Eine gigantische Schlucht mit fantastischen Panoramen. Der bis zu 550 Meter tiefe Fish River Canyon im südlichen Namibia begeistert uns und ist eine neue Facette auf unserem Roadtrip durch dieses wunderschöne Land.
Willkommen zu unserem nächsten Beitrag über unseren Namibia Roadtrip. Heute teilen wir:
- Von Kolmanskop zum Fish River Canyon
- Camping und Wanderung am Fish River Canyon
- Viewpoints! Aussichtspunkte am Fish River Canyon
Von Kolmanskop zum Fish River Canyon
Nach unserem Trip an die Küste mit der unvergesslichen Nacht am Diaz Point und dem ausgiebigen Erkunden der Geisterstadt Kolmanskop sind wir wieder zurück auf der Klein-Aus Vista Campsite und starten von dort in den Tag.
Chamäleons zwischen Kameldornbäumen
Bevor wir losfahren, haben wir allerdings noch eine Herausforderung vor uns: Wir haben die Achtung-Chamäleon-Schilder gesehen! Unsere Suche beginnt…
Die Frau an der Rezeption der Campsite hatte uns freudig mitgeteilt, dass es unendlich viele gebe auf dem Weg zur Campsite. Wir sind schon voller Vorfreude… und finden: Keines! Nicht ein einziges kleines Chamäleon lässt sich blicken. Später werden wir von einer anderen Mitarbeiterin aufgeklärt, dass es die falsche Jahreszeit sei und derzeit keine Chamäleons zu sehen sind. Na toll…
Aber auch ohne Chamäleons ist es ein schöner Start in den Tag. Wir sind draußen, genießen die frische und noch etwas kühle Luft. Dazu sehen wir wunderschöne und lebendige Kameldornbäume. Ihr erinnert Euch bestimmt an die abgestorbenen Kameldornbäume im Deadvlei!? Neben weiteren Pfanzen und vielen glitzernden Steinen finden wir sogar zwei Straußeneier. Der Nachwuchs ist allerdings schon geschlüpft und die Schalen leer.
Erste Begegnung mit dem Fish River
Heute haben wir ziemlich exakt 300 Kilometer bis zu unserer Campsite am Fish River Canyon vor uns. Das wird dann der südlichste Stopp auf unserem gesamten Roadtrip, wo wir schon nah an Südafrika sind.
Als wir auf dem Weg über eine große Brücke den Fischfluss überqueren, halten wir natürlich an. Der Fisch führt relativ wenig Wasser und wir stellen uns schon die Frage, wie ein Fluss mit so wenig Wasser für einen gigantischen Canyon verantwortlich sein kann. Aber hey, immerhin führt der Fluss überhaupt Wasser. Das ist schon deutlich mehr als bei allen anderen Flüssen, die wir bisher überquert oder gesehen haben.
Dann kommen wir zum Naute Damm, wo der Löwenfluss zu einem kleinen See aufgestaut wird. Es ist etwas besonderes, so viel Wasser in einem ansonsten sehr trockenen Gebiet zu sehen. Einige Vogelarten sind hier beheimatet. Für eine Toilettenpause und um kurz die Beine vertreten, können wir diesen Stopp empfehlen. Hinter dem Stausee haben wir eine der wenigen „Wasserdurchquerungen“, da wir den Überlauf des Sees passieren müssen.
Bester Apfelstrudel oder bester Kaffee in Namibia?
Auf der Weiterfahrt in Richtung Fish River Canyon verläuft die Strecke mal wieder schnurgerade und wir können endlos weit gucken. Aus dem Nichts taucht plötzlich ein Schild auf und kündigt den „Best Apfelstrudel in Namibia“ an. Aha…! Auf jeden Fall hat das Schild seinen Zweck erfüllt…
Nach wenigen Kilometern finden wir die Einfahrt zur Canyon Farm Yard. Wir sind die einzigen Gäste und haben die volle Aufmerksamkeit der Gastgeberin. Die herzliche Dame ist sehr gesprächig und scheint sich über die Abwechslung zu freuen. Sie erzählt von der Abgeschiedenheit, dem Alltag auf der Farm, den Kindern in der Stadt und über die allgemeinen gesellschaftlichen Probleme, die sie in Namibia sieht. Für uns ist es super interessant. Auch die Papageien sprechen übrigens mit uns, auf afrikaans und englisch *grins. Besonders Jenny freut sich darüber sehr.
