopp haben wir noch Zeit. Die Düne 45 liegt etwa 45 Kilometer von Sesriem entfernt und dies wird häufig als namensgebender Fakt verwendet. Der wahre Grund für den Namen soll allerdings die Tatsache sein, dass es die 45. Düne vom Meer aus gesehen ist. Das erscheint mir auch logisch, schließlich gibt es auch andere nummerierte Dünen in Namibia (Spoiler: Die Düne 7 in der Nähe von Walvis Bay werden wir auf unserer Reise ebenfalls noch erklimmen…).
Schon aus einiger Entfernung sehen wir, wie der Sand auf dem Dünenkamm der Düne 45 verwirbelt wird. Der Parkplatz ist bis auf ein weiteres Auto leer. Vorher hatten wir im Internet Bilder gesehen, wie voll es dort teilweise ist und die Touristen in einer Schlange auf die Düne laufen… Zurück zu uns: Wir stehen vor dieser riesigen Düne und wissen gar nicht, wo wir anfangen sollen. Wo geht man denn hoch? Als wir Richtung Düne laufen, kommt uns der einzige andere Tourist weit und breit entgegen und berichtet, dass der Aufstieg von der Seite gut möglich sei. OK, dann eben über die Seite.
Vermeintlich gemütlicher Aufstieg auf die Düne 45
Die Düne 45 ist zwar relativ klein im Verhältnis zu Big Daddy . Mit „nur“ zwischen 80 und 170 Meter Höhe, je nach Angabe und abhängig von natürlichen Veränderungen, ist der Aufstieg trotzdem nicht ohne. Zwischendurch gibt es immer wieder sehr tiefsandige Passagen, die uns regelmäßig bei unseren Schritten zurückrutschen lassen und unsere Füße regelrecht begraben. Der Wind ist mittlerweile heftig und erhöht die Herausforderung des Aufstieges wesentlich. Zum Ende hin, als der Grat der Düne bereits relativ nah ist, wird es richtig anspruchsvoll. Es ist mega steil, tiefsandig und der Wind pfeift uns aber mal so was von um die Ohren. Denken wir zumindest jetzt…
Wir ahnen schon, dass wir uns auf dem Gipfel sicher nicht aufhalten können. Noch sind wir uns gar nicht sicher, ob wir überhaupt hochgehen sollen… Das ist schade, auf Big Daddy hatten wir es so genossen. Eine kurze Beratschlagung später entscheiden wir, gemeinsam die letzten paar Meter bis zum Dünenkamm aufzusteigen und dann auf der anderen Seite sofort ein paar Meter runterzugehen. So sollten wir schnell durch die Sandverwehungen kommen und dort muss es doch eigentlich ruhiger sein…
Kampf um den Gipfel mitten im Sandsturm
Wir machen eine kurze Pause, atmen durch und wollen dann ganz schnell über den Gipfel. Der aufgewirbelte Sand lässt einen roten Schleier entstehen, der uns schmerzhaft ins Gesicht peitscht. Dieser sieht zwar schön aus, aber wir können kaum nach vorne sehen.
Die letzten Meter sind wirklich heftig. Der Sand fliegt uns nur so um die Ohren und wir versuchen, unser Gesicht so gut es geht wegzudrehen. Die Sandverwehungen sind so krass, dass wir die letzten Höhenmeter kaum merken. Dann sind wir oben und halten den Wind und den Sand kaum aus! Krass, wir werden hier oben komplett gesandstrahlt. Wir huschen nur kurz über den Gipfel, ohne die Aussicht zu genießen, und steigen schnell ein paar Meter auf der anderen Seite des Dünenkamms ab. Leider ist es da nicht weniger windig und wir müssen noch 20 Höhenmeter runter, bevor wir überhaupt wieder etwas sehen. Schade um das Gipfelerlebnis! Bei dem ganzen Sand, der hier gerade verweht wird, können wir uns übrigens gut vorstellen, warum die Dünen in ihren Höhen variieren.
Mit jedem Mater nach unten lässt der Wind nach. Trotzdem ist es unglaublich, wie stürmisch es bleibt. Nach kurzer Zeit können wir wenigstens kurz stehenbleiben und die Umgebung betrachten. Es sieht wirklich grandios aus. Mit der Nachmittagsonne im Rücken blicken wir in die Dünenlandschaft und das an dieser Stelle sehr breite Tal, durch das der Tsauchab früher geflossen ist. Wie gerne würden wir auf der Düne sitzen und einfach das Ambiente genießen… Da wir heute aber schon im Sesriem Canyon und im Hidden Vlei waren, haben wir sowieso nicht mehr so viel Zeit bis zum Sonnenuntergang und so gehen wir lieber schnell den steilen Abstieg ins Tal und zum Auto hinunter.
Jetzt liegen noch die 45 Kilometer zurück zur Campsite vor uns. Die Straße ist so gut, dass wir immer die erlaubten 60 km/h fahren können. Mit der untergehenden Sonne im Rücken wird die Landschaft in ein tolles Licht getaucht und wir genießen die Perspektiven. Insgesamt sind wir ziemlich müde und freuen uns darauf, auf der Campsite zu sein. Der zweite komplette Tag im Namib-Sandmeer geht zu Ende und wir sind dankbar für die vielen tollen Erlebnisse. Nur den starken Wind hätten wir uns nicht unbedingt ausgesucht… Aber ein Erlebnis war es allemal!
Den Sand lassen wir in Sossusvlei…
Der letzte Morgen in Sesriem steht im Zeichen der Reinigung (vielleicht erinnert ihr Euch an unsere Putzaktion nach dem nächtlichen Sandsturm in Swakopmund). Wir sind schon geduscht und entsandet, aber unsere Technik hat den gestrigen Sandsturm auf der Düne 45 überhaupt nicht gut vertragen. Wir sitzen beide in der Sonne und nutzen alles, was unser Gepäck für die Kamerareinigung hergibt. Alles knirscht wie verrückt, die Knöpfe, sofern sie sich überhaupt bewegen lassen, und die Objektive, machen bei jeder Bewegung Geräusche, die sehr ungesund klingen… Einerseits fluchen wir, anderseits denken wir uns: Das war es wert!
Ihr plant eine Safari im südlichen Afrika?
Hier findet ihr alle Infos zu unseren Namibia Campsites 2021 (Update 2024).
Auf jeden Fall fühlen wir uns nicht alleine, andere Reisende kommen vorbei und berichten von ähnlichen Problemen und ihren Reinigungsaktionen. So ergeben sich einige witzige und interessante Gespräche. Nach einiger Zeit lassen sich unsere Kameras wieder ansatzweise bedienen. Die Putzaktion hat sich gelohnt.
Anschließend starten wir unsere Fahrt in den Süden, über die D707, die angeblich schönste Straße Namibias.
Wir sind gespannt, ob die Straße mit den Traumstraßen durch das Damaraland mithalten kann. Davon werden wir Euch im nächsten Beitrag berichten. Wie immer freuen wir uns auf Eure Kommentare! Viele Grüße Thomas
Hallo Vanessa,
herzlich willkommen auf unserem Blog! Vielen Dank für die Erwähnung. Gleichzeitig haben wir so deine tolle Namibiaseite und -liebe entdeckt! Das Land ist aber auch wirklich wundervoll! Alles Gute Thomas und Jenny
Lustig die Namen der Dünen.
Haha… Ja, der „große/dicke Papi“ wacht über dem Sandmeer!