Angesichts der großen Anlage mit Campingmöglichkeiten und vielen ausrangierten Oldtimern, sind ansonsten vermutlich mehr Gäste hier. Alles erinnert uns ein bisschen an Solitaire (und den bekanntesten Apfelkuchen Namibias) und ist liebevoll und individuell eingerichtet. Auch einen kleinen Shop gibt es, in dem ihr lokale und selbst hergestellte Produkte der Farm kaufen könnt!
Der leicht angewärmte apple crumble schmeckt sehr lecker! Und der Kaffee ist überragend!
Für uns ist es eine sehr gelungene Pause. Da der Rückweg vom Fish River Canyon über die gleiche Straße verläuft, ist der nächste Kaffee schon gesichert…!
Beeindruckende Landschaft auf dem Weg zum Fish River Canyon
Frisch gestärkt sind wir back on the road. Nach mittlerweile mehr als zwei Wochen, die wir in Namibia unterwegs sind, erleben wir heute etwas Neues. Bisher hatten wir jeden Tag strahlend blauen Himmel, aber heute ziehen teils dicke Wolkenfelder am Himmel entlang. Die Lichtverhältnisse wechseln immer wieder innerhalb von kurzer Zeit und sorgen so für beeindruckende Szenerien.
Auch die Landschaft begeistert uns: Leuchtend gelbe Savanne, Berge mit markanten Plateaus, vereinzelte Köcherbäume oder ein Miniatur-Canyon. Zudem sehen wir einige Esel am Wegesrand und mehrere Strauße in der Ebene. Eine wahrhaft tolle Anfahrt in eine riesige Ebene, in der irgendwo der Fish River Canyon eingebettet sein muss.
Camping und Wanderung am Fish River Canyon
Die Hobas Campsite liegt direkt am Eingangstor des /Ai-/Ais Richtersveld Transfrontier Park, dem Nationalpark, in dem der Fish River Canyon liegt. Bevor wir dort unser Zelt aufbauen, fahren wir zu dem ersten Aussichtspunkt, der nur etwa zehn Kilometer von der Campsite entfernt liegt. Auch wenn es sehr wolkig ist, spekulieren wir auf einen tollen Sonnenuntergang über dem Canyon.
Ihr plant eine Safari im südlichen Afrika?
Hier findet ihr alle Infos zu unseren Namibia Campsites 2021 (Update 2024).
Der Fish River Canyon gilt nach dem Grand Canyon in den USA als zweitgrößter Canyon der Welt. Eigentlich besteht der Fish River Canyon sogar aus zwei Schluchten. Der breitere Teil des Fish River Canyons ist etwa 170 Meter tief und durch tektonische Verschiebungen entstanden. In dieses Plateau hat sich der Fischfluss dann noch einmal um bis zu 380 Meter eingegraben, so dass der tiefste Punkt des Fish River Canyons bei 549 Meter liegt. Uns fasziniert es immer wieder aufs Neue, welche Kraft die Natur hat und was daraus entsteht. Geht Euch das auch so?
Mittlerweile wird der Fisch, übrigens der längste Fluss Namibias, vor dem Canyon am Hardap Damm gestaut und führt im Canyon nur noch sehr selten und wenig Wasser. Daher wird zumindest durch die Kraft des Wassers keine großartige Veränderung am Canyon mehr zu erwarten sein.
Die Höllenkurve vom Main Viewpoint aus
Als erstes erreichen wir den Main Viewpoint. Es gibt unzählige Infotafeln mit Bildern, die anschaulich die Entstehung des Canyons zeigen und dessen Eigenschaften erklären. Zunächst möchten wir aber die berühmte Höllenkurve sehen und nehmen daher erst einmal die Treppe nach oben. Wir sind komplett alleine an diesem riesigen Aussichtpunkt, der jede Menge Tische, Bänke und Sonnenschutz bereithält. Und die Aussicht auf den Fish River Canyon ist einfach nur wow! Gleichzeitig ist es der bekannteste und wohl meist fotografierteste Anblick. Seht selbst:
Am Main Viewpoint gibt es übrigens die einzige Toilette am Fish River Canyon. Von dort aus hat man sogar einen Blick in den Canyon. So eine Aussicht kann man selten vom stillen Örtchen genießen *grins.
Vom Main Viewpoint kann man in beide Richtungen entlang der Kante des Canyons fahren und verschiedene Aussichtspunkte abklappern. Der übernächste Aussichtspunkt heißt Sunset Viewpoint und den möchten wir auf jeden Fall noch heute Abend sehen!
Der Sunset Viewpoint am Fish River Canyon
Der Name verspricht nicht zu viel! Kommt auf jeden Fall zum Sonnenuntergang hierher. Es lohnt sich! Wir können von hier aus in einen anderen Teil des Canyon gucken, der genauso beeindruckend ist! Vom Parkplatz aus kann man sogar noch einen kleinen Trampelpfad laufen, um näher am Canyon zu sein. Als die Sonne untergegangen ist, laufen wir zurück zum Auto.
Und dann beginnt ein unbeschreibliches Farbspektakel. Hatten wir zunächst „nur“ einen gelb-orangenen Streifen von der untergehenden Sonne am Horizont, so färbt diese nun die niedrig hängende Wolkendecke immer kräftiger ein. Erst noch leicht orange-rötlich, später dann richtig kräftig rot bis sogar leicht violett. Für uns ein absolut magischer Moment vor dieser Kulisse. Wir fühlen uns sogar an die Nordlichter von Island erinnert, nur eben in rot. Worte können es gar nicht beschreiben…
Uns haben diese Momente so sehr beeindruckt, dass wir diese bereits mit einem separaten Beitrag gewürdigt haben. Es ist ein faszinierendes Ereignis, völlig allein vor diesem gigantischen Canyon zu stehen und bis zu 550 Meter in die Tiefe zu blicken. Verbunden mit der Dämmerungsstimmung, einem krassen Farbenspektakel am Himmel und einer niedrig hängenden Wolkendecke fühle ich (Thomas) mich allerdings auch etwas erdrückt von der Szenerie. Einerseits ist es unbeschreiblich schön, andererseits überfordert es mich gerade und ich fühle mich etwas unwohl.
Hobas Campsite am Fish River und Wander-Pläne?
Ich freue mich, wieder zurück an der Campsite zu sein. Im Dunklen kochen wir uns Nudeln. Anschließend fühle ich mich wieder besser. Direkt neben uns ist eine Gruppe junger Leute aus Südafrika, die ihre Zelte auf dem Boden aufgeschlagen haben. Wir tauschen uns kurz aus und erfahren, dass sie morgen zu einer Wandertour durch den Canyon aufbrechen. In fünf Tagen möchten sie etwa 85 Kilometer durch die tiefe Schlucht wandern. Wegen großer Steine und tiefer Sandbecken kommt man anscheinend besonders am Anfang nur beschwerlich vorwärts.
Grundsätzlich mögen wir mehrtägige Wanderungen. Nachhaltig ist uns unsere Tour über den Peaks of the Balkans durch Montenegro, Albanien und den Kosovo in Erinnerung geblieben. In Montenegro haben wir mit der Tara-Schlucht auch schon einen riesigen Canyon besucht. Aber ich weiß nicht, ob mich mehrere Tage innerhalb so einer Schlucht nicht zu sehr bedrücken würden. Schon nach der kurzen Zeit im Sesriem Canyon hatte ich mich gefreut, wieder die Weite der übrigen Landschaft zu sehen. Nichtsdestotrotz ist es bestimmt faszinierend, einmal im Fish River Canyon zu stehen und die Dimensionen von unten auf sich wirken zu lassen.
Viewpoints! Aussichtspunkte am Fish River Canyon
Die Wandergruppe ist schon aufgebrochen, als wir morgens kurz nach dem Sonnenaufgang aufstehen. Wir werden von den ersten Sonnenstrahlen begrüßt und starten schnell zum Fish River Canyon. Den Sunset Viewpoint, den wir gestern zum Sonnenuntergang besucht haben, empfehlen wir Euch auf jeden Fall. Aber heute fahren wir weiter zu den südlicheren Aussichtspunkten.
South Viewpoint und Schwefelquellen?
Wir lassen auf der Hauptroute sowohl den Main Viewpoint, als auch den Abzweig zum Sunset Viewpoint hinter uns. Etwa 1,5 Kilometer südlich führt rechts eine Piste zu den nächsten Aussichtspunkten. Auch eine Schwefelquelle soll es dort geben, die wir gerne besuchen möchten. Nach kurzer Zeit kommen wir sogar an einem Wegweiser vorbei, der die Schwefelquellen ausschildert. Auch wenn das Schild schon sehr verblichen ist…
Wir folgen dem Schild in Richtung der Schwefelquellen. Allerdings verliert sich der Weg recht schnell und wir können nicht erkennen, wo es weiter geht. Somit fehlt uns nun auch die Route zum südlichsten South Viewpoint. Die zweite Strecke zum South Viewpoint würde einen Umweg von 30 Kilometer Länge auf einer groben Schotterpiste bedeuten. Wir entscheiden uns dagegen.
Sulphur Springs und Swaelbron Lookout
Stattdessen fahren wir zu dem südlichsten Punkt, den wir auf der einzig erkennbaren Piste erreichen können. Später lesen wir in einigen Karten, dass dieser Viewpoint Sulphur Springs Lookout heißt. Vielleicht sind wir ja doch gar nicht so weit weg von den Schwefelquellen…?
Am Aussichtspunkt angekommen, steht die Sonne so ungünstig, dass der Grund des Canyons im Schatten liegt. Spontan beschließen wir, erst zu frühstücken und die Aussichtspunkte später abzufahren, wenn die Sonne höher steht. Es ist ein Traum, inmitten dieser Kulisse vollkommen alleine mit der Natur zu sein!
Mittlerweile steht die Sonne deutlich höher und sorgt für angenehme Temperaturen. Wir beenden unser Frühstück, auch wenn wir noch ewig in dieser Kulisse sitzen könnten. Wir teilen die Aussicht auf den Canyon gerne mit Euch:
Irgendwann fahren wir zurück, Richtung Main Viewpoint. Keine zwei Kilometer später stoppen wir schon wieder am Swaelbron Lookout. Aber auch auf dem Weg dorthin gibt es unzählige Möglichkeiten, den Canyon zu bestaunen. Wir könnten uns wirklich den ganzen Tag hier aufhalten!
Für Wanderer: Der Hiker’s Viewpoint
Nachdem wir alle für uns erreichbaren, südlicheren Aussichtspunkte besucht haben, fahren wir zum nördlichen gelegenen Hiker’s Viewpoint. Hier starten die vier- bis fünf-tägigen Wanderungen am Fish River entlang durch die Schlucht.
Neben dem Startpunkt für den hiking trail und einer fantastischen Landschaft hat dieser Aussichtspunkt noch zwei positive Aspekte. Von hier ist super zu erkennen, dass der Fish River Canyon aus zwei Ebenen besteht, die noch einmal fast 400 Höhenmeter Unterschied aufweisen. Die obere Ebene sieht teilweise wie ein riesiges Plateau aus, vergleichbar mit den Bergen in Namibia, die wir sonst schon so häufig gesehen haben.
Außerdem wächst hier eine Steinspirale immer weiter. Die Spirale ist in sehr vielen Kulturen, von uralt bis modern, ein bedeutendes Symbol. Sie ist sowohl im Innen (Atome, DNA) als auch im Universum zu finden und wird auch in der Meditationspraxis häufig eingesetzt. Der Fish River Canyon ist ein Ort mit riesigen Energien (schon allein die Form zeugt davon) und das Durchschreiten der Spirale ermöglicht eine Aufnahme dieser Energie. Da wir offen für solche Themen sind, schreiten wir die Spirale entlang und nehmen uns am Mittelpunkt einen Stein. Diesen legen wir am Ende wieder an die Spirale an, verbunden mit einem Wunsch ans Universum. So verlängert sich die Spirale immer weiter und jeder kann mitwirken. Eine schöne Idee, wie wir finden.
Main Viewpoint und Hell’s Bend – Höllenkurve die Zweite!
Zum Abschluss unserer Tour entlang des Fish River Canyons enden wir wieder am Hauptaussichtspunkt. Der Blick auf Hell’s Bend (oder auch Hell’s Corner genannt), die Höllenkurve ist einfach zu schön. Wir genießen ein letztes Mal dieses faszinierende Panorama. Winzig kleine, sich bewegende Punkte meine ich auf einmal im Canyon zu entdecken. Tatsächlich, es sind Menschen auf dem Grund des Canyons. Vielleicht ist das ja die Gruppe, die wir gestern an der Hobas Campsite getroffen haben, die jetzt auf ihrer ersten von fünf Tagesetappen wandert. Krass, wie winzig sie von hier aussehen…
Falls ihr noch mehr Zeit am Fish River Canyon verbringen möchtet, ist das problemlos möglich. Die Fahrt zum South Viewpoint ist sicherlich sehr lohnenswert. Außerdem gibt es noch andere Aussichtspunkte auf der anderen Seite der Schlucht. Dort waren wir gar nicht, freuen uns aber über Eure Berichte, falls ihr diese besucht habt!
Für uns beginnt nun der Rückweg in Richtung Windhoek. Dort möchten wir uns auch noch einige Wochen aufhalten. Natürlich fahren wir nicht ohne Zwischenstopps in die Hauptstadt. Davon erzählen wir Euch im nächsten Beitrag.
Uns hat der Fish River Canyon überwältigt. Vielleicht laufen wir ja eines Tages den vier- bis fünf-tägigen Hike durch die Schlucht. Hättet ihr Lust, dort einige Tage zu wandern? Viele Grüße, Thomas
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